Hape Kerkeling: Wie er das Drama seiner Jugend hinter sich ließ ...
Kinder sollten unbeschwert sein, auf Bäume klettern, ein Beet bepflanzen und ihr Leben möglichst sorgenfrei genießen. So eine Kindheit war Hape Kerkeling nicht vergönnt.
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Schon früh merkte er, dass mit seiner Mutter Margret etwas nicht stimmte. Tag für Tag wurde sie immer trauriger und der kleine Hape konnte nichts dagegen tun – so sehr er sich auch bemühte. Seine Kindheit mit einer depressiven Mutter und ihr Tod prägten ihn sehr. Er erhielt aber auch eine wichtige Lektion fürs Leben: „Als ich mit acht meine Mama verlor, lernte ich, dass es keine Garantien im Leben gibt.“
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Hape Kerkeling: "Humor ist die einzige Möglichkeit, ernste Dinge besser ertragen zu können"
Der kleine Hans-Peter wuchs in einer liebevollen Familie auf. Die ersten Jahre verbrachte er mit seinen Eltern und seinen Geschwistern im ländlichen Bockholt (bei Recklinghausen). Vor allem seine Mama Margret liebte er sehr: „Sie war humorvoll, stark und selbstbewusst. Zwar immer auch ein bisschen still, aber eben heiter und optimistisch.“ Doch das änderte sich 1970 mit dem Umzug in die Stadt und einer Operation, bei der die sonst so fröhliche Frau ihren Geruchsund Geschmackssinn verlor. Sie verfiel dadurch in eine schwere Depression. Hape erinnert sich noch genau: Immer wieder saß sie stundenlang auf einem Stuhl und starrte die geschlossene Tür an.
Sie so zu sehen, machte den Jungen traurig. Und so begann Hape, kleine lustige Stücke aufzuführen: „Ich habe meine kleinen Shows direkt vor ihrer Nase veranstaltet, immer in der Hoffnung, dass ich sie aus ihrer Trauer he rausreiße.“ Und es funktionierte auch manchmal. Lachen wurde damit zur Überlebens strategie im Hause Kerkeling. „Humor ist die einzige Möglichkeit, ernste Dinge besser ertragen zu können“, weiß Hape.
Hape Kerkeling: Er konnte seine Mutter nicht retten
Aber so sehr der kleine Hans-Peter sich auch ins Zeug legte, seine kindlichen Bemühungen konnten seine Mutter nicht retten. Es war eine Tragödie. Im Sommer 1973 konnte seine Mutter die seelischen Qualen nicht länger ertragen. Hape er innert sich noch ganz genau an jenen schicksalhaften Abend, an dem sie entschied, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Und er erinnert sich an den rosageblümten Bademantel, den sie trug, als sie gemeinsam vor dem Fernseher saßen und „Klimbim“ schauten. Irgendwann wollte sich seine Mama schlafen legen, er durfte noch weiterschauen. Und dann ging sie. Ohne einen Abschiedskuss. Sie starb an einer Überdosis Schlaftabletten.
„Das war das Schrecklichste, was mir in meinem Leben widerfahren ist. Das war traumatisch“, erinnert er sich. Doch zum Glück war er umgeben von Menschen, die ihn nicht alleinließen und ihm den nötigen Rückhalt boten. Seine Tanten und Großeltern kümmerten sich. Dieser familiäre Zusammenhalt ließ ihn positiv nach vorne blicken: „Ich ahnte als Achtjähriger nach dem Erlebten: Es kann jetzt eigentlich nur noch besser werden.“ Also machte er es sich fortan zum Auftrag, Menschen zum Lachen bringen. Weil er selbst erlebt hat, wie es seiner Mutter half – wenn auch nur für einen kurzen Augenblick.
Hape Kerkeling sprach erst mit 49 Jahren zum ersten Mal über seine Kindheit. Wie eine Therapie ihm geholfen hat, sein Traumata zu überwinden, erfahrt ihr im Video.
Hape Kerkeling: Sein Schicksal hat ihn stark gemacht
Hape fand seine Bestimmung im Komiker-Dasein. Seinen ersten TV-Auftritt hatte er 1983, seinen großen Durchbruch zwei Jahre später mit der Moderation von „Känguru“. Kerkeling erfand Figuren wie Horst Schlämmer oder Uschi Blum. Mit seinem Witz wurde er deutschlandweit zum Star.
Dass hinter diesen Figuren ein Mann steckt, der so ein Schicksal erlebt hat, ahnte keiner. Seine Geschichte machte er erst mit 49 Jahren bekannt. Davor hatte der Komiker therapeutische Hilfe in Anspruch genommen. Doch die Begegnung mit einem kleinen Halbwaisen aus Afrika inspirierte ihn schließlich, seinen Verlust auch öffentlich zu machen.
In der Autobiografie „Der Junge muss an die frische Luft“ setzte sich Kerkeling noch einmal mit seiner Vergangenheit auseinander. Und er konnte auch die Wut seiner Mutter gegenüber hinter sich lassen. „Im Rückblick kann ich das heute nachvollziehen und sogar verstehen“, sagt er. Hape ist sich sicher, dass sein Schicksal ihn für alles im Leben nur noch stärker gemacht hat, dass man jeden Augenblick schätzen muss. Dafür ist er dankbar.