Tendinosis calcarea

Kalkschulter-Symptome: Ursachen und Therapie der Schmerzen

Schmerzen in der Schulter könnten Kalkschulter-Symptome sein. Alle Infos über Ursachen und Therapie gibt's hier.

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Starke Schmerzen in der Schulter, die ganz plötzlich auftreten, können auf eine Kalkschulter hinweisen. Welche Ursachen, Symptome und Therapien es gibt, verraten wir dir in diesem Artikel.

Kalkschulter-Symptome: Ursachen der Sehnenverkalkung

Wenn die Schulter verkalkt ist, dann klingt das erstmal nach einem schlechten Witz über ältere Leute. Doch die richtige Verkalkung der Sehen in der Schulter - eine Kalkschulter (med. Tendinosis calcarea) - ist leider eine äußerst schmerzhafte Angelegenheit für Patient*innen.

Die Kalkschulter-Ursache, also warum es zur Verkalkung der Sehnen in der Schulter kommt, ist nicht eindeutig geklärt. Vermutet wird allerdings eine Durchblutungsstörung im Bereich der sogenannten Rotatorenmanschette, vor allem an Stellen, an denen sich wenig Blutgefäße befinden. Dazu kann der Druck in der Sehne erhöht sein, was in Kombination letztlich zur Verkalkung führen kann.

Gehäuft tritt es bei Patient*innen mit Diabetes mellitus, die mit Insulin behandelt werden, auf. Diabetes ist zwar keine Kalkschulter-Ursache, erhöht aber das Risiko dafür. Insgesamt ist eine verkalkte Schulter verhältnismäßig häufig. Die Krankenkasse AOK spricht davon, dass etwa jeder 10. Mensch in Deutschland eine Kalkschulter bekommt. Patient*innen sind in der Regel zwischen 30 und 50 Jahren alt. In etwas weniger als der Hälfte aller Fälle liegt als Diagnose eine beidseitige Verkalkung der Schulter vor.

Die verkalkte Schulter an sich ist jedoch keine eigenständige Erkrankung. Die Tendinosis calcarea ist einfach nur eine Verkalkung einer Sehne. Hauptsächlich verkalkt die sogenannte Supraspinatussehne, die zum gleichnamigen Muskel gehört. Dieser sitzt auf der Rückseite des Schulterblatts und reicht bis zum Oberarm. Seine Funktion: das Abspreizen des Arms. Ist die Sehne verkalkt, kommt der Schmerz.

Während der Kalkeinlagerung, die über Jahre dauern kann, merken die Betroffenen noch nichts. Während dieser sogenannten Formationsphase werden Sehnenzellen in Knorpelzellen umgewandelt. Der Grund hierfür ist ungeklärt. Gleichzeitig werden während des Prozesses Kaliumsalze eingelagert.

Kommt es zu größeren Ansammlungen von Kalk, kann auch das Impingement-Syndrom (Engpass-Syndrom) ausgelöst werden. Dazu kommt es, wenn die Sehne Gewebe oder einen Knochen berührt. Auch das Impingement-Syndrom führt zu den typischen Symptomen und Beschwerden wie Schmerzen an Schulter und Arm.

Kalkschulter: Symptome der verkalkten Schulter

Während der Formationsphase kommt es noch nicht zu Schmerzen im Bereich der Rotatorenmanschette. Dieses Kalkschulter-Symptom tritt erst in der sogenannten Resorptionsphase auf, also wenn die Kaliumsalze vom Immunsystem wieder ausgelöst werden. Dadurch kann es zu einer Sehnenverdickung kommen und zu einem falschen Verhältnis von Muskel und Sehne, was mitunter die Beschwerden auslösen kann.

Manchmal kann eine solche Kalkablagerung aufbrechen und verteilt sich im Schleimbeutel. Dadurch entsteht im Schleimbeutel eine Entzündung im Schultergelenk. Die Schmerzen als Symptom einer verkalkten Schulter treten während der Resorption auf, auf jeden Fall aber, wenn es zur Schleimbeutelentzündung kommt:

  • Arm kann ohne Schmerzen meist nicht über Schulterhöhe gehoben werden

  • Schmerzen in der vorderen Schulter

  • Ausstrahlung in Oberarm & ggf. bis zum Handgelenk

  • Schmerzen nachts schlimmer, wenn auf der Schulter gelegen wird

Nach der Resorption der Kaliumsalze tritt der Kalkschulter-Prozess in die Phase der Reparatur. Das bedeutet, dass an den Stellen, wo zuvor die Kalkablagerungen waren, Narbengewebe entsteht.

Ein großes Problem bei einer Kalkschulter ist, dass die verschiedenen Phasen an unterschiedlichen Stellen parallel ablaufen können. Außerdem kann es passieren, dass der Prozess in einer der Phasen stehenbleibt. Eine klare Einteilung, in welcher Phase du dich aktuell befindest, ist also eher schwierig. Trotzdem ist es wichtig, das Schultergelenk bei Beschwerden zu behandeln.

Die Schmerzen einer Kalkschulter machen es schwierig, den Arm zu heben. (Symbolbild)
Die Schmerzen einer Kalkschulter machen es schwierig, den Arm zu heben. (Symbolbild) Foto: Portra/iStock

Kalkschulter: Behandlung und Therapie der Schmerzen

Um die richtige Diagnose zu stellen, ist es beim Verdacht auf eine Kalkschulter wichtig, etwaige Erkrankungen wie einen Sehneneinriss, Sehnenriss oder Arthrose auszuschließen. Erst dann kann mit der gezielten Kalkschulter-Behandlung begonnen werden.

Zur Kalkschulter-Diagnose werden in der Regel Röntgenaufnahmen und eine Ultraschall-Untersuchung gemacht. Diese zeigen zum einen die Verkalkung und die Sonografie (Ultraschall) auch die Entzündung des Schleimbeutels. Dennoch ist danach eine körperliche Untersuchung wichtig, um herauszufinden, ob die Verkalkung wirklich der Grund für die heftigen Schmerzen ist.

Gegen die Schmerzen selbst können entzündungshemmende Schmerzmittel helfen, also Medikamente mit den Wirkstoffen Diclofenac und Ibuprofen. Die Wirkstoffe Paracetamol und Acetylsalicylsäure sind nicht so gut geeignet, da die schmerzlindernde Wirkung schwächer ist. Vor der Medikamenteneinnahme solltest du aber unbedingt mit der behandelnden Ärzt*in sprechen. Ist der Schleimbeutel entzündet, kann eine sogenannte subakromiale Infiltration helfen. Hierbei wird ein Spritze in den Schleimbeutel gesetzt, die neben dem entzündungshemmenden Cortison auch ein Betäubungsmittel enthält.

In vielen Fällen ist zwar die Beweglichkeit zeitweise eingeschränkt, aber es ist keine weitergehende Behandlung notwendig und es wird auf eine Therapie verzichtet, da der Körper das Problem von selbst in den Griff bekommt. Das dauert meist ein paar Wochen oder Monate. Mitunter wird neben der Einnahme von Schmerzmitteln aber auch eine Bewegungstherapie gemacht. Diese stärkt gezielt bestimmte Muskeln, um den Druck vom Schleimbeutel zu nehmen.

Eine weitere Möglichkeit der Behandlung mittels Spritze ist eine ACP-Injektion. ACP steht für Aktiviertes Conditioniertes Thrombozyten-Plasma. Thrombozyten sind die Blutplättchen. Hierbei werden körpereigene Heilungskräfte genutzt, indem der Patient*in Blut entnommen wird. Mithilfe einer Zentrifuge können die Bestandteile so geteilt werden, dass die notwendigen Teile des Blutes dann an der entsprechenden Stelle wieder injiziert werden können. Der Vorteil ist, dass diese Methode auch für Diabetiker*innen geeignet ist.

Daneben kann nach längerer Zeit mit Beschwerden wie Schmerzen auch eine Stoßwellentherapie gemacht werden, die das Gelenk schonend behandelt. Durch Luftdruck werden Stoßwellen erzeugt, die über die Haut in den Körper gelangen und dort die Durchblutung anregen, was wiederum die Heilung beschleunigt. Gleichzeitig werden bei dieser Therapie die Kalkablagerungen an der Sehne zerstört. Nach mehreren Sitzungen verbessert sich die Beweglichkeit des Schultergelenks und damit einhergehend des Arms normalerweise wieder. Nebenwirkungen sind sehr selten, jedoch variiert die Dauer der Behandlung von Patient*in zu Patient*in. Der Nachteil bei der Stoßwellentherapie zur Behandlung einer Kalkschulter ist, dass sie meist nicht von der Krankenkasse übernommen wird.

Bei akuten Schmerzen hilft zudem eine Tiefenkryotherapie, welche die Schmerzschwelle heraufsetzt. Sie wirkt quasi wie ein Betäubungsmittel. Eine Erweiterung der Blutgefäße sorgt zudem für eine Verbesserung der schlechten Durchblutung an der Sehne, außerdem wird das Lymphsystem angeregt.

In seltenen Fällen kann eine Tendinosis calcarea durch eine operative Therapie behandelt werden. Diese erfolgt in der Regel nur, wenn sonstige Behandlungen nicht angeschlagen haben. Dabei handelt es sich meist um eine Nadel-Lavage. Diese wird minimalinvasiv durchgeführt und dient dazu, den Schleimbeutel zu entfernen und das Kalkdepot mit einer Nadel geöffnet. Anschließend wird der restliche Kalk in der Schulter ausgespült. Diese arthroskopische Kalkschulter-Operation ist normalerweise nicht sehr risikoreich und kann gut durchgeführt werden.

Falls die Kalkdepots nicht entfernt werden können, ist jedoch eine offene Operation notwendig, um die Sehne vom Kalk zu befreien und die Beschwerden wie starke Schmerzen im verkalkten Schultergelenk für die Patient*innen zu lindern. Die Nadel-Lavage wird allerdings nicht von der Krankenkasse übernommen. Bist du in Deutschland gesetzlich versichert, kostet der Eingriff ca. 190-230 Euro.

Um den Körper nach der Operation der Kalkschulter wieder in Schwung zu bekommen, sind Übungen ratsam, um die Muskeln zu kräftigen und das Gelenk beweglich zu halten. Eine Wiederkehr der Verkalkung kommt im Regelfall nicht vor.

Artikelbild und Social Media: vadimrysev/iStock (Symbolbild)