Karezza: Magisch guter Sex ohne Orgasmus als Ziel
Der Sex-Trend Karezza bringt sexuelle Energien ohne Orgasmus zum fließen und ermöglicht eine emotionale Verbindung, die sogar eine Beziehung retten kann.
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Das Nonplusultra beim Sex ist für die meisten Menschen der Orgasmus. Der krönende Abschluss! Sex ohne Orgasmus wird vor allem von Männern als schlechter oder sinnloser Sex verbucht und schnell mit Versagen in Verbindung gebracht.
„Karezza“ geht die Sache auf andere Art an. Beim Sex-Trend Karezza ist nicht der Orgasmus das Hauptziel der körperlichen Vereinigung, sondern dass das Strömen der sexuellen Energie ohne Entladung im Orgasmus die Liebe fließen lässt.
So kann das Paar miteinander in einen besonderen energetischen Zustand gelangen, der oft als Verschmelzung oder Einssein beschrieben wird.
Karezza: Der Ursprung der Sex-Praktik
Schon Mitte des 19ten Jahrhunderts versuchte der Amerikaner John Humphrey Noyes in der religiösen Lebensgemeinschaft „Oneida“, die zeugende und die soziale Funktion von Geschlechtsverkehr zu trennen. Damals mit dem Motiv, den Samenerguss zu unterdrücken um eine „Empfängnis“ zu verhindern. Heute wissen wir, dass dies keine zuverlässige Verhütungsmethode ist. Doch damals gab es kaum Alternativen.
Aus dieser Idee entwickelte sich trotzdem etwas Gutes: Eine neue Art der sexuellen Begegnung, die den Orgasmus bewusst ausspart und so ein tieferes, erweitertes Erleben zugänglich machte.
Nicht viel später entstand Karezza, das schon damals das besondere Paarerleben durch Aussparen des Orgasmus in den Mittelpunkt stellte. Karezza leitet sich von dem italienischen Wort „carezza“ ab, was Liebkosung bedeutet.
Die amerikanische Frauenärztin Alice Bunker Stockham hat den Begriff geprägt und dazu 1896 ein Buch herausgebracht, das ein Jahr später auch in Deutscher Übersetzung unter dem Titel „Karezza – Ethik der Ehe“ erschien.
Einen ähnlichen Ansatz verfolgt der „Slow Sex“. Auch im Slow Sex steht die Achtsamkeit beim Geschlechtsverkehr und das aufeinander eingehen und sich spüren im Vordergrund. Ein Orgasmus ist kein Tabu, aber auch nicht das Ziel.
Karezza: Für wen sich der Sex-Trend eignet
Diese Methode wird vor allem für langjährige Paare als bereichernd beschrieben, bei denen die Lust auf körperliche Begegnung nachgelassen hat oder bei denen Sexualität wenig abwechslungsreich abläuft und sich über die Zeit fade anfühlt. Doch in erster Linie setzt Karezza voraus, dass zwei Menschen sich in Liebe verbunden fühlen und bereit sind, sich auf eine neue Weise körperlich und geistig zu begegnen.
In Mitten einer Paarkrise wird es vermutlich schwer, diese Methode umzusetzen, weil zu viel zwischen den Partner*innen steht. Aber es gibt ja durchaus Paare, bei denen trotz Problemen der Sex noch läuft. Also einfach probieren und herausfinden, ob es zu einem passt, möglich ist und vielleicht sogar wieder innere Nähe schafft und so vielleicht dazu beitragen kann, die Beziehung zu retten.
Was Paare beim Karezza-Sex erleben
Wer beim Lesen bis hierhin einen Widerstand in Richtung „bitte kein Esoterik-Quatsch“ spürt, braucht sich keine Sorgen zu machen. Denn die Idee besticht erst mal durch die Ausrichtung auf euer Liebesleben: Auch im Sex achtsam sein für den*die Partner*in, ihn*sie spüren, Liebe gegenseitig in den Fluss zu bringen und die Erregung in sich und beim anderen wahrzunehmen ohne sich sofort im Höhepunkt entladen zu wollen.
So soll durch wirkliche Hingabe ein selbstloses Strömen zwischen den Partner*innen entstehen, das weit mehr als Lustbefriedigung ist.
Karezza: So funktioniert die Praktik
Karezza Vorbereitung:
Wichtig ist natürlich, dass beide Partner*innen zusammen Karezza ausprobieren möchten und sich Zeit beziehungsweise einige Versuche geben, um diesem meist ungewohnten Weg eine Chance zu geben. Eine schöne Atmosphäre und etwa zwei Stunden ungestörte Zeit sind gute Ausgangsvoraussetzungen.
Einleitendes Ritual:
Hier muss noch mal der Fokus von Karezza betont werden: der Austausch von Herzenergie, das Fließen lassen von Zuneigung und Liebe. Und dies beginnt damit, sich unbekleidet gegenüber zu setzen oder zu legen und sich in die Augen zu schauen.
Nimm dir die Zeit, um deine*n Partner*in und alles, was du an ihm*ihr liebst und für ihn*sie empfindest in dir zu fühlen. Öffne auf diese Weise dein Herz und lasse die Liebe anfangen zu strömen. Wenn ihr möchtet, sagt euch gegenseitig, was ihr aneinander liebt.
Karezza-Sex: Körperliche Vereinigung:
Geschlechtsverkehr kann dann beginnen, wenn sich beide bereit fühlen. Dabei sollte schon das Eindringen langsam geschehen und von beiden ganz bewusst nachgespürt werden. So auch das Auf und Ab der Erregungskurven während der Vereinigung.
Es sind vor allem die Stellungen geeignet, bei denen sich das Paar anschauen kann. Es haben sich Stellungen bewährt, in denen sie auf ihm sitzt und ihre Beine um ihn schlingen kann. Im Liegen wird der Einstieg mit der Missionarsstellung empfohlen. Alternativ kann er auf dem Bettrand sitzen und sie sich auf ihn und ihn umarmen und umschlingen. So kann er mit seinen Händen die Bewegungen gut mitsteuern, wenn dies erforderlich ist, um nicht zu erregt zu werden.
Bewusste Bewegungen:
Erlaubt ist, was sich gut anfühlt. Da Männer und Frauen jedoch unterschiedliche Erregungskurven haben, müssen beide sehr achtsam dafür sein, wo sich jeder in Bezug auf seine Erregung gerade befindet und was bestimmte Bewegungen auslösen. Es braucht die Entwicklung des Gefühls dafür, wann Stimulation reduziert werden muss, damit sich die Erregung nicht unaufhaltsam im Orgasmus entlädt.
Dies ist für Männer oft kniffliger, weil ihre Erregungskurve meist steiler ist. Doch sie können durch gezielte Atmung, Anspannung und Entspannung neue Methoden erlernen, ihre Wellen der Erregung mitzusteuern. Dies erfordert eine Vertiefung des Themas verbunden mit Übungen zur Körperwahrnehmung und Selbstregulation.
Karezza: Erregungskurven aufbauen und abklingen lassen:
Die Bewegungen sollen nicht – wie oft bevorzugt – auf die Auslösung eines Orgasmus zusteuern. Sondern Mann und Frau sollten die aufgebaute Energie zum jeweils anderen strömen lassen und sich auf dieses Strömen konzentrieren. Gelingt dies, wird es dieser Zustand als „Magnetation“ bezeichnet.
Dehnt sich dabei die Erregung in Richtung Höhepunkt aus, lassen Mann und Frau die Erregungskurve bewusst wieder sinken. Auf diese Weise verbunden können beide dem Gefühl nachspüren, es genießen und die Liebe fließen lassen. So kann sich ein neuer energetischer Zustand ergeben, der eine körperliche und geistige Verschmelzung beider Liebender möglich machen soll.
Vorteile von Karezza
Frauen und auch Männern kommt Karezza oft entgegen, weil sie sich endlich mal keinen Orgasmusdruck machen müssen. Und wenn der Höhepunkt doch passiert, ist das nun wirklich kein Problem. Schließlich lieben die meisten dieses Gefühl.
Es ist nur etwas völlig anderes, als was Karezza-Sex verspricht: die Verschmelzung auf energetischer Ebene.
Doch wer glaubt, es nicht erreichen zu können, muss sich nicht grämen. Denn auch hier gilt wohl das Motto: Der Weg ist das Ziel. Gefolgt von: Übung macht die Meister. Wir wünschen wunderbare Verschmelzung!
Autor: MK
Artikelbild und Social Media: proud_natalia/iStock