Kräuterblut oder Eisentabletten - was bei Eisenmangel wirklich hilft
- Eisenmangel in der Schwangerschaft fördert Frühgeburten
- Warum ist ein ausreichender Eisengehalt des Blutes in der Schwangerschaft besonders wichtig?
- Wie oft sollte ich als Schwangere meine Blutwerte kontrollieren lassen und anhand welcher Werte kann der Arzt sehen, ob ein kritischer Eisenmangel besteht?
- Wie kann ich als Schwangere am besten einen Eisenmangel beheben?
- Manche Frauen verspüren nach der Einnahme von Eisentabletten eine leichte Übelkeit und leiden zudem unter Verstopfung – wie kann ich diese Nebenwirkungen vermeiden?
- Manche Frauen schwören auf Kräuterblut, einen Extrakt aus Pflanzen, zur Behebung eines Eisenmangels. Ist Kräuterblut tatsächlich eine gute Alternative zu Eisentabletten?
- Kann ein Eisenmangel bei Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch der Grund dafür sein, dass keine Schwangerschaft zustande kommt?
Eisenmangel in der Schwangerschaft fördert Frühgeburten
Eisenmangel ist ein Problem, mit dem vor allem Frauen immer wieder zu kämpfen haben. Die Folgen sind nervtötend und anstrengend: Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, verstärkte Neigung zu blauen Flecken, Blutarmut. Besonders anfällig für Eisenmangel sind Frauen, die sich vegan oder vegetarisch ernähren. Doch auch Frauen in der Schwangerschaft haben oft mit Eisenmangel zu kämpfen, da ihr Körper in dieser Zeit besonders viel Eisen braucht. Das ist insofern fatal, als starker Eisenmangel in der Schwangerschaft auch das Risiko einer Frühgeburt steigen lässt.
Dazu, wie Frauen Eisenmangel am besten bekämpfen können, und was besonders schwangere Frauen mit Eisenmangel beachten müssen, haben wir Dr. med. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte , befragt.
Warum ist ein ausreichender Eisengehalt des Blutes in der Schwangerschaft besonders wichtig?
Dr. Albring: Eisen ist ein wichtiges Spurenelement für die Bildung von rotem Blutfarbstoff, dem Hämoglobin. Hämoglobin befördert Sauerstoff. Mit zu wenig Hämoglobin leidet man unter Sauerstoffmangel, ist weniger leistungsfähig und schneller erschöpft. Frauen mit Eisenmangel und einem Mangel an roten Blutkörperchen haben häufiger Frühgeburten; die Babys können während der Schwangerschaft nicht ausreichend wachsen, weil ihnen Sauerstoff fehlt. Später sind sie dann auch oftmals krankheitsanfälliger als andere, gleichalte Kinder.
Wie oft sollte ich als Schwangere meine Blutwerte kontrollieren lassen und anhand welcher Werte kann der Arzt sehen, ob ein kritischer Eisenmangel besteht?
Dr. Albring: In der Schwangerenvorsorge wird das Hämoglobin gleich zu Beginn der Schwangerschaft bestimmt und dann bei jedem oder jedem zweiten weiteren Vorsorgetermin. Dazu muss kein Blut mit einer Spritze abgenommen werden; ein Pieks in die Fingerkuppe oder ins Ohrläppchen reicht aus. Sinkt das Hämoglobin unter die Grenze von 11,2 g/ml, werden zusätzlich die roten Blutkörperchen bestimmt. Und es werden dann meist Eisentabletten verordnet, weil es praktisch nicht möglich ist, den erhöhten Eisenbedarf in der Schwangerschaft nur über die Ernährung zu decken. Wenn man es genau wissen will, müsste man noch das Protein bestimmen, in dem das Eisen gebunden und gespeichert wird, das Ferritin. Es zeigt schon früher als der Hb an, dass ein Eisenmangel droht. Aber die Bestimmung des Ferritin bei gesunden Frauen wird nicht von den Krankenkassen bezahlt.
Wie kann ich als Schwangere am besten einen Eisenmangel beheben?
Dr. Albring: Wenn schon ein Eisenmangel besteht, ist es nicht möglich, die leeren Eisenspeicher allein durch die Ernährung wieder aufzufüllen. Dann müssen Eisentabletten verordnet werden, eventuell muss auch Eisen ein- oder mehrmals als Infusion gegeben werden.
Manche Frauen verspüren nach der Einnahme von Eisentabletten eine leichte Übelkeit und leiden zudem unter Verstopfung – wie kann ich diese Nebenwirkungen vermeiden?
Dr. Albring: Die Eisentabletten müssen mit Wasser auf nüchternen Magen und mindestens 20 Minuten vor einer Mahlzeit eingenommen werden, damit das Eisen durch die Magen-Darmschleimhaut aufgenommen werden kann. Etwas Vitamin C oder Orangensaft fördert die Aufnahme; schwarzer Tee, Kaffee, Spinat, Rhabarber und einige Getreide-Arten behindern sie. Die Übelkeit kann die Frau "verschlafen", wenn sie das Eisen abends kurz vor dem Einschlafen einnimmt; es gibt aber auch Eisen-Kapseln, bei denen das Eisen erst im Darm freigesetzt wird.
Gegen die Verstopfung hilft eine Ernährung mit genug Gemüse und Ballast-Stoffen, also zum Beispiel Müsli mit Leinsamen zum Frühstück. Manchmal wird Flohsamen gegen die Verstopfung empfohlen, aber Flohsamen kann selbst Bauchschmerzen verursachen.
Wenn die Eisentabletten überhaupt nicht vertragen werden und die Frau einen deutlichen Eisenmangel und eine Blutarmut hat, dann können Infusionen in der Praxis durchgeführt werden.
Manche Frauen schwören auf Kräuterblut, einen Extrakt aus Pflanzen, zur Behebung eines Eisenmangels. Ist Kräuterblut tatsächlich eine gute Alternative zu Eisentabletten?
Dr. Albring: Drei Messbecher Kräuterblut enthalten zwar in etwa ebenso viel Eisen wie eine 40 mg-Eisentablette aus der Apotheke. Aber erstens werden in der Schwangerschaft häufig 100 mg pro Tag benötigt, und zweitens bekommt die Schwangere für die Eisentabletten ein Rezept vom Arzt, während Kräuterblut nicht verordnet werden kann. Das wird dann schnell ziemlich kostspielig.
Kann ein Eisenmangel bei Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch der Grund dafür sein, dass keine Schwangerschaft zustande kommt?
Dr. Albring: Das ist richtig. Eisenmangel führt zu Blutarmut und zu Sauerstoffmangel. Der ganze Organismus ist dann wie in einer dauerhaften Mangelsituation. So muss bei Frauen, die bereits wiederholte Aborte hatten, eine Anämie ausgeschlossen werden. Und im Jahr 2006 veröffentlichte die Harvard University eine Studie , die über 8 Jahre gelaufen war, und in der Frauen mit Eisenmangel seltener einen Eisprung hatten und seltener schwanger wurden als Frauen mit Eisenmangel zu Beginn der Studie, bei denen der Mangel mit Eisenpräparaten beseitigt wurde.
Vielen Dank für Ihre Mühe, Dr. Albring!
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