Psychische Erkrankung

Manisch-depressiv: Was steckt hinter der bipolaren Störung?

Manisch-depressiv – was heißt das eigentlich? Und wie macht sich die bipolare Störung bemerkbar? Alles was du über eine manisch-depressive Erkrankung wissen solltest und wie du Betroffenen helfen kannst.

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Manisch-depressiv: Wenn Stimmungsschwankungen krankhaft werden

Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt. Beides sind starke Emotionen, die unser ganzes Wesen beeinflussen. Doch was, wenn beide Gefühle dicht aufeinander folgen? Ein Emotionsgefälle wie dieses kennen manche Menschen nur allzu gut. Sie sind manisch-depressiv.

Jeder Mensch durchlebt gute und schlechte Zeiten. Dass diese unsere Stimmung beeinflussen, ist ganz normal und heißt noch lange nicht, dass wir erkrankt sind. Doch wenn unsere Gefühle überhand nehmen und sich nur noch zwischen Extremen bewegen, ist Vorsicht gefragt. Denn hinter derlei Schwankungen kann eine manisch-depressive Störung stecken. Erfahre, wie du diese bei dir und anderen erkennst, welche Therapie wirksam ist und wie man mit der Krankheit umgehen kann.

Depressionen und manisch-depressive Störung: Wo liegt der Unterschied?

Depressionen und eine manisch-depressive Störung sind nicht dasselbe. Depressionen sind von einem starken Gefühl der Niedergeschlagenheit geprägt. Das geht über schlechte Laune hinaus, Traurigkeit, Antriebslosigkeit und Unwohlsein bestimmten den Alltag in einer Depression. Wie diese sich genau anfühlt, versuchen Betroffene immer wieder in eindrucksvollen Werken zu berschreiben.

Lies mehr dazu, wieso manche Menschen anfälliger für Depressionen sind, wie du einem depressiven Partner helfen und eine versteckte Depression erkennen kannst.

Eine manisch-depressive Erkrankung wird hingegen auch als bipolare Störung bezeichnet, da sie zwischen zwei Gefühlspolen schwankt. In diesem Fall kommt es auch zu depressiven Phasen – doch hier wechseln sich negative Stimmungen mit Phasen der Euphorie ab.

Auf Trauer folgt Freude, auf Freude wieder Trauer und das meist grundlos. Diese extremen Gefühlsschwankungen grenzen eine manisch-depressive Störung von Depressionen ab. Dabei handelt es sich um verschiedene Krankheiten, die unterschiedlichen Behandlungen bedürfen. Als ersten Schritt ist es somit umso wichtiger, eine manisch-depressive Erkrankung als solche zu erkennen.

Im Video: 9 Dinge über Menschen, die ihre Depression verheimlichen

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Symptome: Wie merke ich, ob ich manisch-depressiv bin?

Stimmungsschwankungen kennen wir – insbesondere Frauen, aber auch Männer – nur allzu gut. Sie allein sind nicht mit einer bipolaren Störung zu verwechseln, es sei denn, sie nehmen überhand über unser Leben. Welche Symptome geben noch Hinweis auf eine manisch-depressive Erkrankung?

In depressiven Phasen:

  • Hoffnungs- und Auswegslosigkeit, grundlose Bedrücktheit
  • Interessensverlust, Antriebslosigkeit, kein Empfinden von Freude
  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Schlafstörungen
  • Innere Unruhe, Gedankenkreisen
  • Appetitlosigkeit
  • Sexuelle Unlust
  • Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen
  • Unentschlossenheit
  • Schuldgefühle
  • Unsicherheit
  • Teils auch Suizidgedanken

In manischen Phasen:

  • Euphorie
  • Selbstüberschätzung
  • Risikofreudigkeit
  • Starker Bewegungsdrang
  • Sprunghaftigkeit
  • Kritikunfähigkeit
  • Rededrang
  • Verringertes Schlafbedürfnis
  • Verstärkter Sexualtrieb
  • Größenwahn
  • Gereiztheit bei Kritik und Unstimmigkeit

In den extremen Phasen können zudem Wahnvorstellungen und eine gestörte Wahrnehmung auftreten.

Ursache: Warum wird jemand manisch-depressiv?

Die Ursachen für eine bipolare Störung sind nicht geklärt. Sowohl genetische, als auch äußere Einflüsse lassen sich mit der Erkrankung in Verbindung bringen. Studien zufolge erkranken etwa zehn Prozent der Kinder mit einem betroffenen Elternteil selbst an einer bipolaren Störung, bei beiden Eltern liegt die Wahrscheinlichkeit bei 50 Prozent.

Meist macht sich die Krankheit erstmals im jungen Erwachsenenalter bemerkbar. Auch Stress, psychische Belastungen, ein Ungleichgewicht verschiedener Botenstoffe im Gehirn, Hormonumstellungen und Medikamente stehen im Verdacht, eine manisch-depressive Erkrankung auszulösen.

Therapie: Wie behandelt man eine bipolare Störung?

Der erste Schritt zur Therapie ist die richtige Diagnose. Aufgrund der Ähnlichkeit zu Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen, wird eine manisch-depressive Störung leicht verwechselt. Umso wichtiger ist es, offen mit seinem Arzt über die Beobachtungen und Veränderungen der eigenen Stimmung zu sprechen. Bei Verdacht auf eine bipolare Störung kann zunächst der Hausarzt informiert werden, der den Patienten daraufhin an einen Facharzt weiterleitet.

Ist die Erkrankung allerdings akut, bemerkt man bei sich selbst oder anderen suizidale Gedanken, kann jederzeit ein psychologischer Notdienst kontaktiert und gegebenenfalls eine Klinik aufgesucht werden. Häufig wollen Betroffene selbst zunächst keine Hilfe, obwohl sie in diesem Zeitraum besonders notwendig ist. Deswegen ist es sinnvoll, im Einverständnis des Patienten, dass Angehörige ebenfalls mit dem behandelnden Arzt sprechen, damit dieser letztendlich ein umfassendes Bild über den psychischen Zustand des Patienten erhält.

So oder so: Scham ist fehl am Platz. Bei einer bipolaren Störung handelt es sich um eine Krankheit wie jede andere, die einer Behandlung bedarf!

Je nach Ausprägung der bipolaren Störung kann der Arzt daraufhin eine Gesprächstherapie und/oder Medikamente, beispielsweise Antidepressiva, verschreiben.  Am wichtigsten für den Behandlungserfolg ist die Einsicht selbst: Nur wer sich helfen lassen will, dem kann geholfen werden.

Ist eine manisch-depressive Erkrankung heilbar?

Diese Frage ist schwierig zu beantworten und hängt vom Einzelfall ab. Wer sich auf eine Therapie einlässt, kann die starken Stimmungsschwankungen in den Griff bekommen, so dass diese, auch falls sie nicht gänzlich verschwinden, den Alltag nicht länger beeinträchtigen. Dabei ist Geduld gefragt. 

Was tun, wenn der Partner manisch depressiv ist? Wie helfe ich Betroffenen?

Wer manisch-depressiv ist, verändert sich. Das bemerken meist sogar die Angehörigen vor den Betroffenen selbst. Der Umgang mit der Störung ist nicht immer leicht – auch wenn Familie und Freunde nur helfen möchten, leiden häufig die engsten Kontakte am meisten unter den Stimmungsschwankungen.

Einfache Alltagsbeschäftigungen werden für Betroffene zur Herausforderung, die in depressiven Phasen manchmal unmöglich zu lösen scheinen – Rücksicht und Unterstützung sind dabei die Schlüsselworte. Angehörige sollten akzeptieren, dass es sich um eine Krankheit handelt.

Auch ist der Weg zur Einsicht oftmals ein langer, so dass man selbst auf Abneigung und Wut stößt, wenn der Verdacht auf eine psychische Erkrankung geäußert wird. Trotzdem: Sei für den Betroffenen da. Signalisiere ihm, dass du ihn unterstützt. Manchmal hilft es auch, den Betroffenen erst einmal auf die Symptome hinzuweisen, ihn darauf zu stoßen, dass es möglicherweise eine Erklärung für sein Gefühlsleben gibt. Motiviere ihn, sich behandeln zu lassen. Vielleicht suchst du sogar einen Arzt und begleitest ihn dorthin, so dass sich die Person nicht allein fühlt.

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