Michael Oher: Bittere Wende! Darum bricht er mit seinen Adoptiveltern
Der Hollywoodblockbuster "Blind Side" machte ihn weltberühmt. War alles eine Lüge? Footballspieler Michael Oher bricht mit seinen Adoptiveltern!
Es hätte wie im Märchen sein können: Michael Oher (37) wurde als Junge aus zerrüttetem Haus von einer reichen Familie aufgenommen und Jahre später zum Football-Superstar, der Kinofilm über sein Leben spielte über 300 Millionen US-Dollar ein.
Doch statt sein ganz persönliches Happy End zu feiern, steht Michael Oher plötzlich vor den Scherben seines Glücks. War "Blind Side – Die große Chance" nichts weiter als eine große Lüge?
Wurde Michael Oher nie wirklich adoptiert?
Mit 18 Jahren unterschrieb Michael Oher ein Dokument, das seiner Meinung nach seine Adoption besiegelte. Von nun an würde er als Adoptivsohn von Sean und Leigh Anne Tuohy (beide 63) leben, war er sich sicher.
Fast 20 Jahre später der Schock: Der ehemalige Profi-Footballer wirft seinen Adoptiveltern vor, ihn belogen zu haben, und zieht vor Gericht. In der Anklageschrift steht seine Version der Geschichte. Demnach habe er im Februar 2023 herausgefunden, dass das von ihm unterzeichnete Papier keine Adoption, sondern lediglich eine Vormundschaft war. Die Tuohys seien dadurch zwar zu seinen gesetzlichen Vertretern geworden und durften Geschäfte in seinem Namen abschließen. Seine Adoptiveltern aber wurden sie nicht. Es bestünde "keine familiäre Verbindung mit den Tuohys", heißt es in den Gerichtsunterlagen.
Blind Side: Ging es nur ums Geld?
Das vermeintliche Motiv liegt auf der Hand, wenn man Michael Oher glaubt. Seine Adoptiveltern hätten sich an ihm, seinem Talent und seiner Lebensgeschichte bereichern wollen. So hätte das Ehepaar, das zwei leibliche Kinder hat, Millionen mit dem Hollywoodfilm "Blind Side – Die große Chance" verdient.
"Durch die Lüge bezüglich Michaels Adoption haben sich die Co-Vormunde Leigh Anne Tuohy und Sean Tuohy auf Kosten ihres Mündels, dem Unterzeichner Michael Oher, bereichert", ist in der Klageschrift zu lesen.
Dem Kläger zufolge hätten die Tuohys und ihre beiden Kinder jeweils 225.000 Dollar plus 2,5 Prozent des Reinerlöses vom Film bekommen, während Michael Oher leer ausging. Die Familie bestreitet dies vehement.
Michael Oher bricht mit seinen Adoptiveltern
"Wir sind am Boden zerstört. Der Gedanke, dass wir mit einem unserer Kinder Geld verdienen würden, ist erschütternd", sagte Sean Tuohy gegenüber "The Daily Memphian". "Michael Lewis [der Autor des Buches "The Blind Side"] hat uns die Hälfte seines Anteils gegeben. Jeder in der Familie bekam den gleichen Anteil, auch Michael. Das waren für jeden etwa 14.000 US-Dollar."
Er würde die Vormundschaft auf Michaels Wunsch hin augenblicklich beenden, betonte er außerdem. Genau das verlangt Michael Oher von den Tuohys. Außerdem will er ihnen gerichtlich verbieten lassen, sich weiterhin als seine Adoptiveltern zu bezeichnen.
Michael Oher mag "Blind Side" nicht
Die Geschichte um den chancenlosen Jungen aus armen Verhältnissen, der durch das Bemühen seiner Adoptiveltern den Sprung in die NFL schafft, rührte 2009 die ganze Welt zu Tränen. Hollywoodschönheit Sandra Bullock erhielt für ihre Rolle als Anne Tuohy einen Oscar, einen Golden Globe und einen Screen Actors Guild Award. Das Märchen schien perfekt.
Michael Oher allerdings mochte den Film nie. Er fand, dass "Blind Side – Die große Chance" eher von seinem Kampf auf und abseits des Footballfeldes als von den Bemühungen der Tuohys hätte handeln sollen. "Der Film unterschlägt einen Teil der harten Arbeit, die ich auf dem Spielfeld leiste", kritisierte er früh.
Michael Oher spielte ab 2009 als Offensive Tackle in der NFL. 2013 gewann er gemeinsam mit den Baltimore Ravens den Super Bowl XLVII. Er musste seine Karriere 2016 verletzungsbedingt beenden. Am 5. November 2022 heiratete er seine Jugendliebe Tiffany Roy nach 17 Jahren Beziehung. Die beiden haben vier gemeinsame Kinder.
Es bleibt abzuwarten, wie sich der Gerichtsprozess von Michael Oher gegen seine (vermeintlichen) Adoptiveltern entwickelt. Das "Blind Side"-Märchen aber ist für immer entzaubert.
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