Warum der „Barbie“-Film mein inneres Kind emotional berührt hat
Greta Gerwigs Kinofilm „Barbie“ begeistert Zuschauer*innen auf der ganzen Welt. Der Film enthält weit mehr als eine wichtige Message. Wieso er heilsam für mein inneres Kind ist.
Als kleines Mädchen bin ich in einer Welt aufgewachsen, in der ich glaubte, alles sei möglich. Doch irgendwann kam der Moment, in dem dieses Weltbild zu bröckeln begann. Jemand sagte mir, ich sei nicht schön, nicht schlau, nicht interessant genug.
Und plötzlich finde ich mich als erwachsene Frau in einer Welt voller Selbstzweifel wieder, in der ich mich jeden Tag aufs Neue beweisen muss. Doch ganz gleich, wie sehr ich es auch versuche, ich kann den Ansprüchen anderer nie gerecht werden. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als mich immer wieder selbst zu erinnern, dass ich gut genug bin, so wie ich bin. Auch wenn es sich oft nicht so anfühlt.
Bevor ich in den „Barbie“-Film gegangen bin, wusste ich nicht, wie sehr ich ihn gebraucht habe. Wie „Barbie“ mein inneres Kind, das kleine Mädchen in mir, bewegt hat.
„Barbie“: Ein Film für das kleine Mädchen in uns
Achtung Spoiler!
„Barbieland“ zeigt uns eine Welt, in der Frauen alles sein können. Ähnlich wie wir als Kinder in einer (im besten Fall) behüteten Welt aufgewachsen sind. Doch so wie Barbie eines Morgens mit Plattfüßen und Co. aufwacht und plötzlich viele Unsicherheiten entwickelt, so werden auch junge Mädchen früher oder später mit den harten, meist unrealistischen Anforderungen der Welt an sie konfrontiert.
Im Film reist Barbie in die echte Welt und sieht das erste Mal, wie Frauen wirklich behandelt werden. Das verändert sie und ihre Sicht auf die Welt für immer. Sie ist überwältigt von ihren Emotionen, wie Angst, Unsicherheit und Wut.
Der Film, insbesondere der bewegende Monolog von Gloria (America Ferrera), zeigt, wie schwer und unmöglich es sein kann, eine Frau zu sein.
Wie sich das anfühlt, erlebt „Barbie“ in diesem Film. Und so bekommen auch wir als Zuschauer*innen die Gelegenheit, den Weg zu dieser Erkenntnis nochmal zu durchleben. Das tut weh, es ist hart und gleichzeitig ist es unglaublich befreiend!
Heilende Wirkung: Wie „Barbie“ mein inneres Kind bewegt
„Es ist buchstäblich unmöglich, eine Frau zu sein. Du bist so schön und so klug, und es macht mich fertig, dass du denkst, du bist nicht gut genug. Wir müssen immer außergewöhnlich sein, aber irgendwie machen wir es immer falsch.“ (aus Glorias Monolog). Wie wahr.
Der Film legt seinen Finger in eine Wunde, die bei vielen Frauen ganz tief sitzt. Das zeigen die Reaktionen der Besucher*innen weltweit. Frauen auf der ganzen Welt fühlen sich gesehen, fühlen sich verstanden. Das ist traurig und schön zu gleich. Denn auch wenn wir alle auf die ein oder andere Art schmerzliche Erfahrungen machen mussten, so fühlt es sich dennoch ziemlich gut an, dass wir das miteinander teilen können.
Auf Social Media hat sich ein Trend entwickelt, bei dem Besucher*innen des Kinofilms ein aktuelles Bild von sich zeigen und dazu schreiben, dass das die Frau oder das Mädchen ist, dass Tickets zum Film gekauft hat. Um daraufhin ein Kinderbild von sich zu zeigen mit den Worten „Das Mädchen, das den Film tatsächlich geschaut hat.“
Das spricht mir aus der Seele! Als ich im Kino war, musste ich weinen, lachen und war zutiefst berührt. Doch nicht mein erwachsenes Ich war so berührt, sondern mein inneres Kind. Mein inneres Kind, das sich nichts sehnlicher wünscht, als schön, schlau und interessant genug zu sein.
Der Film ist eine Einladung, diesen Schmerz anzuerkennen, zu umarmen und dann ein Stück mehr loszulassen. Es ist, als ob der Film ein Gespräch zwischen dem erwachsenen Ich und dem inneren Kind darstellt, in dem die erwachsene Version dem inneren Kind sagt: „Ich weiß, es tut weh. Aber ich bin jetzt für dich da, um dir zu sagen, dass - auch wenn die Welt dir etwas anderes einredet - du genug bist.“
„Barbie“-Film: Eine Hommage an Frauen und an das Leben
„Barbie“ zeigt deutlich: Wir leben nicht in einer Barbie-Welt, sondern in einer Welt, in der Frauen noch immer vor zahlreiche Probleme gestellt sind. Doch der Film ist gleichzeitig auch eine Hommage an uns Frauen und an das Leben.
Erst durch all unsere Emotionen wird das Leben echt und somit auch lebenswert. Was unterscheidet uns von Puppen? Wir fühlen. Das ist oftmals beängstigend. Doch nur wenn wir Emotionen wie Trauer und Wut fühlen, können wir auch Freude empfinden.
Die echte Welt ist voller Selbstzweifel, Druck und Probleme. Gleichberechtigung ist ein weit entfernter Wunsch, den wir noch lange nicht erreicht haben. Doch diese Welt ist auch voller Liebe, Mitgefühl und Zusammenhalt – und daran möchte ich festhalten.
Artikelbild und Social Media: IMAGO / Everett Collection