Mütter-Diskriminierung: Frauen mit Kinder verdienen drastisch weniger
Einer neuen Studie zufolge verdienen nicht nur Frauen weniger als Männer, sondern Mütter deutlich weniger, als kinderlose Frauen.
Die Gender Pay Gap beschreibt die hohe Gehaltskluft (21 Prozent) zwischen Männern und Frauen in der Arbeitswelt. Doch auch innerhalb der Verdienste von Frauen gibt es gravierende Unterschiede. Eine neue Studie der Bertelsmann-Stiftung fand nun heraus: Auf das gesamte Leben betrachtet, verdienen Mütter deutlich weniger Geld, als kinderlose Frauen. Die ungleiche Bezahlung basiert auf dem veralteten "Modell des männlichen Ernährers" und könnte sich aufgrund der Corona-Krise laut der Forscherinnen noch verschärfen.
So viel verdienen Mütter weniger als kinderlose Frauen
Die Unterschiede in der sogenannten "Gender Lifetime Earnings Gap" kommen laut der Autorinnen der Studie, Manuela Barišić und Valentina Sara Consiglio, zustande, weil Mütter aufgrund der Kinderbetreuung- und erziehung weniger arbeiten und folglich weniger verdienen. "Lediglich die Lebenserwerbseinkommen der kinderlosen Frauen nähern sich denen der Männer an."
Letzteres führe dazu, dass die Einkommenslücke zwischen kinderlosen Frauen und Müttern (die "Motherhood Lifetime Penalty", z.dt.: "Lebenslange Strafe der Mutterschaft") größer werde. "Die Entscheidung für Kinder führt bei Müttern mit einem Kind zu durchschnittlichen Einbußen an Lebenserwerbseinkommen von rund 40 Prozent im Vergleich zu kinderlosen Frauen." Bei Frauen mit drei oder mehr Kindern betrage die Motherhood Lifetime Penalty sogar 70 Prozent.
Corona-Krise verschärft die Pay Gap zwischen Müttern und kinderlosen Frauen
Frauen stünden Männern hinsichtlich ihrer Qualifikation für den Arbeitsmarkt in nichts nach, dennoch seien viele Mütter in Teilzeit oder gar nicht angestellt - und verdienen weniger oder gar nicht.
Nach Prognosen von Barišić und Consiglio dürfte sich die Einkommenskluft auf das gesamt Leben durch die Corona-Krise noch weiter verschärfen, da etwa eine zusätzliche Betreuungsarbeit notwendig geworden sei und Mütter noch weniger arbeiten können. "Gerade in Zeiten der Corona-Krise müssen wir durch bessere Rahmenbedingungen für Mütter einer Retraditionalisierung entgegenwirken", forderte Manuela Barišić. Generell appellieren sie und ihre Kollegin an die Politik, Bedingungen, die eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen, sowie eine bessere Entlohnung - auch bei Tariflöhnen von systemrelevant eingestuften Berufen.
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