Achtung!

Neuer Zeckenvirus greift in Deutschland um sich: So schützt du dich effektiv

Sie breiten sich aus und und auch die Gefahr durch neue Zeckenarten steigt. Alle Risiken und wie wir uns schützen.

Warnschild mit Zecke im Wald
Foto: gabort71/iStock
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Goldene Blätter, leckere Pilze und schöne Wanderwege – im Herbst zieht es viele Menschen in Wald und Natur. Allerdings warten dort nicht nur Entspannung und frische, abwehrstärkende Luft auf uns, sondern auch leicht zu übersehende Gefahren:

Zecken, die etliche Krankheiten übertragen können. Und durch den Klimawandel mit seinen wärmeren Wintern sind die nicht nur über einen immer größeren Teil des Jahres aktiv. Tatsächlich machen sich auch neue Arten breit, die mittlerweile sogar bei uns überleben können.

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Hyalomma-Zecke: Dreimal größer als einheimische Zecken

Die Hyalomma-Zecke etwa, die eigentlich in den Tropen beheimatet ist, aber wahrscheinlich durch Zugvögel bei uns eingeschleppt wurde. Sie ist rund dreimal größer als die einheimischen Zecken und hat auffällig gestreifte Beine.

Eigentlich braucht sie sehr warmes Wetter und war bisher bis in die Türkei und nach Spanien vorgedrungen. Zunehmend warme Winter ohne Frost führen aber dazu, dass sich Hyalomma auch bei uns zu Hause fühlt.

Das Problem: In ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet überträgt sie gefährliche Krankheiten: schwere virale Infektionen mit Blutungen wie z. B. das Krim-Kongo-Fieber oder das tropische Zecken-Fleckfieber.

Bis heute gibt es dagegen keine Impfung. Immerhin: Eine Untersuchung an Hyalomma-Zecken in Deutschland konnte die Erreger bisher nicht oder nur vereinzelt nachweisen.

Und im Gegensatz zu den einheimischen Zecken überträgt Hyalomma weder Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) noch Borreliose.

Alongshan-Virus (ALSV): Neuer Zeckenvirus nachgewiesen

Dafür wurde in unseren heimischen Zecken neben diesen beiden Erregern zuletzt auch ein noch recht neues Virus nachgewiesen: Laut dem Centrum für Reisemedizin können diese mittlerweile auch das sogenannte Alongshan-Virus (ALSV) übertragen.

Das wurde erstmals vor sechs Jahren in China entdeckt und hat sich seitdem nicht nur in Finnland, Russland und Frankreich verbreitet. Und auch in Deutschland gibt es schon Nachweise, etwa in Niedersachsen.

Alongshan-Virus (ALSV) verursacht Symptome wie bei FSME

Allerdings sind diese weniger schwerwiegend, sondern kommen wie eine leichte Grippe mit Kopfschmerzen und Fieber daher. Eine spezifische Behandlung oder Impfung gibt es bisher nicht.

Gegen die gefährlicheren FSME-Viren, die Hirnhautentzündungen und Nervenschäden verursachen können, bietet eine Impfung dagegen einen wirksamen Schutz.

Eine gute Nachricht – immerhin sind Zecken, die die Erreger in sich tragen, bei uns seit vielen Jahren weit verbreitet und noch immer auf dem Vormarsch.

Die am stärksten betroffenen Bundesländer sind Bayern und Baden-Württemberg. Wer dort lebt oder urlaubt, dem empfiehlt das Robert Koch-Institut dringend, sich durch den Piks (meist drei Spritzen innerhalb eines Jahres) zu schützen.

Denn Medikamente gibt es bisher lediglich gegen einige Symptome der gefährlichen Erkrankung. Umgedreht sieht es bei der Borreliose aus. Etwa jede dritte Zecke trägt das auslösende Bakterium Borrelia burg-dorferi in sich.

Zwar gibt es bisher keine Impfung. Wird nach einem Stich jedoch durch die typische Wanderröte eine Infektion festgestellt, können Antibiotika ernste Folgen wie Gelenkentzündungen verhindern. Daher jeden Verdacht unbedingt vom Arzt abklären lassen.

Wie wir uns vor Zecken schützen können

Kleidung

Lange Hosenbeine und Ärmel sowie geschlossene Schuhe schützen. Auf hellen Sachen sind die Tierchen zudem leichter zu erkennen und abzusammeln. Haut und Kleidung alle zwei Stunden mit einem Anti-Zecken-Spray (Apotheke) einsprühen.

Kontrolle

Zu Hause sollte die Haut gründlich abgesucht werden – vor allem die weichen Stellen wie Kniekehlen, Armbeuge und Intimbereich.

Kartentrick

Haben wir eine Zecke entdeckt, sollte diese schnellstmöglich entfernt werden. Am besten dafür geeignet ist eine Zeckenkarte oder -pinzette (Apotheke): Das Tier gerade herausziehen – nicht drehen, quetschen oder mit Öl beträufeln.

Neue Hoffnung in der Forschung gegen Borreliose-Zecken

Derzeit befinden sich Impfstoffe gegen Borreliose in der Entwicklung, bis zur Zulassung wird es aber noch etwas dauern.

Außerdem tüfteln Forscher aktuell an einem Vakzin, das indirekt vor Borreliose schützen könnte, wenn es möglichst vielen Wirten – ob Menschen, Wildtieren oder Mäusen – verabreicht wird.

Nach dem Piks entwickeln diese laut ersten Studien bestimmte Antikörper, die sie zwar nicht selbst vor Borreliose schützen, die aber im Falle eines späteren Zeckenstichs auf den Blutsauger übergeben und dessen Mikrobiom verändern.

Mit drei Folgen: Die Borreliose-Bakterien, die im Darm der Zecke leben, können sich nicht mehr vermehren. Dadurch können sie bei einem Stich nicht mehr übertragen werden. Und langfristig sinkt auch die Zahl der mit Borreliose infizierten Zecken.

Achtung vor Hunde-Malaria durch Zeckenbisse

Vor allem in Thüringen verbreitet sich derzeit die Auwaldzecke, die die für Hunde gefährliche Krankheit Babesiose, auch Hunde-Malaria genannt, auslösen kann. Über einen geeigneten Zeckenschutz (wie beispielsweise Tabletten) für unseren Vierbeiner sprechen wir am besten mit dem Tierarzt.

Im Video: So kannst du eine Zecke entfernen

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Video: Glutamat

Artikelbild und Social Media: gabort71/iStock

Text: Redaktion CLOSER