Warum guckt mich das Auto so an?

Pareidolie: Weshalb wir in Sachen Gesichter erkennen

Zwei Scheinwerfer, eine Stoßstange - schon sieht das Auto aus wie ein Gesicht. Dieses Phänomen, in unbelebten Gegenständen Gesichter oder Figuren zu erkennen, nennt sich Pareidolie. Wir verraten dir, was es damit auf sich hat.

Fahrradlenker, Sattel und Farradlampe, die wie ein Gesicht aussehen
Dieser Fahrradlenker sieht aber ganz schön Ehrfurcht gebietend aus ... Foto: Isabelle Dupuis / Wunderweib-Redaktion
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Was ist Pareidolie?

Der Begriff "Pareidolie" bedeutet aus dem Altgriechischen übersetzt so viel wie "Trugbild" oder "falsche Erscheinung". Er bezeichnet ein Phänomen, bei dem Menschen dazu neigen, Gesichter, Figuren oder Symbole in Gegenständen zu erkennen, die weder lebendig sind noch absichtlich etwas Lebendiges darstellen.

Pareidolie kann bewusst ablaufen - wenn wir Gesichter in Autos, Häusern, Flecken an der Wand und ähnlichem erkennen wollen und absichtlich danach suchen. Aber manchmal sehen wir auch Muster in zufälligen Erscheinungen, ohne aktiv danach gesucht zu haben. Diese Unterform des Phänomens wird als "Apophänie" bezeichnet.

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Warum haben wir oft den Eindruck, dass uns Dinge anschauen?

Keine Sorge: Pareidolie ist ganz normal. Es liegt einfach in unserer Natur, dass wir versuchen, Muster zu erkennen, wenn uns etwas bekannt vorkommt. Unser Gehirn meint dann zum Beispiel in zwei nebeneinander liegenden Punkten oder Flecken ein Augenpaar zu identifizieren und vervollständigt es zu einem Gesicht:

Aus evolutionärer Sicht ist unsere Fähigkeit, anhand bestimmter Indizien blitzschnell ein vollständiges Bild herausdeuten zu können, ziemlich nützlich. Bereits für unsere Vorfahren war es überlebenswichtig, auf der Jagd oder beim Beerensammeln Gefahren rechtzeitig zu erkennen.

Wenn sie im Gebüsch etwas erblickten, das wie das Augenpaar eines wilden Tiers aussah, konnten sie sich entsprechend vorsichtig zurückziehen, bevor der Säbelzahntiger oder der Höhlenbär sie anfallen und zerfleischen konnte.

Doch nicht nur Raubtiere müssen wir frühzeitig erspähen, um zu überleben. Es ist ebenfalls wichtig, dass wir menschliche Gesichter und ihre Stimmungen schnell erkennen und deuten können. Ansonsten würde sich unser Sozialleben ganz schön kompliziert gestalten. Zudem sind vor allem Babys darauf angewiesen, Menschen, die ihnen freundlich gesinnt sind, auf Anhieb als solche zu erkennen.

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Weitere Beispiele für Gesichter in Gegenständen

Auf Twitter, Instagram und Co. machen sich zahlreiche User einen Spaß daraus, unter dem Hashtag #pareidolie Bilder von "Gesichtern" und "Figuren" zu posten, die sie im Alltag erblickt haben. Diese pöbelnde Paprika auf Instagram sollte man zum Beispiel lieber nicht noch weiter provozieren:

Und das hier kann doch wohl nichts anderes als ein freundliches Steinwesen sein, oder?

Manchmal ist es aber auch der Rasierer, der einen morgens etwas verschlafen und begriffsstutzig anschaut:

Es müssen auch nicht immer menschliche Gesichter sein, die wir zu erkennen glauben. Auch ein süßer Hund in einer Wasserpfütze auf dem Asphalt kann durch Pareidolie in Erscheinung treten:

Kann Pareidolie auch Anzeichen einer Krankheit sein?

Normalerweise ist Pareidolie kein Krankheitssymptom. Die Unterform der Apophänie hingegen kann im Extremfall ein Anzeichen für Schizophrenie sein. Betroffene sehen dann Muster, Beziehungen und tiefere Bedeutungen in rein zufälligen Einzelheiten und sind davon überzeugt, dass es sich dabei um die Wahrheit handelt. Mehr zu dieser psychischen Erkrankung: Schizophrenie: Symptome der psychischen Krankheit

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