Trichophagie

Rapunzel-Syndrom: Wenn Haare essen zum Zwang wird

Am Rapunzel-Syndrom leiden Menschen, wenn sie (zwanghaft) an ihren eigenen Haaren kauen und/oder sie essen. Was du über Trichophagie wissen musst, erfährst du bei uns.

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Das zwanghafte Haare essen, auch als Rapunzel-Syndrom oder Trichophagie bekannt, ist selten, aber sehr gefährlich. Was du über Symptome sowie Behandlung wissen musst und was ein Trichobezoar ist, erfährst du im Artikel.

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Folgen des Rapunzel-Syndroms: Übelkeit, Erbrechen, Not-OP

Ein Fall des Rapunzel-Syndroms bei einer Schülerin geriet einst in die Schlagzeilen: Jasmine Beever wurde nur 16 Jahre alt. Das Mädchen aus der englischen Stadt Skegness musste am 7. September 2017 einen tragischen Tod erleiden, wie LincolnshireLive damals berichtete.

Sie klagte in der Schule über Übelkeit und Erbrechen, wurde daraufhin plötzlich bewusstlos. Rasch ins Krankenhaus eingeliefert, wurde sofort eine Not-Operation durchgeführt. Doch jede Hilfe kam zu spät.

Während der Operation bemerkten die Ärzte die entzündete Magenschleimhaut der Jugendlichen. Diese Entzündung verursachte ein Magengeschwür, welches an ihrem Todestag platzte und multiples Organversagen verursachte.

Doch wie kam es überhaupt zu dieser gravierenden Magenschleimhautentzündung? Die Ärzte fanden in Jasmines Magen einen Haarball. Das Mädchen litt am sogenannten Rapunzel-Syndrom, auch Trichophagie genannt. Insgesamt gibt es nur wenige Fälle weltweit, die Erkrankung ist selten, betrifft aber junge Frauen unter 20 am häufigsten.

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Rapunzel-Syndrom: Haare essen als psychische Störung

Beim Rapunzel-Syndrom kauen und saugen Betroffenen zwanghaft an den eigenen Haaren, verschlucken sie bewusst oder unbewusst. Im Magen sammeln sich die Haare an, bilden ein Knäuel (Trichobezoar) und verursachen Folgeerkrankungen im Magen-Darm-Trakt. Denn die Verdauung von Haaren ist im menschlichen Körper nicht möglich.

Zwar liegt der größte Teil der gegessenen Haare als Haarball im Magen der Betroffenen, aber einige der Härchen können sich in den Dünndarm oder sogar bis in den Dickdarm hinunterschlängeln - daher hat das Rapunzel-Syndrom auch seinen Namen.

Patienten mit Rapunzel-Syndrom haben häufig Symptome wie Schmerzen im Oberbauch, die sich als Schwindel, Übelkeit, Magenschmerzen, Erbrechen und Bauchfellentzündungen äußern, Verstopfung sowie Blutarmut. Dazu kommt es zu Magenrissen - und folgende Infektionen - oder Darmverschlüssen. Wird die Ursache der Symptome rechtzeitig erkannt, kann eine Entfernung des Haarknäuels - wie durch eine Not-OP - das Leben der Patientin retten.

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Trichophagie: Haare kauen oft mit Trichotillomanie verbunden

Obwohl es weltweit nur wenige dokumentierte Fälle des Rapunzel-Syndroms gibt, wird laut Ärztezeitung geschätzt, dass 1 von 2000 Mädchen seine Haare isst.

Oft tritt die Krankheit im Zusammenhang mit einer Trichotillomanie auf, also dem zwanghaften Ausreissen von Haaren. Trichotillomanie tritt meist im Verlauf der Pubertät auf.

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Ursachen und Behandlung des Rapunzel-Syndroms: Von Stress bis Depressionen

Aber auch Menschen mit Depressionen, schwerwiegenden Ängsten oder Bulimie neigen zu Trichophagie und beginnen, krankhaft an ihren Haaren zu kauen. Der Zwang, die Haare zu essen entsteht, da er Betroffenen kurzzeitige Erleichterung verschafft, etwa beim Umgang mit negativen Gefühlen, Stress, Anspannung, Angst, Frustration oder Einsamkeit.

Ist die psychische Erkrankung diagnostiziert, muss der Haarball entfernt werden. Manchmal ist das nur mit einer Operation möglich, da der Bezoar verkeilt sein kann und in der Regel sehr hart ist. Eine erfolgreiche Behandlung des Rapunzel-Syndroms kann mit gezielter Psychotherapie in Kombination mit Antidepressiva und weiteren Medikamenten erzielt werden.

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