Reinhold Beckmann - Spannende Zeitreise in die Vergangenheit!
Reinhold Beckmann trauert um Menschen, die er nie kennenlernen durfte. Dafür sorgte seine Mutter.
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Zu einer Zeit, in der in Europa wieder Panzer rollen, zeigt Reinhold Beckmann (67) in seinem neuen Buch, welche tiefen Wunden ein Krieg in Familien reißen kann. Schmerzlich musste seine Mutter Aenne († 98) im Zweiten Weltkrieg erleben, wie ihre geliebten Brüder nicht mehr nach Hause kamen. Geschwiegen über ihre Trauer hat sie jedoch nie. Im Interview mit "Mini" verrät Reinhold Beckmann, warum er ihr heute dafür dankbar ist.
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Mini: Wie wichtig ist es, Zeitzeugenwissen rund um den Zweiten Weltkrieg weiterzugeben?
Reinhold Beckmann: Sehr wichtig. Meine Nichte zum Beispiel hat gleich gesagt, toll, dass dass du unsere Familiengeschichte niedergeschrieben hast, auch für meine Kinder später. Mit Blick auf die Ukraine sollte man sich zudem bewusst machen, dass es gar nicht selbstverständlich ist, so frei und unabhängig aufzuwachsen, wie es bei vielen von uns der Fall war. Das Traurige ist, dass ein Krieg ja immer verrohter geführt wird, je länger er andauert. Selbst wenn er irgendwann vorbei ist, bleiben dann Hass und seelische Verletzungen. Dass wir beide heute, 78 Jahre später, über den Zweiten Weltkrieg sprechen, ist ein Beispiel dafür, wie tief das in den Menschen steckt.
Wie gelang es Ihrer Mutter, den Tod der Familie zu verkraften?
Reinhold Beckmann: Sie hatte wohl das, was man heute mit dem Wort ‚Resilienz‘ bezeichnen würde. Und dazu ihren unerschütterlichen Gottesglauben. Ich bewundere an Aenne, dass sie nie aufgab und ihr Leben selbst gestaltet hat – was für Frauen zur damaligen Zeit nicht leicht war. Sie zog etwa nach dem Krieg aus ihrem Heimatdorf weg, suchte anderswo ihr Glück und fand mit meinem Vater schließlich ihre große Liebe.
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Was haben Sie beim Lesen der Feldpostbriefe ihrer Onkel so empfunden?
Reinhold Beckmann: Ich habe Hans, Franz, Willi und Alfons leibhaftig ja leider nie kennengelernt. Durch den Schriftwechsel konnte ich jetzt ihre ganz unterschiedlichen Charaktere entdecken. Der Älteste, Franz, ist mein Lieblingsonkel geworden, da er die hinreißendsten Briefe geschrieben hat.
Was hat Sie an ihm fasziniert?
Reinhold Beckmann: Seine Offenheit, sein Mitgefühl, seine wunderbaren Formulierungen und seine grundsätzlich kritische Haltung gegenüber dem Krieg. Er fragte schon früh, wann dieser Schwindel denn ein Ende habe.
Haben Sie durch ihre Familiengeschichte Sorge, etwas verpasst zu haben?
Reinhold Beckmann: Nein, überhaupt nicht. Die Vergänglichkeit halte ich nur per se für keine gute Erfindung. Das Leben ist wunderbar, und ich habe noch so viel vor. Vor dem Tod bin ich nicht bange. Aber dass irgendwann alles vorbei ist, das finde ich nicht ganz fair.
Welche Pläne haben Sie für die nächste Zeit?
Reinhold Beckmann: Ich gehe auf Lesetour – eine völlig neue Erfahrung. Ich freue mich auf die Begegnungen mit den Lesern, bei denen ich sicher auch viele Geschichten aus anderen Familien hören werde.
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Artikelbild und Social Media: Alexander Hassenstein/Getty Images