Schistosomiasis: Diese Wurmkrankheit ist auf dem Vormarsch
Die Wurmkrankheit Schistosomiasis, auch Bilharziose genannt, ist die zweithäufigste Tropenkrankheit Afrikas. Auch in Europa breitet sich der Krankheitserreger aus.
Schistosomiasis oder Bilharziose ist eine Wurmerkrankung, die den Menschen trifft, wenn er mit warmem Süßwasser in Berührung kommt. Doch ist die eigentlich in den Tropen auftretende Krankheit auch in Europa ein Problem?
Würmer beim Menschen: Was ist Schistosomiasis?
Der Tropenarzt Theodor Bilharz entdeckte den Schistosomiasis-Erreger schon 1851 in einer Klinik in Kairo (Ägypten). Nach ihm wurde der Erreger benannt: Bilharzia - woraus sich später der Name der Krankheit ableitete: Bilharziose. Bei der Erkrankung findet der Arzt Würmer beim Menschen.
Der bis zu zwei Zentimeter lange Saugwurm heißt Schistosoma bzw. (tropischer) "Pärchenegel". Die Würmer ernähren sich von Blutbestandteilen. Ihre Larven nennt man Zerkarien.
Die Wurmlarven leben in warmen Süßgewässern (etwa 20 Grad Wassertemperatur), vor allem in Afrika (südlich der Sahara), Südamerika, Karibik, Japan, China, im Nahen Osten, auf der arabischen Halbinsel, auf den Philippinen und in der Karibik.
Seit 2011 werden immer mehr Fälle auf der französischen Insel Korsika gemeldet. Betroffen sind sowohl Einheimische als auch Touristen - vor allem aus Deutschland, Österreich und Frankreich. Auch Tiere können sich mit Schistosomiasis anstecken: Schon Spritzwasser reicht aus, um sich mit Bilharziose zu infizieren.
Zerkarien im Badesee: Vorsicht bei Hautausschlag nach dem Baden
Würmer im Darm: Das sind die Symptome von Bilharziose
Die im Süßwasser lebenden Wurmlarven bohren sich durch die menschliche Haut in die Blut- und Lymphgefäße - dafür benötigen sie nur wenige Minuten.
Nach zwei bis drei Tagen erreicht die Larve das Blut. Von dort wandert sie zu dem von ihr bevorzugtem Organ - je nach Wurmart kann es verschiedene Organe betreffen:
- Leber
- Milz
- Darm
- Harnwege
- Blase
In den Organen können sie einige Jahrzehnte verbleiben, dann hast du beispielsweise Würmer im Darm oder Milz.
Chronologisch verläuft die Wurmkrankheit Schistosomiasis etwa folgendermaßen:
- Zunächst bekommt man Juckreiz an der Eintrittsstelle der Larven und fühlt sich erschöpft.
- Hautausschlag entsteht ("Zerkariendermatitis").
- Nach etwa 3 - 4 Wochen sind die Würmchen in der Lunge angekommen. Es kommt zur Ödembildung, also eines Anschwellens des Lunge (wg. Flüssigkeitseinlagerungen). Die Folge sind Husten und ggf. Nesselsucht ("Katayama-Fieber"). Hinzu kommen Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen.
- Haben die Würmer ihr Ziel-Organ erreicht, nisten sie sich dort ein und legen dort ihre Eier ab. Ein Weibchen legt pro Tag 100 bis 3.000 Eier ab.
- Das führt wiederrum - nach einigen Wochen - zu chronischen Entzündungen des jeweiligen Organs, Blut im Urin, Bildung von Narben.
- Ist der Harnbereich befallen, kann es zu Blasenentzündungen und im schlimmsten Fall zu Blasenkrebs und Unfruchtbarkeit führen. Ist der Darm von den Würmern befallen, kann es zu blutig-schleimigem Durchfall kommen. Ist die Leber befallen, kann es zu Leberzirrhose führen. Ist das Nervensystem betroffen, kann es Krämpfe verursachen.
Eine direkte Erreger-Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich, Bilharziose ist also nicht ansteckend. Trotzdem sind weltweit rund 200 Millionen Menschen mit Schistosomiasis infiziert.
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Schistosomiasis: Ist die Wurmkrankheit heilbar?
Bislang gibt es nur drei Medikamente, die gegen die Wurmkrankheit helfen: Praziquantel, Oxamniquin und Metrifonat.
Meistens wird Schistosomiasis mit Praziquantel behandelt, einem Tabletten-Medikament gegen Wurminfektionen. Der Wirkstoff dringt in den Wurm ein, verursacht bei ihm zunächst eine spastische Lähmung, anschließend bringt es ihm den Tod. Der Patient scheidet die verendeten Bilharziose-Würmer aus. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden im Jahr 2014 mehr als 62 Millionen Menschen weltweit mit dieser Arznei behandelt.
Oxamniquin hindert die weiblichen Würmer daran, Eier zu legen. Metrifonat wird vor allem in Afrika gegen die Wurmkrankheit eingesetzt.
Wird Schistosomiasis früh diagnostiziert, kann die Krankheit gut behandelt werden. Entdeckt man die Krankheit in einem späteren Stadium, können die entstandenen Organschäden ggf. nicht mehr behandelt werden.
Einen vorsorglichen Schutz gegen die Wurmkrankheit (z.B. Impfungen) gibt es bislang nicht. Allerdings wird daran geforscht. Die einzige Vorsichtsmaßnahme: In den Gebieten, in denen die Würmer leben, Abstand von Süßwasser-Gewässern nehmen. Lässt sich der Kontakt mit Wasser nicht vermeiden, wird häufig zu Schutzkleidung geraten.
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