Schuldgefühle verarbeiten: Wie verzeihe ich mir selbst?
Du möchtest Schuldgefühle verarbeiten und sie ein für alle Mal loswerden? Wir haben Tipps, wie du dir selbst verzeihen kannst.
Wer sich Fehler nicht verzeihen kann, fühlt sich oft wegen längst Vergangenem schlecht und kann in der Gegenwart nicht glücklich sein. Aber wie verzeihe ich mir selbst, wenn ich etwas falsch gemacht habe? Wir haben Tipps, wie du Schuldgefühle verarbeiten kannst.
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In unserer Welt gibt es wenig Raum für Fehler – und es scheint auch immer weniger zu werden… Von klein auf lernen wir, dass Fehler Konsequenzen, im schlimmsten Fall Probleme oder Bestrafungen zur Folge haben. Auch unser Erwachsenenleben ist ganz klar in Kategorien aufgeteilt: Es gibt Dinge, Handlungen und Eigenschaften, die gut und solche, die schlecht sind. Aber bin ich ein schlechter Mensch, wenn ich eine falsche Entscheidung treffe, einen Fehler mache oder einfach nicht so perfekt bin, wie zum Beispiel meine Freundin oder Nachbarin?
Unabhängig von irgendeiner Situation sagt jetzt jeder: „Nein, natürlich nicht“. Fun Fact: Einer Freundin zum Beispiel oder auch einem vollkommen Fremden können wir meistens besser verzeihen als uns selbst. Warum ist das so und wie können wir uns von Schuldgefühlen befreien? Wir haben Antworten.
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Ein Kind voller Schuldgefühle…
Woher kommen unsere Schuldgefühle? Diese Frage lässt sich tatsächlich schnell beantworten: Die Fähigkeit, Schuldgefühle zu empfinden, entwickelt sich schon in unserer Kindheit, denn egal, wie toll und liebevoll unsere Eltern sind, wir lernen, dass unser Verhalten und unsere Fehler anderen Menschen Schaden zufügen, sie traurig oder wütend machen oder stressen können. Und an sich ist das auch gut so, denn nur durch ein Schuldbewusstsein können wir auch aus Fehlern lernen.
Ich kann mir selbst nicht verzeihen: Das sind die Folgen
Wer sich permanent Vorwürfe macht, wird früher oder später Schwierigkeiten bekommen, sich überhaupt Glück zuzugestehen und glücklich zu sein. Letztendlich greifen Schuldgefühle das Selbstwertgefühl an oder zerstören es sogar vollkommen. Die Folgen davon können von Gereiztheit, Mut- und Motivationslosigkeit bis hin zu Depressionen reichen und auch körperliche Symptome wie Bauch- und Kopfschmerzen, Heißhunger, Verspannungen, Atemnot oder sogar stechende Schmerzen in der Brust können durch Schuldgefühle entstehen.
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Schuldgefühle verarbeiten: So kannst du dir selbst verzeihen
Leider gibt es keinen Knopf, den wir drücken können, um Schuldgefühle zu verarbeiten. Und ob und wie schnell man sich selbst verzeihen kann, hängt natürlich auch stark von der Situation ab. Aber folgende Tipps können helfen mit sich selbst ins Reine zu kommen:
1. Schuldgefühle als solche erkennen und dingfest machen
Jedes Mal, wenn wir unseren eigenen moralischen Ansprüchen nicht genügen, nistet sich ein mehr oder weniger großes Schuldgefühl in uns ein. Selbstvorwürfe gehören zu unserem alltäglichen Leben, sodass wir sie nur noch in Ausnahmefällen bewusst wahrnehmen – dennoch belasten sie unser Leben und rauben uns Energie. Tipp: Höre auf dein Inneres und mach Schuldgefühle dingfest, indem du aufschreibst, warum du dich schuldig fühlst und was du gerne anders gemacht hättest. Schreib außerdem auf, warum du in dem Moment so gehandelt hast – gab es in der Situation etwas, das deine Entscheidung und dein Handeln beeinflusst hat?
Der erste Schritt sollte schwarz auf weiß klarmachen, ob deine Schuldgefühle überhaupt begründet sind. Das Aufschreiben deiner Selbstvorwürfe führt entweder zu der Erkenntnis, dass du in der Situation gar nicht anders hättest handeln können, oder du entlarvst einen Fehler: Eingestehen, akzeptieren und verzeihen – das ist nun die Aufgabe.
2. Eingestehen und akzeptieren: Die wichtigsten und schwersten Schritte
Hier ist vor allem eins wichtig: Sei ehrlich zu dir selbst! Vor sich selbst Ausreden zu erfinden, ist ein sinnloses Unterfangen: Schließlich wissen wir selbst ja am besten, was wir vielleicht lieber hätten lassen oder tun sollen… Nur wer sich einen Fehler eingesteht, kann auch die Verantwortung dafür übernehmen und sich selbst verzeihen. Denn: Eine Fehlentscheidung macht dich nicht zu einem schlechten Menschen – auch eine dritte und vierte nicht und auch nicht die Tatsache, dass du im Nachhinein ganz genau weißt, wie du etwas besser hättest machen können. Fehler sind menschlich und Fakt ist: Losgelöst von der jeweiligen Situation und nach langer Grübelei könnte man fast immer alles irgendwie besser machen.
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3. Wie schlimm ist es wirklich? Die Situation neu bewerten
Schuldgefühle sind in gewisser Weise selbstgemacht. Sie entstehen durch die Art, wie du dich selbst und deine Handlungen bewertest. Viele Menschen machen sich schon wegen klitzekleiner Fehler riesige Vorwürfe: „Wie konnte ich nur die ganze Tafel Schokolade essen?!“, „Warum habe ich bloß vergessen meine Mama anzurufen?!“ oder „Was habe ich mir dabei gedacht, die E-Mail nicht noch einmal Korrektur zu lesen?!“… Vorwürfe dieser Art begleiten die meisten von uns jeden Tag – aber mal ehrlich: Wie schlimm ist das alles wirklich? Um die Situation besser zu bewerten hilft Folgendes: Stell dir vor, eine Freundin von dir hätte das getan, was du getan hast und dann frag dich, was du ihr sagen würdest, wenn sie dir ihren Fehler beichtet. In den meisten Fällen ist sofort klar, dass du niemandem so große Vorwürfe machen würdest wie dir selbst und dass der vermeintlich furchtbare Fehler ganz leicht zu verzeihen ist.
4. Nicht vergessen: Einige Fehler können wieder gut gemacht werden
Diese einfache Wahrheit geht vor lauter Selbstvorwürfen oft unter: Wenn du wirklich einen (schwerwiegenderen) Fehler gemacht hast, solltest du deine Gedanken lieber in positive Bahnen lenken und überlegen, ob du etwas wieder gut machen kannst, anstatt dich zu quälen. Manchmal kann schon eine ehrliche Entschuldigung einen Fehler wieder aufwiegen.
Wenn andere uns Schuldgefühle einreden: Eine ganz andere Geschichte?
Schwerwiegende Schuldgefühle stehen oft mit anderem Menschen in unserem Leben in Verbindung. Wir haben hohe Ansprüche und wollen immer allen Menschen in unserem Leben gerecht werden – was oft mit den Anforderungen des Alltags kollidiert. Oft sind es jedoch auch die Ansprüche anderer Menschen, die Schuldgefühle in uns auslösen. „Du besuchst mich zu selten!“, „Immer denkst du nur an dich!“, „Du bist immer so…“: Klingt das vertraut? Auch hier gilt es, vermeintliche Fehler zu hinterfragen und sich nicht einfach den Vorwürfen zu ergeben: Die Schritte zwei bis vier helfen also auch in diesem Fall.
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