Seitensprung: So sehr suchen betrogene Frauen die Schuld bei sich
Wer betrogen wird, erlebt das Auseinanderbrechen der gewohnten Welt. Wo vorher Vertrauen war, herrscht nun die große Enttäuschung.
Harmlose Erinnerungen wandeln sich in Zeichen für Betrug. Die ganze Beziehung wirkt plötzlich wie eine einzige Lüge. Bei den Betrogenen wechseln sich Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit und depressive Phasen ab. Die Symptome ähneln sich bei allen, die entdecken mussten, dass was sie glaubten, nicht richtig war: Sie waren nicht Priorität, sie waren irgendwas zwischen liebgewonner Gewohnheit und anstrengender Verpflichtung.
Wenn Frauen und Männer nach einem Betrug den Schritt zur Paarberatung wagen, weinen sie häufig, wenn sie von dem Seitensprung sprechen. Tränen kennen kein Geschlecht, so die Erfahrung von Parship-Paarberater Eric Hegmann. Wie genau Männner und Frauen den Betrug verarbeiten und worunter betrogene Frauen besonders leiden, hat er hier für uns aufgeschrieben:
♦ Seitensprung: Die eine Frage, die alle Frauen quält
Der Schmerz über eine Affäre des Partners wendet sich bei Frauen häufig nach innen. Sie fühlen sich als Versagerinnen. Bei dem wichtigsten überhaupt, ihrer Beziehung. Wie kann es sein, dass ich nichts bemerkt habe? Gerade diese Frage quält viele betrogene Frauen. Für sie zählt oft schwerer, dass sie so leichtgläubig waren, als die Affäre selbst. Betrogene Männer richten die Wut nicht auf sich sondern nach Außen, vor allem auf den Nebenbuhler.
♦ Völliger Verlust des Selbstwertgefühls
Viele Frauen denken nur noch daran, was der untreue Partner mit der anderen gemacht hat. Was er an ihr so anziehend fand – und was ihr fehlt. Ein ununterbrochenes Vergleichen, Bewerten und Verurteilen – meist sich selbst. Die Folge ist oft ein völliger Verlust des Selbstwertgefühls. Männer verhindern solches Grübeln, indem sie sich in Aktivitäten stürzen – und andere Betten.
♦ Ein falscher Glaubenssatz
"Er hat mich betrogen, weil ich ihn nicht zufriedenstellen kann in unserer Beziehung", erklären Frauen häufig. Dabei suchen sie vermeintliche Versäumnisse überall, nicht nur im Schlafzimmer. "Weil ich schlecht koche, weil ich zu wenig Zeit für den Haushalt aufwende." Hier ist ganz tief verankert der Glaubenssatz: Für Liebesglück ist die Frau verantwortlich. Ein betrogener Mann zweifelt auch an sich. Aber weniger an seinen Fähigkeiten als Partner sondern zuerst als Liebhaber.
♦ Warum Frauen versuchen, die Beziehung zu erhalten
Oft steckt hinter dem Versuch, die Beziehung trotz Seitensprung zu erhalten, bei Frauen nicht wirklich die Hoffnung, dass das Vertrauen wieder zurückzuerlangen wäre. Vor allem ist es der Wunsch, sich beweisen zu können, dass man es beim zweiten Versuch besser machen könnte. Das ist aber sehr gefährlich, denn klappt es nicht, ist die Schuldzuweisung an sich selbst noch größer und das Selbstwertgefühl gründlich zerstört. Betrogene Männer schließen da schneller ab.
Alle diese Verhaltensweisen zeigen, wie sehr betrogene Frauen die Schuld für einen Betrug des Partners bei sich selbst suchen. Nun gehören zu jeder Beziehung zwei Personen, doch die Verantwortung für den aktiven Betrug muss nicht die hintergangene Person bei sich suchen. Damit eine Beziehung gerettet werden kann, muss zwischen den Partnern geklärt werden, was tatsächlich Auslöser war.
Nicht selten hilft ein Blick in die Vergangenheit, um zu erkennen, wann sich was zwischen den Partnern verändert hat. Manchmal muss die Zeitreise noch weiter zurück gehen, zu den eigenen Eltern und deren Verhaltensweisen in Krisen. Solche Maßnahmen zeigen schnell auf, wie wenig wichtig die Schuldfrage am Ende ist.
Das Ziel sollte sein, das Vertrauen in sich selbst nicht zu verlieren, um wieder – vielleicht auch nur in einer neuen Beziehung – vertrauen zu können.
Nach mehreren Studien erleben Frauen Trennungen übrigens sowieso intensiver – aber dafür kommen sie schneller darüber hinweg als Männer, die die Verarbeitung lange verdrängen, ihr aber natürlich nie entkommen können.
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