Medikamentenmissbrauch

Tablettensucht: Fast 2 Millionen Deutsche sind betroffen

Alarmierende Zahlen: Fast zwei Millionen Deutsche sind süchtig nach Tabletten. Die Folgeschäden sollen laut der Bundesregierung satte 14 Milliarden Euro pro Jahr betreffen.

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Beim Thema Drogenmissbrauch denkt man meist eher an Haschisch und Co. als an Tabletten. Dabei ist Tablettensucht eine der gefährlichsten Süchte überhaupt, denn Medikamente sind überall verfügbar und der Beginn kann sehr schleichend sein. Zunächst werden die Pillen meist nur zum Lindern von Krankheitssymptomen genommen - und schon kann man nicht mehr ohne. So geht es offenbar 1,96 Millionen Deutschen, denn das ist die Anzahl der Tablettensüchtigen in der Bundesrepublik nach Angaben der Bild.

Die meisten Tablettensüchtigen sind von Schmerzmitteln abhängig

Dabei ist die Sucht nach Schmerzmitteln besonders groß: Unter den Betroffenen sind 1,6 Millionen abhängig von schmerzhemmenden Medikamenten. Doch auch der Anteil an Menschen, die nicht mehr ohne Schlaftabletten leben können ist enorm: 361.000 Deutsche kommen nur noch mit ihren Pillen für die Nacht zur Ruhe. Ein geringerer Anteil greift regelmäßig zu Aufputschmitteln.

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Unterschiede zwischen Frauen und Männern

Beim Medikamentenmissbrauch gibt es eindeutige Unterschiede, was das Alter der Süchtigen nach Geschlechtern betrifft. Während bei den Männern eher ältere über 60 betroffen sind, sind die Frauen im Durchnitt jünger. Bereits 3,2 Prozent der 18 -bis 20-jährigen Frauen in Deutschland sollen tablettensüchtig sein, bei den 40- bis 49-Jährigen sind es 4,5 Prozent. Bei den Männern ist der Anteil mit 4,9 Prozent bei den über 60-Jährigen am höchsten.

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Prävention kam bei Tablettensucht bisher zu kurz

Die hohe Zahl der Süchtigen verdeutlicht, dass in Deutschland mehr präventiv getan werden muss. Ein erster Schritt in die Richtung wurde 2018 gemacht. Seitdem müssen die Hersteller auf den Verpackungen deutlich davor warnen, Schmerzmittel nicht langfristig ohne ärztlichen Rat einzunehmen. Um Tablettensucht vorzubeugen, muss aber noch einiges mehr getan werden.

Die volkswirtschaftlichen Folgekosten, die aufgrund von Medikamentenmissbrauch entstehen, belaufen sich auf etwa 14 Milliarden Euro, wie die Bundesärztekammer bestätigen soll.

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