Wassergeburt: Wie läuft das eigentlich ab?
Wärme, Entspannung und Geborgenheit – Wassergeburten sind für viele werdende Mütter eine beliebte Alternative zur traditionellen Entbindung im Kreißbett.
Immer mehr Frauen entscheiden sich für diese für Mutter und Kind stressarme Geburtsart und nutzen die beruhigende und schmerzlindernde Wirkung des warmen Wassers.
Die meisten Menschen fühlen sich beim Schwimmen oder zu Hause in der warmen Badewanne entspannt und geborgen. Kein Wunder: Wasser ist das Element des Menschen schlechthin. Er besteht selbst zu einem großen Teil daraus und verbringt die ersten neun Monate im Mutterleib von Fruchtwasser umgeben. Warum sollte dann nicht auch ein Baby im Wasser zur Welt kommen? "Es spricht nichts gegen Wassergeburten", so Johannes Klemm, Chefarzt der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe im Krankenhaus Winsen. "Ganz im Gegenteil: Wassergeburten sind in vielen Fällen eine empfehlenswerte Option."
Wassergeburten haben eine lange Tradition
Wassergeburten haben eine Jahrtausende lange Tradition. Überlieferungen belegen sie im alten Ägypten, James Cook berichtete im 18. Jahrhundert von dieser Geburtsart in Mittelamerika, auf Neuseeland und Hawaii. In Europa war es der französische Gynäkologe Dr. Michel Odent, der diese Methode der sanften Geburt in den 1970er Jahren bekannt machte. Danach wurde es lange still um das Thema Wassergeburten. In den letzten Jahren entscheiden sich Schwangere wieder vermehrt für diese Art des Gebärens.
Wissenschaftliche Studien konnten falsche Bedenken ausräumen, in vielen Kranken- und Geburtshäusern wurde die Ausstattung erweitert. Vielerorts gibt es in den Kreißsälen bereits sogenannte Geburtswannen, in denen das Wasser über eine eingebaute Heizung konstant temperiert wird. Über einen aufklappbaren Ausstieg an der Seite, ist ein sofortiges Eingreifen im Notfall möglich. Die Herztöne des Kindes können auch von der Wanne aus über ein Telemetriegerät überwacht werden.
Die Vorteile von Wassergeburten liegen auf der Hand: Die Geburtswege werden durch das warme Wasser weich und elastisch, sogar die Beckenknochen geben etwas nach. Dies nimmt zudem ein wenig Druck vom Kopf des Kindes, so dass das Baby leichter durch das Becken gleiten kann. Schmerzmittel kommen seltener zum Einsatz, die Geburt kostet die Mutter weniger Kraft und sie erholt sich schneller. Darüber hinaus ist bei Wassergeburten die Wahrscheinlichkeit von Dammverletzungen und Dammschnitten um etwa die Hälfte reduziert. Das Kind selbst wird in ein vertrautes Element hinein geboren, Licht und Geräusche sind gedämpft wie im Mutterleib. Der angeborene Tauchreflex bewahrt das Kind vor dem Ertrinken, es atmet erst, wenn es Luft spürt.
Alternative Entspannungsbäder
Alternativ bieten viele Kliniken ihren Patientinnen auch Entspannungswannen an. Bei gedämpften, stimmungsvollen Licht kann sich die werdende Mutter im warmen mit aromatischen Ölen versetzten Wasser ausruhen und Kraft für die bevorstehende Geburt tanken. Grundsätzlich kann jede Frau Wassergeburten wählen. "Selten, beispielsweise bei einer Steißlage des Kindes oder farblichen Veränderungen des Fruchtwassers, raten wir von Wassergeburten ab", erklärt Johannes Klemm. "Im Allgemeinen ist diese Geburtsart aber genauso risikoarm wie jede andere. Und natürlich können die Frauen jederzeit die Wanne verlassen. Sie treffen die Entscheidung. Denn dies ist neben dem Wohl des Kindes unser Hauptziel im Krankenhaus Winsen: eine selbstbestimmte Geburt, bei der die Frau sich sicher und geborgen fühlt."