Carina Møller-Mikkelsen: So wurde die ehemalige Bodybuilderin zum Curvy-Model
"Ich fühle mich so wohl in meinem Körper wie noch nie zuvor." Das sagt Carina Møller-Mikkelsen heute, wo sie als Curvy-Model arbeitet und sich für Bodypositivity einsetzt. Früher war die 23-Jährige Bodybuilderin. Mit uns hat sie darüber gesprochen, wie sehr sie sich verädert hat und warum das für sie unbedingt notwendig war.
Als Teenager war Carina Møller-Mikkelsen unzufrieden mit ihrem Körper und wollte unbedingt dünner sein. Nachdem sie sich im Fitnessstudio anmeldete, fand sie schließlich zum Kraftsport und wurde zur Bodybuilderin. Ende 2017 wurde ihr dann bewusst: Sie achtete auf ihre Ernährung, trainierte fünf bis sieben Mal pro Woche und doch war sie nicht zufrieden und glücklich mit sich selbst. Sie beschloss, das Bodybuilding aufzugeben und lernte ihren eigenen Körper besser zu verstehen und schließlich zu akzeptieren. Heute ist die 23-Jährige ein gefragtes Curvy-Model. Mit uns hat sie darüber gesprochen, wie sich verändert hat und wie sie gelernt hat, sich selbst so zu lieben, wie sie ist.
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Carina, du warst früher Bodybuilderin. Heute bist du Curvy Model und setzt dich für Bodylove und Selbstakzeptanz ein. Was hat dieser Wandel bei dir bewirkt?
Der Wandel von der Bodybuilderin zum Curvy Mädchen hat so einiges bei mir bewirkt. Äußerlich hat sich natürlich viel verändert, was zu dem Zeitpunkt nicht so einfach war, da viele mich nur als „die Bodybuilderin“ kannten. Und wer kennt es nicht, sobald man sich körperlich verändert, wird es von Außenstehenden reichlich kommentiert. Heute bin ich aber glücklicher mit mir und meinem Körper als jemals zuvor.
Inwiefern hat sich neben deinem Körper auch deine Psyche verändert?
Selbstakzeptanz und Selbstliebe fängt im Kopf an. Natürlich hat sich mein Körper extrem verändert, vielmehr verändert hat sich aber tatsächlich mein Denken und meine Einstellung mir selbst gegenüber.
Früher habe ich mein Spiegelbild gehasst und nur all das gesehen, was mich stört. Ich habe mich selbst schlecht gemacht und mich gar nicht mehr mit realistischen Augen betrachtet. Heute ist es genau anders herum. Die Körperwaage, die früher mein täglicher Wegbegleiter war, habe ich aus meinem Leben verbannt, denn ich bin mehr als irgendeine (nichts aussagende) Zahl auf der Waage. Ich feiere den Blick in den Spiegel und bin dankbar dafür, dass ich einen gesunden Körper habe, der mir ein wahnsinniges Leben ermöglicht. Ich liebe mittlerweile die Kurven an meinem Körper, die ich als Teenager mehr als gehasst habe.
Gingen deine körperliche und deine mentale Verwandlung Hand in Hand? Oder gab es da Schwierigkeiten?
Stückweit ging diese Veränderung Hand in Hand, aber definitiv nicht von Anfang an. Mein Körper hatte mir damals schon länger die Signale geschickt, dass irgendwas nicht korrekt läuft. Ich hatte z.B für 1,5 Jahre meine Menstruation nicht mehr, was für eine Frau in diesem Alter definitiv ein Warnsignal sein sollte. Ich habe es lange Zeit einfach ignoriert. Ich hatte mit der Zeit ein gestörtes Verhältnis zu meinem Körper sowie auch dem Essen gegenüber. An einigen Tagen bin ich aus meiner Diät und dem Kontrollwahnsinn ausgebrochen und habe alles an Essen in mich hineingestopft, bis ich Bauchschmerzen bekam oder mich übergeben musste.
Irgendwann habe ich mir nur noch gewünscht, endlich „normal“ Essen und leben zu können. Ich fing an mein Essen nur noch grob abzuwiegen auf der Küchenwaage, um so langsam wieder das Gefühl dafür (zurück-)zu bekommen: Wann habe ich wirklich Hunger? Wie viel Hunger habe ich und wann bin ich satt?
Nach einiger Zeit spürte ich eine Verbesserung meines allgemeinen Wohlbefindens. Es drehte sich langsam nicht mehr alles darum, wie ich aussehe, ob ich zugenommen habe oder vielleicht zu viel oder zu wenig gegessen habe. Ich wurde lockerer und tatsächlich auch lebensfroher.
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Gab es einen Zeitpunkt, zu dem du dir deinen alten Körper zurück gewünscht hast?
Ganz am Anfang vielleicht, wo ich mit bösen Kommentaren im Internet sowie auch im wahren Leben konfrontiert worden bin. Ich habe mich laut Kommentaren gehen lassen, sei fett und undiszipliniert geworden.
Das ist hart, solchen Kommentaren standzuhalten, wenn man sich selbst nicht ganz sicher ist, ob man den richtigen Weg einschlägt. Mir wurde aber schnell klar, dass diese Leute kein Recht haben, über mich urteilen zu dürfen und dass es mir deutlich besser ging als zuvor in meinem Körper.
Ernährst du dich noch nach einem bestimmten Prinzip?
Überhaupt nicht. Ich esse dann, wenn ich hungrig bin und esse meistens auch das, auf was ich gerade Appetit habe. Ich weiß, wie eine gesunde Ernährung auszusehen hat, und das versuche ich natürlich auch täglich in meine Mahlzeiten mit einfließen zu lassen.
Erst jetzt nach ca. 1,5-2 Jahren habe ich so langsam das Gefühl, dass mein Körper sich eingependelt hat vom Gewicht her. Nach einer solchen Hungerphase, wie es das für meinen Körper war, legt er gerne erst einmal gute Reserven an, für die nächste mögliche Hungerphase.
Wie viel Sport und welchen treibst du? Gibt es etwas, worauf du dabei genau achtest?
Für einige Zeit hatte ich wirklich die Nase voll vom Fitnessstudio. Es hat mir einfach keinen Spaß mehr gemacht und ich habe Abstand davon gebraucht. In dieser Zeit war es mir einfach wichtig, etwas zu finden, was mir Bewegung bietet und Spaß macht. Sport muss man nicht zwingend in einem Fitnessstudio machen. Ich war nach vielen Jahren mal wieder reiten, habe mich beim Yoga ausprobiert, habe Zuhause ausgiebig vor dem Spiegel getanzt und manchmal war es auch nur ein kleiner Spaziergang an der frischen Luft.
In den letzten Tagen finde ich so langsam wieder zurück ins Fitnessstudio, gestalte mein Training aber nach Lust und Laune und mache mir auch keine Vorwürfe, wenn ich mal wieder gar nicht hingehe.
Wie kann man deiner Meinung nach lernen, sich selbst zu lieben?
Für Selbstliebe gibt es keinen Zaubertrick, es ist tatsächlich mit stetiger Arbeit an uns selbst verbunden. Überall wird uns unterbewusst ein Bild vermittelt, wie wir angeblich zu sein haben. Es werden gewisse Dinge von uns erwartet und jeder hat das Gefühl, uns mitteilen zu müssen, was richtig und was falsch ist.
Mir hilft es, regelmäßig Zeit mit mir allein zu verbringen, ohne jegliche Form von Ablenkung. Kein Handy, keine sozialen Medien, kein Fernseher etc. Ich reflektiere mich und stelle mir die Fragen, ob ich derzeit glücklich bin? Fühle ich mich wohl? Was kann oder muss ich vielleicht verändern, um glücklich zu sein oder zu bleiben. So werfen mich Meinungen und Kommentare von außerhalb nicht so schnell aus der Bahn, weil ich mir mein eigenes Wohlbefinden bewusst gemacht habe.
Ein weiterer Tipp: Behandle dich wie deine eigene beste Freundin. Ihr wünschst du schließlich nur das Beste auf ihrem Weg, bist aber stets ehrlich ohne verletzend zu sein. Oftmals sind wir selbst unser größter Kritiker und gehen nicht gut mit uns selbst um. Sei dein eigenes (Schönheits-)Ideal!
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