Cluster-Kopfschmerzen: Ursachen, Symptome und was hilft
Sie bereiten unvorstellbare Schmerzen: Cluster-Kopfschmerzen. Bei uns erfährst du alles über Ursachen, Symptome und wie Sauerstoff helfen kann.
Cluster-Kopfschmerzen sind selten, aber dennoch gibt es sie: Unvorstellbare Schmerzen, die den Patienten das Leben ohne Behandlung zur Hölle machen. Prof. Dr. med. Dagny Holle-Lee, Leiterin des Westdeutschen Kopfschmerzzentrums und des Schwindelzentrums an der Klinik für Neurologie der Universitätsmedizin Essen und zertifizierte DMKG-Kopfschmerzexpertin, hat uns erklärt, wie oft die Kopfschmerzen auftreten, was bekannt ist über die Ursache der Erkrankung ist und was gegen den schrecklichen Schmerz hilft.
Cluster-Kopfschmerzen: Ursachen und Dauer
Kein Mensch mag Kopfschmerzen, aber es ist nicht einfach so, dass es immer die gleiche Sorte sein muss - es gibt verschiedene Arten davon. Je nach Art des Kopfschmerzes sind die Schmerzen nur leicht - wie oftmals bei Spannungskopfschmerzen - oder stark und dauern an, zum Beispiel bei Migräne. Eine eher unbekannte Art der Kopfschmerzen ist der sogenannte Cluster-Kopfschmerz.
Diese Art von Kopfschmerzen gehört zu den schlimmsten Schmerzen, die ein Mensch empfinden kann. Manche Patientinnen unserer Expertin Prof. Dr. Dagny Holle-Lee sagen sogar, dass es schlimmer ist als der Geburtsschmerz - der bekanntlich schon ziemlich am Ende der Schmerzensskala säße, würde man eine aufstellen. Doch was sind Clusterkopfschmerzen eigentlich?
Dabei handelt es sich laut Prof. Dr. Holle-Lee "um einen streng einseitigen Kopfschmerz, der immer auf der gleichen Seite auftritt". Vor allem in der Dauer der Cluster-Kopfschmerzen unterscheide er sich von anderen Kopfschmerzarten wie Migräne: "Eine Cluster-Kopfschmerzattacke dauert zwischen einer Viertelstunde und drei Stunden an und hört dann abrupt wieder auf." Attacken können die Betroffenen durch den abrupten Anfang und das Ende der Schmerzen mehrmals am Tag treffen.
Zur Ursache der Cluster-Kopfschmerzen gibt es bislang keine abschließende Erkenntnis, aber: "Es gibt wahrscheinlich eine genetische Basis des Ganzen und der Hypothalamus, eine spezielle Gehirnstruktur, spielt dabei wohl eine Rolle. Dieser ist auch für die Rhythmik verantwortlich und die Krankheit tritt meist auch zu bestimmten Jahreszeiten auf." Prof. Dr. Holle-Lee nennt vor allem Frühling und Herbst, darüber hinaus trete der Kopfschmerz bei den Patienten aber auch zu bestimmten Uhrzeiten auf. "Diese Strukturen könnten also eine Rolle spielen. Aber richtig gelöst wurde die Frage, woher die Erkrankung kommt, noch nicht."
Cluster-Kopfschmerzen: Symptome und was hilft
Neben den stark einseitigen Kopfschmerzen, die abrupt beginnen und enden, gibt es noch weitere Symptome, die auf Cluster-Kopfschmerzen hinweisen. Der Kopfschmerz tritt bei den Betroffenen nämlich phasenweise auf. "Es gibt Phasen, da bekommt man mehrere Attacken am Tag und dann gibt es auch Phasen, in denen nichts passiert. Das kann dann auch Jahre gehen und man hat keine Beschwerden", erzählt Prof. Dr. Holle-Lee.
Die unvorstellbaren Schmerzen, die Ausdruck der Cluster-Kopfschmerzen sind, seien kaum auszuhalten. Um klarzumachen, wie schrecklich die stechenden Kopfschmerzen sind, wählt sie ein Beispiel aus der Vergangenheit: "Der Cluster-Kopfschmerz hieß früher Suizid-Kopfschmerz, weil es durchaus Leute gab, die sich ihr Leben genommen haben, weil es eben nicht auszuhalten war und es damals noch keine Medikamente gab, um den Schmerz zu behandeln."
Andere Betroffene würden ebenfalls zu extremen Mitteln greifen: "Es gibt Patienten, die ihren Kopf gegen die Wand hauen oder sich unter eine kochend heiße Dusche stellen, um einen Gegenschmerz zu erzeugen und das irgendwie auszuhalten." Man könne diesem furchtbaren Kopfschmerz nur begegnen, "indem man die Patienten gut behandelt und einen Zustand schafft, sodass die Schmerzen nicht auftreten oder die akuten Schmerzen gut behandelt werden können". Doch was hilft bei Cluster-Kopfschmerzen?
Klassische Schmerztabletten sind meist wirkungslos. Doch es gibt auch andere Wege für Medikamente, um in den Körper gelangen: "Es gibt Schmerzmittel, die helfen. Einmal Sumatriptan, das man direkt unter die Haut spritzt, weil man ja einen schnellen Effekt braucht. Wenn die Attacke nur eine halbe Stunde dauert und die Attacke aber die schlimmste Intensität hat, kann man kein Mittel einnehmen, dass nur langsam einwirkt. Es gibt zudem ein Nasenspray, das hilft."
Doch nicht nur die unkonventionell verabreichten Schmerzmittel können die Cluster-Kopfschmerzen lindern, auch ein anderer Stoff ist bekannt als hilfreiches Mittel: "Interessanterweise hilft Sauerstoff. Dieser 100-prozentige Sauerstoff wird durch eine Maske appliziert, das können die Patienten dann aber auch selbstständig zu Hause machen." Dadurch sei der Schmerz bei vielen Betroffenen innerhalb von wenigen Minuten wieder verschwunden. Für die Inhalation des Sauerstoffs könnten die Patienten eine Art Notfall-Kit verwenden.
Cluster-Kopfschmerzen: Wie häufig sind sie und wer ist betroffen?
Die Cluster-Kopfschmerzen sind allgemein nicht so bekannt wie bspw. Migräne oder Spannungskopfschmerzen. Da stellt sich die Frage, wie viele Betroffene es überhaupt gibt - und wie sich das zwischen den Geschlechtern aufteilt.
"Die Zahlen gehen ein bisschen auseinander, aber es sind zwischen 100.000 und 300.000 Menschen in Deutschland. Es sind mehr Männer als Frauen betroffen, aber durchaus eben auch Frauen", weiß die Kopfschmerz-Expertin, die auch selbst Patient*innen mit der Krankheit hat.
Es gibt also nicht allzu viele Betroffene in Deutschland, aber für die Menschen, die an den seltenen, heftigen Kopfschmerzen leiden, gibt es durchaus Lösungen, um ihren Alltag erträglicher zu machen. Die Gabe von reinem Sauerstoff sowie die unkonventionelle Schmerzmittelgabe als sofortige Behandlung sind oftmals gute, wirksame Möglichkeiten, um die Cluster-Kopfschmerzen zumindest etwas kontrollieren zu können.
Auf der Webseite der Westdeutschen Kopfschmerzzentrums findest du weiterführende Links und eine E-Mail-Adresse, an die du dich wenden kannst, solltest du unter Cluster-Kopfschmerzen leiden. Bei akuten Schmerzen solltest du den Hausarzt oder Notdienst rufen.
Artikelbild und Social Media: itsmejust/iStock (Symbolbild)
Zur Person
Prof. Dr. med. Dagny Holle-Lee ist Leiterin des Westdeutschen Kopfschmerzzentrums und des Schwindelzentrums an der Klinik für Neurologie der Universitätsmedizin Essen und zertifizierte Kopfschmerzexpertin der Deutschen Migräne- und Kopfschmerz-Gesellschaft (DMKG). Sie ist außerdem Expertin für Cluster-Kopfschmerzen.