„Der Bachelor“: Warum JEDE Beziehung des RTL-Formats zum Scheitern verurteilt ist
Der Bachelor ist wieder einmal auf der Suche nach der Richtigen. Wieso diese Liebe keine Chance hat – eine Expertin klärt auf.
Jedes Jahr treten mehr als 20 Kandidatinnen bei „Der Bachelor“ an, um das Herz des einen Mannes zu erobern. Sie hoffen auf die ganz große Liebe – zumindest einige von ihnen. Doch kann das wirklich funktionieren?
Nein, findet Dating-Expertin und psychologische Beraterin Vanessa Gericke. Im Interview verrät sie, wieso dieses Dating-Format zum Scheitern verurteilt ist.
Nach dem Bachelor-Finale: Kein Happy End für Bachelor David Jackson und seine Auserwählte – laut Expertin
An wie viele Bachelor-Pärchen erinnern wir uns, die immer noch glücklich liiert sind? Richtig, fast keine. Einzig und allein Bachelor Dominik Stuckmann (30) und seine Auserwählte sind immer noch zusammen. Wie heißt es so schön, die Ausnahme bestätigt die Regel ... denn all seine Vorgänger hatten nicht so viel Glück. Doch woran liegt das?
„In der Sendung haben die Kandidatinnen keine Chance, mit dem Bachelor in einem ausgewogenen Austausch zu stehen, z.B. über Nachrichten, Anrufe, eigene Date-Vorschläge. Der Bachelor agiert und die Kandidatin reagiert, indem sie ein Date annimmt. Dieses einseitige Verhalten ist realitätsfern, denn ein gutes Beziehungsfundament kann sich nur dann aufbauen, wenn beide Partner*innen gleichermaßen in die Beziehung investieren können“, erklärt Dating-Expertin Vanessa Gericke.
Dadurch könne der Bachelor mit keiner Frau eine richtige Beziehungsbasis aufbauen. Unter realitätsfremden Umständen sucht er sich eine Frau aus, der er seine letzte Rose schenkt. Und dann? Es folgt die bittere Realität. Kritisch empfindet die Expertin vor allem die Idealisierung der gemeinsamen Beziehungsreise und die hohen Erwartungen nach der Show:
„Die Bachelor-Zeit gleicht einer aufregenden Urlaubsromanze, doch danach kommt der rapide Abfall, weil die Spannung auf diesem Niveau in der Realität nicht gehalten werden kann. Das sollten sich beide bewusst machen, damit kein zu hoher Erwartungsdruck entsteht. Gleichzeitig ist es wichtig, sich Gedanken zu machen, wie die Euphorie und Spannung zwischen beiden weiterhin bestehen bleiben kann, bevor sich allmählich ein natürlicher Übergang zum Beziehungsalltag einstellt.“
Das rät die Liebesexpertin künftigen „Bachelor“-Paaren: „Nach der Staffel sollte sich zunächst ein normales Kommunikationsverhalten etablieren, das aufgrund der Formatregeln gar nicht entstehen konnte. Das Paar sollte sich fragen: Wie möchten wir miteinander Kontakt halten? Wie oft wollen wir schreiben, telefonieren und wie vereinbaren wir unser Arbeitsleben und die Distanz miteinander? Welche Dates wollen wir im Alltag haben? Alle diese Fragen beantworten sich für gewöhnlich auf dem Weg in eine Beziehung – das muss das Paar nun dringend nachholen.“
Neues Konzept für „Der Bachelor“? So könnte es funktionieren
Eine dauerhaft glückliche Liebesbeziehung nach der Show scheint also eher schwierig. Was also müsste sich ändern, damit die Liebe beim „Bachelor“ endlich eine echte Chance hat?
„Die Frauen müssten die Möglichkeit bekommen, auch Date-Anfragen versenden zu können, anstatt nur auf Date-Einladungen zu reagieren. Das macht natürlich wenig Sinn, wenn nur ein Mann zur Auswahl steht. Ich würde das Format also auf die gleiche (aber kleinere) Anzahl an Männern und Frauen erweitern und ihnen die Möglichkeit geben, sich gleichermaßen kennenzulernen und auch via Handy zwischenzeitlich miteinander zu kommunizieren. Mit einer individuellen Rosenvergabe legt jeder Teilnehmer von Woche zu Woche seine Favoriten fest. So rückt das Format näher an die alltägliche Dating-Realität.“
„Der Bachelor“ 2023: Expertin gibt Dating-Tipps für Kandidatinnen
In der aktuellen Staffel kämpfen 23 liebeshungrige Single-Frauen um das Herz von Bachelor David Jackson (32) . Diese Tipps hat Single-Coach Vanessa Gericke für die Teilnehmerinnen:
Tipp 1: Gas geben, aber nicht Vollgas
„Die Kandidatinnen sollten den Glauben ablegen, dass sie aufgrund des Wettbewerbs nicht vom Bachelor wahrgenommen werden. Schließlich gelingt es Männern auch in einem überfüllten Club eine attraktive Frau in der Masse zu bemerken. Der Fokus sollte nicht darauf liegen, den Bachelor beeindrucken zu wollen (oder laut auf sich aufmerksam zu machen), sondern einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.“
So gelingt es:
Gute Laune statt Drama verbreiten
Sich seiner Einzigartigkeit bewusst sein, denn niemand kann mit dir mithalten, wenn du einfach DU bist
Gelassenheit und Souveränität ausstrahlen
Flirten und geeignete Komplimente geben
Tipp 2: Deep Talk statt Small Talk
„Ich beobachte häufig, dass die Kandidatinnen bei ihren Gesprächen an der Oberfläche kratzen und sich damit die Möglichkeiten nehmen, eine echte Verbindung aufzubauen. Es dreht sich immer wieder um die gleichen Themen: Was machst du, wo wohnst du, was sind deine Hobbys, was möchtest du in einer Beziehung?“
Stattdessen sollten die Frauen bei Dates mit dem Bachelor auf tiefgründige Gespräche setzen: „Die Kandidatinnen sollten in Gesprächen möglichst schnell spezifische Fragen stellen. Dadurch erfährt man mehr über die Motivation, die Beweggründe und Gefühle einer Person. In Anbetracht der kurzen Zeit braucht es diesen Tiefgang. Die oberflächlichen Fragen darf man gerne den Wettbewerberinnen überlassen und dieses Wissen dann für sich nutzen. Anstatt: ‚Ich habe gehört, dass du teilweise auf Gran Canaria lebst. Erzähl mal.‘ LIEBER: ‚Was hat dich dazu bewogen, dorthin zu gehen?‘“
Erfahre mehr zum Thema „Deep Talk“ und wie du es schaffst, tiefgründige Gespräche zu führen:
Tipp 3: Den Bachelor nicht einengen
Jana-Maria Herz (29) aus der „Bachelor“-Staffel 2022 oder Mimi Gwozdz (28) aus dem Jahr davor: Immer wieder gibt es Teilnehmerinnen, die den Bachelor am liebsten direkt nach dem ersten Date für sich beanspruchen möchten. Doch das geht nicht gut, wie Expertin Vanessa Gericke weiß. „Dadurch entsteht mit der Zeit nur Enttäuschung und Frustration. Sie warten angstvoll auf das nächste Date, um dem Bachelor dann unter die Nase zu reiben, warum es so lange gedauert hat. Damit einhergehen die Selbstzweifel: Bin ich nicht gut genug/ schön genug …?“
Daher rät die Expertin, sich nicht zu früh in die Karten schauen zu lassen: „Das Gefühl, jemanden noch nicht zu haben und sich noch nicht in Sicherheit wiegen zu können, ist aufregend.“ Das beste Beispiel dafür ist wohl Michèle de Roos (27) aus Staffel 2021 und Anna Rossow (33) aus Staffel 2022: Beide zeigten sich zunächst eher zurückhaltend. Der jeweilige Bachelor genoss es anschließend umso mehr, die Frau zu erobern.
Tipp 4: Eine Frage der richtigen Chemie
„Das männliche Gehirn kann sich chemisch gesehen binnen weniger Sekunden verlieben. Die Chemie (auch: Anziehungskraft, Spannung) bringt zwei Menschen innerhalb von wenigen Sekunden zusammen. Was aber letztendlich die Beziehung zusammenhält, ist eine Verbindung“, so die Expertin.
Eine Verbindung entsteht über fünf Ebenen:
emotional (Habt ihr die gleichen Gefühle und Vertrauen zueinander?)
intellektuell (Fühlst du dich verstanden?)
spirituell (Passen Glauben, Ideen, Ansichten, Denkweisen zusammen?)
sexuell (Harmoniert es, ist Anziehung da?)
freizeitlich (Kann man seine Freizeit gemeinsam gestalten?)
Um solche eine Verbindung aufzubauen, braucht es natürlich Zeit. Zeit, die es in einer Dating-Show wie „Der Bachelor“ nicht genug gibt. Sollte eine Kandidatin diese wenige Zeit also bestmöglich zu nutzen wissen, dann gibt es vielleicht eine Chance auf die große Liebe … Vielleicht wartet der Traummann aber auch eher woanders.
Artikelbild und Social Media: David-Prado/iStock