Domina packt aus: Darum kommt Mann wirklich zu mir
Seit über 30 Jahren arbeitet Manuela als Domina im Hamburger Rotlichtviertel. Sie erzählt, was Männer von ihr erwarten – und wie ihr Sohn darüber denkt …
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Beruf: Domina - so ist es wirklich
Der Weg zu Manuela führt in die Hamburger Herbertstraße im Rotlichtbezirk von St. Pauli. Genauer gesagt in den Hinterhof, Nummer 7a. Ihr Arbeitsplatz ist nur ein paar Quadratmeter groß, schummrig rot erleuchtet wie ein kleines Schaufenster. Hier thront Manuela in ihrer Dominakluft auf einem hohen Lederhocker, immer 2 Uhr nachts bis zum nächsten Tag, und wartet. Fängt sie den Blick eines Mannes auf, dann beginnt das Kobern …
Was "Kobern" wirklich bedeutet
„Kobern bedeutet, einen Gast ans Fenster und anschließend aufs Zimmer zu locken – und ihm für eine Session möglichst viel Geld aus den Rippen zu leiern“, erklärt Manuela. Und kobern kann sie gut – seit über 30 Jahren arbeitet die Bremerin als Domina, ihr macht so schnell keiner etwas vor. Meistens läuft das so ab: Manuela beobachtet konzentriert die vorbeiziehenden Männer auf der Straße. Schaut einer zu ihr rüber, reißt sie die kleine Luke in ihrem Fenster auf: „Hallo! Du da drüben, ja du! Kommst du mal? Nur eine Minute …“ Wenn Manuela Glück hat, reagiert er und beißt an. „Viele rennen aber auch erst mal weiter, drehen sich vorsichtig um, sind unschlüssig“, sagt sie. Ist der Mann am Fenster, muss Manuela es schaffen, ihn ins obere Stockwerk zu locken.
Domina Manuela: Jeder Gast ist anders
„Mein Studio besteht aus drei ineinander übergehenden Räumen“, erzählt sie. Die Wände sind schwarz und dunkelblau, es gibt einen Gynäkologenstuhl, Käfig, Bett und an den Wänden hängen Peitschen, Ketten, Riemen, Gurte und Dildos. „Das Inventar lässt keine SMWünsche offen“, sagt Manuela. Wer hier angekommen ist, der will genau diese Fantasien von ihr erfüllt bekommen. So wie ein Stammkunde, den Manuela nur „Rohrstock-Fred“ nennt. „Der kommt nur zu mir, weil ich genau die Art von Schlag draufhabe, die ihm gefällt. Er steht auf die Behandlung mit dem Rohrstock auf den Hintern.“ 300, 400 Hiebe, ohne dass die Haut verletzt wird, immer mit Pausen. Exakt 60 Minuten lang, dann verabschiedet sich der Kunde höflich.
Es gibt aber auch Männer, die fordern „nur“ verbale Erniedrigung oder Brustwarzenklemmen. Andere sind Fetischisten und lieben Rollenspiele, manche wollen nur Schmerzen spüren oder ihre Grenzen austesten.
„Jeder Gast ist anders und hat seine ganz speziellen Vorlieben. Einer steht drauf, wie ein Schwein zu grunzen“, sagt Manuela. Manches ist lustig und skurril, anderes hart und erschreckend. Nichts ist vorhersehbar.“
„Eine perfekte Domina ist unberührbar“
Es gibt auch Wünsche, die Manuela nicht erfüllt: Sie hat niemals Geschlechtsverkehr mit einem Gast, auch wenn sie schon oft gefragt wurde. Nicht mal anfassen ist erlaubt! „Wenn ich gnädig bin, darf er mir über die Hose streicheln oder meine Brust berühren, als Reizfaktor.“ Oder die Absätze ihrer Lackstiefel ablecken, wenn sie es befiehlt. Dabei bleibt sie immer angezogen. Sie sagt: „Eine perfekte Domina ist unberührbar.“
Die Sessions gehen eine Stunde, zwei, drei, manche bleiben bis zum nächsten Tag, bezahlt wird immer im Voraus. Ausnahmen gibt es nicht, egal, wer vor Manuela steht: junge oder alte Männer, Manager und Anwälte oder Arbeiter, Ehemänner oder Singles, Normalos oder Promis. Letztere gehören nämlich ebenfalls zu denen, die Manuelas Dienstleistungen in Anspruch nehmen: „Auch Fernsehmoderatoren und Promiköche waren meine Gäste“, sagt sie, Namen will sie nicht preisgeben.
Über alles andere macht sie aber kein Geheimnis. Auch nicht, wenn sie nach getaner Arbeit ihre schwarze Lederkluft abgelegt, die Herbertstraße verlassen hat und wieder die Frau Manuela Freitag ist, nicht mehr die Domina.
Wenn sie nach ihrem Beruf gefragt wird...
Wird sie von Fremden dann nach ihrem Beruf gefragt, „dann gehe ich offen damit um. Ich will nicht lügen, mich nicht verstecken. Ich schäme mich nicht dafür, dass ich eine Domina bin“, sagt Manuela.
Ihren heute 28-jährigen Sohn sagte sie mit zwölf, was Mama beruflich macht. Der hatte da schon irgendwie geahnt, dass Manuela etwas „im Rotlicht“ tut – vorher hatte sie immer nur nebulös von einer Tätigkeit in der Gastronomie gesprochen, um ihre ungewöhnlichen Arbeitszeiten zu erklären. „Ist ja nicht kriminell, was du machst“, hatte er dann zu ihr gesagt und nicht wirklich verstanden, warum sie aus der Sache so ein großes Geheimnis gemacht hatte. Was für eine Erleichterung für sie als Mutter.
Soziale Tabus und Vorurteile in der Gesellschaft abzubauen, darum geht es auch in dem Buch, das Manuela jetzt geschrieben hat. „Ich erzähle meine Geschichte auch stellvertretend für die vielen Frauen aus dem Milieu, die nicht gehört werden. Ich setze mich dafür ein, unseren Berufsstand zu enttabuisieren, weil wir gesellschaftlich immer noch nicht akzeptiert sind. Und das geht nur mit Ehrlichkeit.“
Buch-Tipp
Schonungslos ehrlich beschreibt Manuela Freitag ihren Weg in die Prostitution und ihren Alltag als alleinerziehende Mutter und Domina. „Herbertstraße – kein Roman“, Edel Books, 17,95 €.
Autor: David Holscher / Redaktion Closer
Artikelbild & Social Media: sakkmesterke / iStock