Klimawandel

Düstere Wasserprognose: Bald kein Badeurlaub an Nord- & Ostsee mehr möglich?

In Nordsee und Ostsee wird es in den kommenden Jahrzehnten massive Veränderungen geben. Für Urlaub sieht es düster aus.

Ostsee bei Prerow: Ist bald kein Badeurlaub an der deutschen Küste mehr möglich? (Themenbild)
Ostsee bei Prerow: Ist bald kein Badeurlaub an der deutschen Küste mehr möglich? (Themenbild) Foto: RicoK69/iStock
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Es ist der Deutschen liebstes Urlaubsziel, doch wird es an Nord- und Ostsee weiterhin so schön und gemütlich sein wie bisher? Die Aussichten sind eher schlecht.

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Nordsee & Ostsee: Klimawandel bedroht Urlaub

Der Klimawandel macht den Meeren zu schaffen, oder zumindest ihrem jetzigen Zustand. Denn egal ob Tiere, Pflanzen oder Mensch - die immer weiter steigenden Temperaturen führen zwar zu wärmerem Wasser, was zwar für manche Menschen erstmal schön klingen mag, aber ein massives Problem darstellt. In der Folge kommt es zu Veränderungen - und die haben es in sich. Ob da noch ein entspannter Urlaub am Meer möglich ist?

"An der Nordseeküste rechnen wir mit weiter steigenden Temperaturen, mehr Stürmen, einem Anstieg des Meeresspiegels und höheren Sturmfluten", erklärt Biologe Klaus Hoerschelmann vom Nationalparkzentrum Multimar Wattforum der "Bild". Gleiches gelte für die benachbarte Ostsee. Die war allein durch die geografische Lage schon immer etwas wärmer als das brachiale Meer im Nordwesten und ist es immer noch - doch die Temperaturen, die einst in der Ostsee normal waren, werden von der Nordsee inzwischen größtenteils sogar getoppt. Für den Urlaub ist die ungemütliche Zukunft jedenfalls kein Pluspunkt.

Nordsee & Ostsee: Meerespiegel wird massiv steigen

Da die "Bemühungen" der Weltgemeinschaft, die Erderwärmung auf maximal 1,5°C zu begrenzen, offenbar nicht wirklich ernst gemeint waren und ins Leere gelaufen sind, wird bis ins Jahr 2100 mit einem massiven Anstieg des Meeresspiegels gerechnet. Waren es in den vergangenen 100 Jahren etwa 15-20 cm, die sich der Meeresspiegel gehoben hat, wird in den nächsten Jahren ein Anstieg von ca. 1,20 m erwartet. Einem Meter mehr in deutlich weniger Zeit.

Dass es dazu kommt, hat mehrere Faktoren. Zum einen Schmelzen die Eiskappen an den Polen, es gibt immer weniger mehrjähriges Eis im Nordmeer, Gletscher schmelzen ab und durch die steigenden Temperaturen wird weniger Wasser in Form von Schnee gebunden. Dazu kommt, dass warmes Wasser eine deutlich geringere Dichte hat und daher mehr Platz braucht - es dehnt sich aus. Für viele Flächen im Watt und die Salzwiesen an den Meeren ist die vermutete Folge deren Zerstörung.

Das Problem: durch den höheren Wasserspiegel kommt es in der Zukunft zu häufigeren Sturmfluten, denn wenn das Wasser grundsätzlich höher ist, braucht es weniger Wind als bisher, um großen Schaden anrichten zu können - der Weg für das Wasser ist kürzer, auch weil viele Schutzflächen durch den steigenden Meeresspiegel schlichtweg nicht mehr vorhanden sind. "Es braucht weniger Wind, um kritische Schwellenwerte zu überschreiten. In Cuxhaven gibt es doppelt so viele Sturmfluten wie vor 100 Jahren, im Schnitt knapp fünf pro Jahr", erklärt Dr. Insa Meinke, Klimatologin und Leiterin des Norddeutschen Küsten- und Klimabüros am Helmholtz-Zentrum Hereon der "Bild".

Ein Beispiel für Schutzflächen sind auch die Hochsände im Wattenmeer vor den nordfriesischen Inseln und Halligen und an der restlichen deutschen Nordseeküste, die für gewöhnlich trocken liegen und nur bei Sturmfluten überspült werden. Sie fungieren als Wellenbrecher für dahinterliegende Inseln und die Küste. So sind auch die großen Strände auf Amrum (Kniepsand) oder in St. Peter-Ording (Hitzsand) eigentlich Hochsände.

Klimawandel am Meer: Weniger Sauerstoff, mehr CO2

Durch die Erwärmung der Meere gerät aber nicht nur der Küstenschutz in große Bedrängnis, auch die Lebewesen im Wasser leiden unter den hohen Temperaturen. Dass sie mehr Wasser haben, ist kein Trost.

Durch hohe Temperaturen gibt es im Wasser weniger Sauerstoff. Darauf sind die an das Leben in einem kühleren Meer angepassten Fische nicht wirklich vorbereitet. Während sie in der Nordsee noch mehr Chancen haben, in kühlere Gegenden auszuweichen, wird es in der Ostsee geografisch etwas schwieriger, denn die einzige Verbindung zu den restlichen Meeresgebieten ist das zwischen Dänemark und Norwegen gelegene Skagerrak. Die dänischen Inseln bilden zwischen dem ans Skagerrak anschließende Kattegat und der weiteren Ostsee eine weitverzweigte Barriere, die den Wasseraustausch mit der kühleren Nordsee stark einschränkt.

Zudem gibt es in den Tiefen der zentralen Ostsee sogenannte "Todeszonen" mit sehr wenig Sauerstoff, in denen kaum größeres Leben möglich ist - was sich trotz verschiedener Gegenmaßnahmen durch die Erwärmung des Wassers weiter verschärft.

Und vielleicht kennst du es ja schon: viele Bäume werden früher grün, die Balz der Vögel ist früher, Blumen blühen schon zu Zeiten, in denen wir sie früher nie vermutet hätten. Das passiert auch mit den Tieren im Meer - Arten entwickeln sich schneller, was die Nahrungsketten im Wasser durcheinander bringt und Fische nach Norden abwandern lässt, wo es schön kühl ist. Betroffen sind dabei u.a. Scholle und Dorsch. Dafür gibt es neue Arten, die den verbliebenen Bewohnern der Meere Konkurrenz machen.

Die Abwanderung der Fische ist auch Problem, wenn es um die seit Jahren diskutierte Überfischung der Meere geht - denn für manche Arten wie die genannten könnte es noch problematischer werden, wenn auch die letzten Exemplare aus dem Wasser gefischt werden.

Doch nicht nur die hohe Temperatur setzt vielen Organismen im Wasser zu. Mehr CO2 in der Luft führt dazu, dass es sich im Wasser anreichert und es saurer macht, als es bisher war. Das führt dazu, dass Muscheln ihre Schalen nicht mehr richtig bilden können.

Nord- & Ostsee: Algenblüte und Bakterien breiten sich aus

Das alles mag für deinen Urlaub jetzt noch ziemlich abstrakt klingen, aber vielleicht hast du es ja schon selbst erlebt: viele Gewässer werden im Sommer für Badegäste gesperrt, weil sich aggressive Algen darin ausbreiten und ganze Teppiche auf dem Wasser schwimmen.

Neben der Algenblüte gibt es ein weiteres Problem, denn auch gewisse Krankheitserreger vermehren sich nachweislich gerne im wärmeren Wasser. Sogenannte Vibrionen gibt es seit einigen Jahren häufiger in Ostsee und Nordsee. Gelangen sie über offene Wunden in den Körper, können diese Bakterien Infektionen auslösen, werden sie mit nicht durchgegartem Fisch verzehrt, folgen Magen-Darm-Beschwerden.

Laut Biologe Hoerschelmann müssen wir uns in den kommen Jahrzehnten auf schon jetzt unumkehrbare Umwälzungen einstellen: "Ab Mitte des Jahrhunderts werden sich all diese Probleme verstärken, Lebensräume werden zunehmend schwinden." Damit nicht noch mehr geschieht, empfiehlt er, dass "die Natur von zusätzlichen Belastungen geschützt werden muss, sodass sie sich anpassen kann. Meinke hingegen weist auf die zerstörerische Kraft des Wasser hin: "Man ist gut beraten, sich auf mehr Überschwemmungen einzustellen."

Wirklich gute Aussichten für einen entspannten Urlaub am Wasser sind das nicht...

Was Klimawandel ist und welche Auswirkungen er hat, siehst du im VIdeo:

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Video: ShowHeroes

Artikelbild und Social Media: RicoK69/iStock (Themenbild)