Zu viel Fluorid

Fluorose bei Kindern: Ursache, Symptome und Behandlung von Dentalfluorose

Dentalfluorose ist eine Zahnerkrankung, die auch in Deutschland auftritt. Warum es hierzulande aber nicht über ästhetische Probleme hinausgeht und warum Fluorose vor allem bei Kindern ein Thema ist, erfährst du hier.

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Deine Kinder oder dein Baby haben weiße Flecken auf den Zähnen und du fragst dich, woher das kommt? Oder hast du so etwas schon lange selbst? Dann kann es sich um Fluorose handeln. Was dahinter steckt und was du darüber wissen musst, hat uns Oberarzt Prof. Dr. Ulrich Schiffner vom Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (ZMK) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) verraten.

Fluorose: Flecken auf den Zähnen

Doch was ist Fluorose bzw. Zahnfluorose eigentlich? Es handelt sich hierbei um eine entwicklungsbedingte Schmelzbildungsstörung, wie Prof. Schiffner erklärt: „Der Zahnschmelz wird durch hochspezialisierte Zellen, die Ameloblasten, gebildet. Wenn deren Funktion beeinträchtigt ist, resultiert weniger gut mineralisierter Zahnschmelz.“ Fluorid kann eine Ursache sein, um die Funktion dieser Zellen zu beeinträchtigen. Der Zahnschmelz selbst ist dadurch nicht anfälliger.

Dentalfluorose und somit Fluorose-Flecken auf Zähnen entstehen durch zu viel aufgenommenes Fluorid. Dieses befindet sich bspw. in Zahnpasta, aber auch in Kochsalz. Trinkwasser und Lebensmittel enthalten immer Fluorid, ein Fluoridzusatz ist in Deutschland jedoch verboten.

Insgesamt seien in Deutschland laut verschiedener Daten 5-15% von Fluorose betroffen. „Bei er überwiegenden Mehrzahl dieser Fälle handelt es sich um fragliche, sehr milde oder milde Ausprägungen, die den betreffenden Personen oft selber gar nicht auffallen“, betont der Experte vom UKE.

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Fluorose-Symptome: Daran erkennst du es

Kommt es zur Dentalfluorose, zeigen sich die Symptome an „weißlich veränderten Schmelzarealen“, so der Experte: „Typischerweise sind dies bänderartige Schmelzabschnitte, die rings um den Zahn herum verlaufen und symmetrisch an den gleichen Zähnen der rechten und linken Kieferhälften vorkommen.“

Wenn eine Person also am linken oberen Schneidezahn Fluorose-Symptome zeigt, so sind sie auch am rechten oberen Schneidezahn sichtbar. Allerdings könnten die betroffenen Abschnitte auch größeren Ausmaßes sein, quasi „wolkenartig“.

Dennoch ist nicht jeder weiße Fleck auf einem Schneidezahn Fluorose. Es gibt laut des Experten eine ganze Reihe weiterer Ursachen für weiße Zahnveränderungen, von beginnender Karies bis hin zu genetischen Ursachen, wobei eine Abgrenzung manchmal schwierig sein könne. Deine Zahnärztin oder dein Zahnarzt kann dir hier weiterhelfen.

Die stärkere Form der Zahnfluorose, die in Deutschland „so gut wie nicht“ vorkomme, äußere sich in gelblich-bräunlichen Flecken – oder der Zahnschmelz ist nicht vorhanden. Allerdings ist dieses Krankheitsbild in Deutschland wie gesagt sehr selten.

Fluorose: Kinder sind anfällig – denn nur in diesem Alter entsteht sie

Wer kann aber überhaupt an Fluorose erkranken? Tatsächlich nur Babys und Kinder, wie der Experte weiß: „Dentalfluorose kann nur während der Phase der Schmelzbildung entstehen. Für die sichtbaren Zähne ist dies die Zeit ab der Geburt bis ca. zum 6. Lebensjahr.“ Als Erwachsener kannst du allerdings keine Dentalfluorose mehr bekommen, denn „einmal fertig mineralisierter Zahnschmelz kann keine Fluorose mehr entwickeln“.

Zwar könntest du im Umkehrschluss jetzt denken, dass du deinen Kindern einfach keine fluoridhaltige Zahnpasta gibst, aber das ist der falsche Weg, wie auch Prof. Schiffner zu bedenken gibt: „Eltern können der Dentalfluorose bei ihren Kindern vorbeugen, indem sie die fluoridhaltige Zahnpaste in kleinen Mengen auf die Zahnbürste auftragen. […] Fluoridhaltige Zahnpasten sollten auf jeden Fall auch bei Kleinkindern verwendet werden, weil dies die wirkungsvollste und zugleich eine einfache Maßnahme der Kariesprävention ist.“

Damit du weißt, wie viel Zahnpasta mit Fluorid gut für dein Kind ist, nennt Prof. Schiffner auch konkrete Mengen. Ähnliche Angaben findest du manchmal auch auf der Tube selbst:

  • bis 2 Jahre: Größe eines Reiskorns
  • 2-6 Jahre: Größe einer Erbse

Fluorid wird laut Prof. Dr. Schiffner in Zähnen und Knochen für ein gesundes Wachstum benötigt.

Ansonsten kannst du darauf achten, dass dein Wasser nicht zu viel Fluorid enthält, wobei das bei Trinkwasser aus dem Hahn in Deutschland in der Regel kein Problem ist. Falls du deinem Kleinkind jedoch Nahrung mit Mineralwasser zubereitest, solltest du auf den Fluoridgehalt achten.

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Knochenfluorose: In Deutschland irrelevant

Die gefürchtete Knochenfluorose ist in Deutschland allerdings praktisch als Krankheit nicht vorhanden. Bei dieser Extremform der Fluorose reichern auch die Knochen zu viel Fluorose an. Laut des Experten komme das aber nur bei Menschen vor, die „über lange Zeiträume sehr hohe Fluoridmengen“ aufgenommen hätten. Diese würden über das Trinkwasser aufgenommen und kommen durch Vulkaneruptionen in den Boden und das Wasser.

Aber selbst, wenn deine Kinder mal in einem dieser Gebiete waren, ist es nicht möglich, eine Knochenfluorose zu entwickeln, wie der UKE-Professor weiß: „Es gibt nur wenige Gegenden in der Welt, in denen bei dort permanent lebenden Menschen Knochenfluorosen beobachtet werden.“

Nun wird aber in vielen Gegenden der Welt Trinkwasser mit Fluorid angereichert, um Karies vorzubeugen – gibt es das auch bei uns? Der Professor verneint dies: „In Deutschland wird dieser Weg der Kariesvorbeugung mit Fluorid nicht beschritten.“ Die Fluoridierung finde über Zahnpasten statt, „hierdurch wird das Fluoroserisiko weiter minimiert“.

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Fluorose-Behandlung: Ist das wirklich notwendig?

Ist dein Kind von Fluorose betroffen oder betrifft es dich selbst, steht natürlich die Frage im Raum, wie es mit einer Fluorose-Behandlung aussieht. Wie Experte Prof. Dr. Ulrich Schiffner im Interview betont, würden „die meisten Patienten mit Dentalfluorose“ diese gar nicht selbst erkennen. Von den anderen würden nicht wenige „die weißlichen Akzente auf ihren Zähnen sogar als attraktiv“ betrachten.

„Insofern rate ich auch aus zahnmedizinischer Perspektive zu keinerlei Behandlung“, so Prof. Schiffner. Auch, da der fertig gebildete Zahnschmelz „nicht mehr durch medikamentöse Maßnahmen verändert werden“ könne. Eine Pille oder Tablette gibt es gegen die Verfärbung auf der Zahnoberfläche also nicht.

Bei einer ausgeprägten Fluorose könnten auffälligere Flecken maskiert werden, bei den seltenen Fällen stärkeren Fluorosen könne eine zahnfarbene Füllung helfen. Doch auch hier merkt der UKE-Experte an: „Bei den geringen Fluorose-Ausprägungen, die in Europa vorkommen, ist dies aber meistens völlig unnötig. […] Dentalfluorose hat keine gesundheitliche Relevanz.“

Zur Person:

Prof. Dr. Ulrich Schiffner ist Oberarzt am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Er arbeitet im Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (ZMK) in der Poliklinik für Parodontologie, Präventive Zahnmedizin und Zahnerhaltung. Seine Tätigkeitsschwerpunkte liegen in der Prävention von Zahn- und Zahnfleischerkrankungen sowie der Kinderzahnheilkunde.

Artikelbild und Social Media: PIKSEL/iStock (Symbolbild)

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