Gesundheitsgefahr durch Saharastaub?
Rund 500 Millionen Tonnen Staub entsteht jährlich in der Sahara. Neben Nährstoffen werden aber auch Bakterien, Pilze, Allergene und Sporen durch den Saharastaub verteilt - bis hin nach Europa.
Trockener Saharastaub wird regelmäßig vom Wind aufgewirbelt - und so über große Entfernungen weitergetragen: über den Mittelmeerraum nach Europa, über den Atlantik nach Amerika und Richtung Süden durch Afrika.
Etwa 10 bis 34 Mal im Jahr (meist zwischen März und Juni sowie im Oktober und November) macht sich der Saharastaub auf den Weg Richtung Alpen. Für die Strecke benötigt er mindestens zwei Tage, maximal aber eine Woche. Knapp die Hälfte aller Saharastaub-Ereignisse über Mitteleuropa sind tatsächlich sichtbar - allerdings in 48 Prozent der Fälle nur für wenige Stunden (in 24 Prozent der Fälle für etwa einen Tag). So erreicht jede Stunde rund 1 Mikrogramm Saharastaub (pro Quadratmeter) den Alpenraum.
Italienische und Österreichische Wissenschaftler haben nun eine rötliche Staubschicht untersucht, die sich am 19. Februar 2014 nach einem Sturm in den Dolomiten (Südalpen) abgesetzt hat. Unter dem Mikroskop fand das Forscherteam aus Meteorologen, Geologen und Mikrobiologen fremde Bakterien, Pilze und Ablagerungen - "fast alle Mikroorganismen der Sahara", wie der Teamleiter Tobias Weil berichtet. Diese "blinden Passagiere" sind sehr stressresistent und können - falls sie sich etablieren - eine Gefahr darstellen, wie die Forscher vermuten. Denn die Mikroorganismen können zum einen heimische Arten verdrängen. Zum anderen können sie auch ein erhöhtes Gesundheitsrisiko für Pflanzen, Tiere und sogar Menschen darstellen.
Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) sind jährlich 10 bis 20 große Mengen Sahara-Sand auf deutschen Böden messbar. Hinzu kommen noch einige Mengen, die nicht nachgewiesen werden können (etwa weil sie zu klein sind oder von den Messgeräten nicht erfasst werden).
Seit 2001 werden Saharastaub-Ereignisse aufgezeichnet. Inzwischen weiß man, dass Saharastaub bis zu 650 Stunden (ca. 27 Tage) über den Alpen schwebt - pro Jahr. Inwiefern der importierte Saharastaub Einfluss auf den Treibhausgaseffekt, das Ozon und die Erderwärmung hat, ist umstritten.
Ist Saharastaub schädlich für die Gesundheit?
Die Vereinten Nationen (UN) haben in den vergangenen Jahren Sand- und Staubstürme analysiert. Der ehemalige UN-Generalsekretär Ban Ki-moon warnte schon im Jahr 2016, dass die Staubmischung in der Luft - ausgelöst auch durch Brandrodungen und Ackerbau - Asthma und Bronchitis verschlimmern könne. Die Kombination von trockenem Klima und dem Staubgehalt in der Luft kann demnach die Atemorgane verstärkt reizen.
Diverse Studien, wie zuletzt jene von Thomas Weil, weisen immer wieder neue Allergene, Pilze und Bakterien im Luftstaub nach. Welche gesundheitlichen Schäden die Mikroorganismen langfristig auf die Gesundheit haben können oder werden, sind noch nicht genau erforscht.
Welche Vorteile bringt Saharastaub?
Die Sahara ist - was kaum einer weiß - reich an Nährstoffen und somit fruchtbar. Der einzige Grund, warum dort nichts gedeiht, ist schlicht und einfach die Trockenheit in der Region: Trockenheit führt zu Verwitterung und somit zur Bildung von feinen Staubpartikeln - eine Wüste entsteht, doch die Nährstoffe bleiben.
Werden die Staubpartikel vom Wind aufgewirbelt, können sie in einer Höhe von bis zu 5.000 Metern - also 5 Kilometern! - über weite Strecken getragen werden. Die afrikanischen und südamerikanischen Regenwälder - welche von Natur aus nährstoffarm sind - sowie die Iberische Halbinsel (Spanien + Inseln, Portugal, Andorra, Gibraltar) wird so mit den Sahara-Nährstoffen versorgt (u.a. Calcium, Magnesium, Kalium, Natrium, Eisen). Somit dient der Saharastaub den Pflanzen betroffener Regionen als natürlicher Dünger und wird in diesem Zusammenhang auch Mineralstaub genannt.
Der heiße Wüstenwind, dem die Natur diesen "Nährstoff-Staubregen" zu verdanken hat, ist der sogenannte Passatwind. Er verfrachtet den Saharastaub - bestenfalls im Winter, schlimmstenfalls im Sommer - in die entsprechenden Gebiete und verweilt dort über mehrere Wochen. Dieser "Sandwind aus Afrika" wird auf den Kanarischen und den Kapverdischen Inseln "Calima" oder "Bruma seca" (spanisch für "trockener Nebel") genannt. An der Küste Guineas (Westafrika) wird das Wetterphänomen "Harmattan" (deutsch "Dunstzeit") genannt. Dabei weht er in den dürren Regionen Afrikas ganzjährig.
(ww7)