Hoovering: Wie du toxisches Festhalten erkennen und beenden kannst
Hoovering ist ein besonders gefährliches Trennungs-Phänomen, erfahre bei uns, wie du aus der toxischen Beziehung entkommen kannst, wenn du betroffen bist.
Hoovering ist ein besonders gefährliches Trennungs-Phänomen, welches du oft erst erkennst, wenn es zu spät ist. Erfahre bei uns, wie du dem toxischen Festhalten entkommen kannst. Wir haben für dich Psychologin Lisa Fischbach gefragt, was Hoovering so gefährlich macht, wie du die manipulative Verhaltensweise erkennst und das toxische Festhalten beenden kannst.
Was ist Hoovering?
Das ursprünglich aus dem Englischen stammende Wort "Hoovering" bedeutet eigentlich "staubsaugen". Ist von Hoovering in Zusammenhang mit Beziehungen die Rede, ist damit gemeint, dass eine Person seine*n Ex wieder emotional von sich abhängig machen will. Sprich: Um jeden Preis die Beziehung wieder aufnehmen möchte. Sie*er möchte dich sozusagen wieder in ihren*seinen Sog ziehen.
Laut der Diplom-Psychologin Lisa Fischbach "lässt sich "Hoovering" am besten mit "toxischem Festhalten" ins Deutsche übersetzen. Im Kern geht es bei diesem Trennungs-Phänomen um eine manipulative Rückeroberungsstrategie von Menschen, die nicht aus echter Zuneigung handeln, sondern denen es nur darum geht, wieder Einfluss auf die Partnerin oder den Partner zu haben."
Dabei ist das Gefährliche an der toxischen Verhaltensweise, dass gar nicht so leicht zu erkennen ist, ob sich dein*e (Ex-) Partner*in aufrichtig um die Beziehung bemüht oder sie*er nur die Kontrolle über dich zurück will. Lies im nächsten Abschnitt, welche Anzeichen auf Hoovering hindeuten können.
Lese-Tipp: Co-abhängige Beziehung: Was dahinter steckt und wie du dich befreist
6 Anzeichen der gefährlichen Verhaltensweise - Hoovering erkennen
"Hoovering wird meist von Menschen eingesetzt, die zu narzisstischen Persönlichkeitsstrukturen neigen und Partnerschaften oft zur Selbstaufwertung missbrauchen", so die Expertin. Und weiter: "Ziel ist es, den*die Partner*in während oder nach einem Trennungsprozess am Loslassen zu hindern. Es wird versucht, den anderen wieder an sich zu binden – beziehungsweise soweit für sich zu gewinnen, dass ausreichend Vertrauen aufgebaut ist, um erneut emotionale Macht auszuüben."
Das ist laut Lisa Fischbach die "Grundlage, den missbräuchlichen Kreislauf aus Idealisierung, Entwertung und Zurückstoßen der*des Partnerin*Partners fortzusetzen."
Sie*er beeinflusst deine Wahrnehmung
Fischbach erklärt: "Der narzisstisch agierenden Person gelingt es oft, die Wahrnehmung des anderen derart zu beeinflussen, dass sie sich nicht mehr auf ihre eigenen Gefühle verlassen kann und Schwierigkeiten hat, richtig von falsch, echte von vorgetäuschten Absichten zu unterscheiden."
Diese vorsätzliche Täuschung einer*s Partnerin*s, um sie*ihn an der eigenen Wahrnehmung zweifeln zu lassen, ist eine Form von psychischer Gewalt, die auch unter dem Begriff "Gaslighting" bekannt ist. Erfahre mehr zum Thema bei uns.
Sie*er akzeptiert die Trennung nicht
Typische Anzeichen sind laut Fischbach, dass "die*der hoovernde Partner*in immer erst dann besonders anfängt zu kämpfen, wenn die Trennung droht. Das Ende der Beziehung wird ignoriert, auch im Familien- und Freundeskreis hält man die Fassade aufrecht."
Sie*er beteuert sich zu ändern
Laut Fischbach ist "auf einmal sehr viel Nähe möglich, es hagelt Versprechungen, sich zu ändern, teilweise wird sogar Interesse an einer Therapie vorgegaukelt."
Sie*er benutzt Dritte, um dich zurückzugewinnen
"Zudem werden auch Freunde benutzt, ein gutes Wort für die ernsten Absichten einzulegen", so die Psychologin.
Ständiges Love-Bombing
"Komplimente, Geschenke, Aufmerksamkeiten sind plötzlich selbstverständlich, aber nur solange sie eben nützlich sind.", so Fischbach.
Dieses sogenannte "Love Bombing" ist Teil der manipulativen Rückeroberungsstrategie. Ist das Anhimmeln erfolgreich fängt sie*er an, dich wieder klein zu machen, indem du Ziel ihrer*seiner Kritik wirst. - Ein Teufelskreis. Überschüttet dich dein*e Ex demnach plötzlich mit Nachrichten, steht ständig überraschend vor deiner Tür und erinnert dich immer wieder an die schöne gemeinsame Zeit, solltest du aufhorchen.
Sie*er macht dir Schuldgefühle
"Eine andere Masche bedient sich des Mittels, die*dem loslassenden Partner*in Schuldgefühle zu vermitteln, allein, hilflos oder sogar krank im Stich gelassen zu werden.", erklärt Fischbach.
Heißt: Das Ziel ist, dass du dir Sorgen um sie*ihn machen oder ein schlechtes Gewissen wegen eurer Trennung haben sollst. Das soll dich wiederum dazu verleiten, eure Beziehung fortzuführen.
Hoovering beenden - So schützt du dich
Die Expertin erklärt: "Hoovering kommt maskiert und wenig erkenntlich daher. Deshalb wird Hoovering sehr häufig missverstanden und zunächst positiv interpretiert. Denn die Verhaltensweisen sind nicht in sich problematisch, sondern in der Art, wie sie eingesetzt werden. Der Prozess, in eine Beziehung mit einer toxischen Struktur oder einem Narzissten zu geraten, ist schleichend.
Wer frühzeitig in einer Partnerschaft ein extremes Wechselbad von Gefühlen erlebt, sollte hellhörig werden und nicht auf Hoffnungen setzen, dass das Auf und Ab weniger wird. Hilfreich sei es, vertraute Freunde einzubeziehen, anstatt sich schamhaft zurückzuziehen. Ihnen ist meist ein neutraler und kritischerer Blick möglich."
Wenn du den Verdacht hast, dass du von Hoovering betroffen bist, solltest du den Kontakt abbrechen und dich Personen in deinem Umfeld anvertrauen. Denn wissen deine Freund*innen, deine Familie und andere Angehörige Bescheid, können sie dich unterstützen und unter Umständen eingreifen, wenn die*der Hooverer dich kontaktiert. Wie du einer*einem Freund*in helfen kannst, die*der in einer toxischen Beziehung ist, liest du hier.
Wie Fischbach bestätigt ist "die einzig wirksame Strategie gegen Hoovering das Ziehen von klaren Grenzen bis hin zum konsequenten Kontaktabbruch. Wichtig ist, so viel Abstand wie möglich zu halten, je nachdem wie viel Kontakt Kinder oder gemeinsamer Besitz noch erfordern. Die*der hoovernde Partner*in nutzt jedes Schlupfloch, um auf die Emotionen der trennungswilligen Person einzuwirken. Da reicht noch ein Fünkchen Hoffnung, um wieder rückfällig zu werden. Daher ist der rigorose Abbruch so wichtig, auch um sich vollständig zu lösen und die Partnerschaft zu verarbeiten."
Nicht nur romantische Beziehungen können toxisch sein. Lies hier mehr über 7 alarmierende Anzeichen, die auf eine toxische Freundschaft hindeuten können.
Unterschied zwischen Hoovering und Stalking
Fischbach erläutert: "Hoovering ist in verschiedener Intensität möglich und kann bei den Betroffenen zu schwerer Belastung und tiefgreifenden emotionalen Verletzungen führen. Daher kann es je nach Ausprägungsgrad zum Stalking gezählt werden. Beim Stalking handelt es sich um widerrechtliches Verhalten. Es kommt zum Verfolgen, Nachstellen, wiederholter Belästigung, Bedrohen einer Person bis hin zu körperlicher und psychischer Gewalt. Selbst in solchen extremen Fällen haben Betroffene es oft schwer, aus eigener Kraft und ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln die bedrohliche Lage zu beenden. Meist zeigt sich Hoovering aber viel subtiler. Daher ist es wichtig, wachsam zu bleiben und entsprechend früh Grenzen zu setzen, wenn manipulatives Verhalten sichtbar wird."
Die Grenzen zwischen Hoovering und Stalking können demnach fließend sein. Daher ist es wichtig, dass du auf dein Bauchgefühl hörst und frühzeitig unerwünschte Kontaktversuche abblockst. Auch dein Umfeld wird besonders aufmerksam sein, wenn du dich ihm anvertraust. Lies hier mehr darüber, was du tun kannst, wenn dein*e Ex dich stalkt.
Erfahre in unserem Video, mit welchen Methoden Narzissten dich manipulieren:

Lisa Fischbach ist Diplom-Psychologin und Studienleiterin. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehen die Themen Beratung in schwierigen Lebensphasen, Partnerschaft, Partnersuche, Kommunikation, Coaching in privaten und beruflichen Veränderungsprozesse, Krisenintervention.