Psychologie

Co-Abhängigkeit in der Beziehung: Was dahinter steckt und wie du dich befreien kannst

Co-abhängig sein ist eine gefährliche Sache. Wir erklären das Phänomen und zeigen Ansätze zum Durchbrechen typischer Verhaltensmuster. 

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Das Thema „Co-Abhängigkeit“ ist vielen vor allem in Bezug auf Suchtkrankheiten bekannt. Doch auch in Beziehungen kann sich eine Co-Abhängigkeit entwickeln, die für einen oder auch beide Partner schlimme Folgen haben kann. Was steckt hinter dem Phänomen und was kann man tun, wenn sich Verhaltensweisen einer Co-Abhängigkeit in der eigenen Beziehung zeigen? Wir verraten mehr.

Was bedeutet Co-Abhängigkeit?

Als „Co-Abhängigkeit“ wird ursprünglich die Beziehung zwischen einem Menschen und einem suchtkranken Angehörigen beschrieben. Damit ist gemeint, dass Angehörige oder Partner emotional in das Leid des Süchtigen involviert und abhängig von dessen Hilfebedürftigkeit sind. Suchtkranke hingegen leiden unter der Sucht an sich, manipulieren jedoch auch nahestehende Personen, um ihr weiter nachgehen zu können. Zum Teil wird die Sucht der Betroffenen sogar von Angehörigen unterbewusst gefördert, indem sie vertuscht oder sogar noch finanziell unterstütz wird. So entsteht ein ungesundes Wechselspiel, bei dem beide leiden.

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Co-abhängige Beziehungen - Das macht sie aus

In Beziehungen ohne Suchtkrankheit zeigt sich co-abhängiges Verhalten jedoch ebenfalls: Es entsteht häufig, wenn ein Partner an einer Bindungs- oder Beziehungsstörung leidet, bei der er den jeweils anderen zum Mittelpunkt seines Lebens macht. Die Rollenverteilung in co-abhängigen Beziehungen sieht dann folgendermaßen aus:

  1. Partner mit Bindungsstörung: Er ist vom anderen emotional abhängig, richtet sein Leben komplett nach dessen Bedürfnissen aus, hat Angst verlassen zu werden, klammert und braucht sehr viel Bestätigung. Diese Menschen übernehmen in der Beziehung quasi die Rolle des "Süchtigen", der ohne sein "Suchtmittel", in dem Fall der Partner, nicht auskommt.

  2. Partner ohne Bindungsstörung: Der andere Partner hat meist keine Bindungs- oder Beziehungsstörung, leidet jedoch unter dem klammernden Verhalten des anderen. Ähnlich wie Angehörige von Suchtkranken, können auch Partner von emotional abhängigen Menschen deren ungesundes, liebessüchtiges Verhalten verstärken, indem sie beschützend und kontrollierend werden oder ihre Machtposition zur Manipulation des anderen ausnutzen.

Durch diese ungleiche Gewichtung in der Rollenverteilung entsteht eine Beziehung, in der beide Partner nicht gleichberechtigt sind. In diesem ungesunden Gefüge ziehen sich beide Menschen gegenseitig weiter runter, verstärken das negative Verhalten des jeweils anderen. Eine gesunden Liebesbeziehung auf Augenhöhe ist das nicht.

12 Anzeichen, dass du in einer co-abhängigen Beziehung bist

Eine co-abhängige Beziehung kann sich auf ganz unterschiedliche Weise äußern und ist nicht immer sofort pathologisch. An diesen 12 eindeutigen Alarmsignalen kannst du erkennen, dass mindestens ein Part in eurer Beziehung abhängig vom jeweils anderen ist. Wenn du also das Gefühl hast, in einer Co-Abhängigkeit mit deinem Partner zu sein, dann sollten dir die folgenden Symptome entweder bei dir selbst oder im Verhalten deines Liebsten bekannt vorkommen:

  1. Du hast extreme Angst davor verlassen zu werden und allein zu sein.

  2. Du hast das Gefühl, ohne deinen Partner einfach nicht mehr leben zu können.

  3. Du stellst deine eigenen Bedürfnisse immer hinter seine.

  4. Du willst ihm alles Recht machen und vermeidest Streitigkeiten mit ihm.

  5. Du hast keine eigenen Hobbies oder Interessen, die du alleine ausübst.

  6. Du versuchst immer da zu sein, wenn er nach Hause kommt.

  7. Du leidest an Ängsten, Depressionen oder Panikattacken seit du mit ihm zusammen bist.

  8. Freunde und Familie sorgen sich bereits, da du kaum mehr Zeit mit ihnen verbringst.

  9. Du bist sehr eifersüchtig.

  10. Du brauchst ständig Bestätigung von ihm und fühlst dich nur dann geliebt.

  11. Du fühlst dich ohne ihn unsicher und unwichtig.

  12. Du hast das Gefühl, dass du viel mehr Liebe für ihn empfindest, als er dich.

Emotionale Abhängigkeit vom Partner: Test und Ursachen

Ursachen für extreme Abhängigkeit vom Partner

Die Ursachen für eine Co-Abhängigkeit können sehr vielfältig sein. Oft leidet ein Partner an einer Bindungs- oder Beziehungsstörung, wie z. B. bei Liebessucht, Harmoniesucht oder emotionaler Abhängigkeit. Auch im Fall von Persönlichkeitsstörungen, wie Borderline, kann der Betroffene abhängig vom Partner sein. Hier findest du weitere fünf Ursachen für Co-Abhängigkeit:

1. Frühe Verlusterfahrungen: Wer als Kind früh eine geliebte Person verloren hat oder Vernachlässigung durch die Eltern erlebt hat, sucht als Erwachsener nach Sicherheit in Beziehungen. Solche Menschen neigen vermehrt dazu, sich in der Liebe zu einem anderen komplett zu verlieren. Gleichzeitig haben sie aufgrund ihrer frühen Erfahrungen mit Verlust extreme Angst, dass auch diese Person sich von ihnen trennen könnte. So entsteht eine emotionale Abhängigkeit vom Partner.

2. Persönlichkeitsstörungen: Wie bereits oben erwähnt, können auch Persönlichkeitsstörungen, wie bei Borderlinern, Narzissten oder Histrionikern dazu führen, dass eine Co-Abhängigkeit in der Beziehung entsteht. Die Störungen bedingen das Einnehmen einer unterwürfigen oder sehr dominanten Rolle. Zum Teil handelt es sich hier jedoch auch um toxische Beziehungen.

3. Erlernte Abhängigkeit: Oft erleben Menschen, die später abhängig von ihrem Partner sind, dasselbe Beziehungsgefüge bei den eigenen Eltern. Sie erleben die Co-Abhängigkeit der Elternteile als etwas Natürliches und führen dieses ungesunde Verhaltensmuster als Erwachsene selbst fort. Sie haben den inneren Glaubenssatz, dass die Rollenaufteilung in einen helfenden und einen hilfebedürftigen Part in der Liebe normal ist.

4. Niedriges Selbstbewusstsein: Menschen, die sich von einem Partner emotional abhängig machen, haben oft ein sehr geringes Selbstbewusstsein. Verantwortlich für dieses Selbstbild sind oft Ablehnung und ständige Kritik durch die Eltern oder andere nahestehende Personen. Dadurch sind diese Menschen extrem abhängig von dem Urteil anderer. Ohne die Zuneigung und die Bestätigung durch den Partner, haben sie das Gefühl nicht leben zu können.

5. Helfersyndrom: Wer in einer co-abhängigen Liebesbeziehung den helfenden, also dominanteren Part einnimmt, hat eventuell ein Helfersyndrom. Dabei geht er in der Rolle des Beschützers komplett auf und braucht die Bewunderung des Partners um sich gut zu fühlen.

Die Verhaltensmuster und Strukturen einer Co-Abhängigkeit sind für die Betroffenen oft kaum erkennbar, was eine Diagnose ohne professionelle Hilfe schwer macht. Was sich allerdings deutlich zeigt, sind die Auswirkungen des Phänomens: Co-Abhängige leiden oft unter psychosomatischen Beschwerden, die zum Beispiel von Verspannungen über Kopf- oder Rückenschmerzen bis hin zu Essstörungen oder sogar Depressionen reichen können.

Warum ist Co-Abhängigkeit so gefährlich?

Selbstaufgabe, Machtspielchen, Sucht oder Helfersyndrom: In einer co-abhängigen Beziehung zeigt mindestens ein Partner ein ungesundes Verhaltensmuster, das eine ehrliche und gleichberechtigte Partnerschaft unmöglich macht. Die Bedürfnisse beider Partner sollten klar kommuniziert werden und gleich wichtig sein. Wenn sich einer immer nur für den anderen aufopfert oder unter dem zwanghaften Klammern (Hoovering) des Partner leidet wird die Beziehung toxisch und nimmt höchstwahrscheinlich ein frühes Ende.

Achtung: Co-Abhängigkeit ist auch oft ein in missbräuchlichen Beziehungen enthaltener Mechanismus. Deshalb nutzen gerade Narzissten die Unsicherheit des emotional abhängigen Teils, um die eigenen Bedürfnisse und Machtwünsche durchzusetzen.

Raus aus dem Teufelskreis: Wie kann man Co-Abhängigkeit überwinden?

Um eine Co-Abhängigkeit zu überwinden muss diese zunächst einmal von den Betroffenen erkannt werden. Dieser Schritt ist vermutlich die größte Hürde, danach ist vor allem professionelle Hilfe von unschätzbarem Wert.

Die wichtigsten 10 Schritte für co-anhängige Personen sind:

  1. Problematik der Situation erkennen

  2. Einschätzung von Außen holen

  3. Zufriedenheit in der Beziehung hinterfragen

  4. Gründe für die Abhängigkeit herausfinden

  5. Innere Glaubenssätze über Liebe und Partnerschaft reflektieren

  6. Generelles Verhalten in Beziehungen und Freundschaften analysieren

  7. Professionelle Unterstützung suchen, z. B. durch eine Therapie

  8. Eigenes Selbstwertgefühl aufbauen

  9. Selbstständigkeit erarbeiten

  10. Sich selbst und dem Partner verzeihen

Fazit: Je nach Situation und Art der Co-Abhängigkeit können beide Partner gemeinsam mit einem Therapeuten arbeiten, um eine gesunde Beziehung miteinander aufzubauen. Manchmal kann eine Trennung jedoch auch ein essenzieller Schritt zur Befreiung und Genesung sein, vor allem wenn die ungesunde Rollenverteilung zu tief in beiden verwurzelt ist.

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