Ist Zugfahren sicher? Wie man sich im Notfall am besten verhält
Immer wieder kommt es in Bahnen oder Bussen zu Gewalttaten, doch wie sollte man sich im Ernstfall verhalten?
Nicht erst nach den grauenhaften Messer-Morden in einer Regionalbahn von Kiel nach Hamburg, bei denen zwei junge Menschen getötet, fünf teils schwer verletzt wurden, fährt die Angst mit. Kein Wunder. Immer wieder kommt es in Bahnen oder Bussen zu Gewalttaten. Allein für 2022 hat die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft weit über 2000 Übergriffe nur auf ihre Mitarbeiter gezählt. Auch viele Reisende mussten schon brenzlige Situationen erleben.
Was kann ich tun, wenn eine Situation auf meiner Reise zu eskalieren droht?
Die Bundespolizei, zu deren Aufgaben auch die Sicherheit auf Bahnhöfen und in Bahnen gehört, rät grundsätzlich: „Nehmen Sie Ihre Umgebung aufmerksam wahr. Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl, das Sie instinktiv vor bedrohlichen Situationen warnt.” Wenn es tatsächlich zu einer Eskalation kommt, ist das wichtigste: „Halten Sie Abstand!” Es ist nicht feige, sondern vernünftig, wenn man zuerst auf die eigene Sicherheit bedacht ist. „Einem drohenden Konflikt auszuweichen, ist die beste Art der Konfliktlösung”, rät die Bundespolizei. „Entfernen Sie sich so früh wie möglich aus bedrohlichen Situationen, begeben Sie sich an sichere Orte. Wechseln Sie notfalls das Zugabteil oder suchen Sie belebte Orte auf.” Im Zug kann das auch die Toilette sein, in der man sich einschließen kann. Auf Bahnhöfen sind das etwa Kioske, Geschäfte oder Restaurants.
Wo kann ich Hilfe finden?
Auch im Zug ist die Notrufnummer 110 die erste Wahl. Die sollte man sofort anrufen. Polizeibeamte und Bundeswehrangehörige fahren in Uniform kostenlos mit der Bahn. Das soll die Sicherheit erhöhen. Sollte sich einer von ihnen im Zug befinden, kann man sie um Hilfe bitten.
Und wenn ich selbst bedroht werde?
„Schaffen Sie Öffentlichkeit: Werden Sie laut!”, rät die Bundespolizei. Und man sollte einen Angreifer siezen, damit Umstehende merken, dass es keine private Auseinandersetzung ist. Man sollte auch andere direkt ansprechen. Etwa: „Ich werde bedroht. Sie mit der schwarzen Jacke. Helfen Sie mir. Rufen Sie die Polizei!“
Wird genug für die Sicherheit getan?
Nein, findet etwa Andreas Roßkopf von der Polizei-Gewerkschaft GdP. „In erster Linie ist die Bahn für die Sicherheit der Reisenden zuständig“, so Roßkopf. „Wir fordern schon seit Jahren ein Sicherheitskonzept zwischen Bundespolizei und Bahn. Wir müssen die Frage stellen, ob wir in Zügen regelmäßig Sicherheitsdienste der Bahn mitfahren lassen sollten. Auch die Bundespolizei ist im Bahn-Bereich nicht optimal aufgestellt. Uns fehlen ca. 3000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.”
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Artikelbild & Social Media: IMAGO / Nikito
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