Sei aufmerksam!

Handzeichen als Hilferuf bei häuslicher Gewalt: Dieses Zeichen sollte jeder kennen!

Unwissenden erscheint es völlig harmlos, doch wer seine Bedeutung kennt, wird sofort in Alarmbereitschaft versetzt: Das Handzeichen gegen Häusliche Gewalt. Wie du die lebensrettende Geste nutzt, erkennst und richtig reagierst, erfährst du hier.

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Video: Glutamat

Etliche Frauen und Männer befinden sich in kontrollierenden Beziehungen, erleben physische und psychische Gewalt von dem*r eigenen Partner*in. Die Angst vor erneuten Gewaltausbrüchen hindert Opfer häuslicher Gewalt daran nach Hilfe zu suchen, sich Freunden oder Familienmitgliedern anzuvertrauen. Oftmals wird jeder Schritt und Tritt verfolgt, Telefongespräche belauscht, Text-Nachrichten kontrolliert.

In Zeiten der Corona-Pandemie, in der Familien und Partner in Lockdowns auf engsten Raum zusammenleben müssen und kaum soziale Kontakte pflegen können, gibt es für Frauen und Männer in toxischen Beziehungen kaum ein entrinnen.

Doch wer dringend Unterstützung braucht, kann dank einem speziellen Handzeichen still um Hilfe rufen und auf häusliche Gewalt aufmerksam machen.

Handzeichen als stiller Hilferuf: Darum ist diese Geste so wichtig!

Laut dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wird knapp jede vierte Frau im Laufe ihres Lebens Opfer körperlicher oder sexualisierter Gewalt durch eine*n Partner*in. Im Jahr 2019 wurden, laut der kriminalistischen Auswertung zur Partnerschaftsgewalt, 141.792 Menschen Opfer von häuslicher Gewalt. Darunter Frauen sowie Männer. Jedoch sind über 81% der Betroffenen weiblich.

Die Dunkelziffer liegt jedoch weitaus höher. Gerade in Zeiten, in denen man seinem toxischen Partner nicht aus dem Weg gehen kann und man auf engem Raum zusammen lebt, kommt es vermehrt zu Auseinandersetzungen. Ein Handzeichen soll nun dabei helfen, Opfern häuslicher Gewalt zu ermöglichen, auf sich aufmerksam zu machen, ohne sprechen zu müssen. Die "Canadian Women's Foundation" entwickelte diese Geste während diverser Lockdowns Ende 2020, damit Frauen sowie Männer in Video-Chats um Hilfe bitten können.

Corona: Häusliche Gewalt könnte steigen laut Experten

Doch nicht nur virtuell ist das Handzeichen gegen häusliche Gewalt von Bedeutung. Auch im Alltag kann mit der speziellen Geste still um Hilfe gerufen werden, wenn der*die toxische Partner*in gegenwärtig ist.

Ein stiller Hilferuf bleibt jedoch still, wenn er nicht beantwortet wird. Damit das Handzeichen zur lebensrettenden Geste wird, muss es vom Gegenüber erst einmal erkannt werden. Daher ist es unglaublich wichtig, dass sich jeder, ob betroffen oder nicht, die Bedeutung des Handzeichens gegen häusliche Gewalt bewusst macht, weiß, wie darauf reagiert werden sollte und das Wort weiterträgt.

Häusliche Gewalt: Dieses Handzeichen macht auf Gewalt aufmerksam

Handzeichen als Hilferuf bei häuslicher Gewalt: Dieses Zeichen sollte jeder kennen!
Diese drei Handbewegungen weisen auf häusliche Gewalt hin. Foto: Collage Wunderweib & iStock/S-S-S

Die simple Geste kannst du in drei Handbewegungen nachstellen. Sie ist so unauffällig und diskret, dass sie von Tätern unentdeckt bleibt oder von ihnen als eine unwichtige Handbewegung abgetanwerden kann.

  1. Hebe die Hand. Die Innenfläche zeigt dabei nach vorne.

  2. Knicke den Daumen ein, sodass er auf der Handinnenfläche liegt.

  3. Schließe die anderen vier Finger langsam über den Daumen zur Faust.

So solltest du reagieren, wenn du das Handzeichen erkennst

Fällt dir auf, dass dein Gegenüber, sei es im Video-Call oder echten Leben, das Handzeichen für häusliche Gewalt nutzt, ist es wichtig, in einem sicheren Umfeld auf den stillen Hilferuf einzugehen. Stelle sicher, dass die Person alleine ist. Erst dann, solltest du sie fragen, ob sie Hilfe benötigt.

Erkennst du das Zeichen während eines Video-Calls, sprich die Person nicht direkt darauf an. Rufe sie im Anschluss an und stelle ihr nur Fragen, auf die sie mit "Ja" oder "Nein" antworten kann, für den Fall, dass der*die gewalttätige Partner*in im Raum ist.

Die "Canadian Women's Foundation" empfiehlt folgende Fragen, die du der hilfesuchenden Person stellen kannst:

  • Soll ich die Polizei für dich rufen?

  • Soll ich für dich ein Frauenhaus kontaktieren?

  • Soll ich für dich Anlaufstellen suchen, bei denen du Hilfe finden kannst?

Alternativ kannst du der Person auch Text-Nachrichten per WhatsApp, SMS und Co. schicken. Achte dabei darauf, deine Fragen sehr allgemein zu halten, für den Fall, dass das Smartphone kontrolliert wird.

  • Wie geht es dir?

  • Melde dich, wenn du kannst.

  • Wie kann ich dir helfen?

  • Was kann ich tun, um dich zu unterstützen?

  • Soll ich mich regelmäßig bei dir melden?

Erkennst du, dass sich die betroffene Person in direkter Gefahr befindet, rufe die Polizei. Möchte die Person mit dir sprechen, habe ein offenes Ohr, höre zu und zeige ihr, dass du für sie da bist und sie das nicht alleine durchstehen muss. So wird es ihr mit der Zeit leichter fallen, sich zu öffnen und den Mut zu fassen, Hilfe zu suchen.

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Häusliche Gewalt: Hier findest du Hilfe und Unterstützung für dich oder Betroffene

  • Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" erreichst du unter der Rufnummer 08000 116 016 rund um die Uhr, völlig kostenlos und anonym.

  • Auf der Hilfetelefon-Website ka

    nnst du dich auch online beraten lassen und per Online-Chat Hilfe finden.

  • Die Telefonseelsorge erreichst du ebenfalls rund um die Uhr unter der Nummer: 0800-111 011 1.

  • Das Hilfetelefon "Gewalt an Männern" erreichst du unter der Rufnummer 0800 1239900 von Montag bis Donnerstag 08-13 Uhr und 15-20 Uhr sowie freitags von 08-15 Uhr.

  • Auf der Männer-Hilfetelefon-Website findest du ebenfalls einen Online-Chat, in dem du dich anonym beraten lassen kannst.

  • Die Website www.männerberatungsnetz.de bietet eine Übersicht der Beratungsangebote für Jungen und Männer in ganz Deutschland.

  • Eine Übersicht der Männerschutzeinrichtungen in Deutschland findest du bei der Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz (BFKM).

  • Frauenhäuser in deiner Nähe findest du hier: Frauenhauskoordienierung e.V.

  • Beim Frauen gegen Gewalt e.V. findest du etliche hilfreiche Informationen und Beratungsstellen.

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