Jack Unterweger: Während die Welt ihn feierte, mordete er nachts heimlich weiter
Nach seinem ersten Verbrechen wurde Jack Unterweger in Haft zum berühmten Schriftsteller, den die Welt feierte.
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Es ist ein warmer Abend im Juni 1974 in Herborn. Die 18-jährige Margaret kommt von einer Feier, als ihre Nachbarin Barbara ihr anbietet, sie im Auto nach Hause zu fahren. Was Margaret nicht sieht: Am Steuer sitzt Johann „Jack“ Unterweger. Die nächsten Minuten werden zum Albtraum. Jack hält an einem Waldstück, Barbara bleibt im Auto zurück. Er zerrt Margaret aus dem Auto und schlägt sie zusammen. Erst mit der Faust, dann mit einer Stahlrute. Margaret leidet Höllenqualen – bis Unterweger sie grausam mit ihrem BH erdrosselt …
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Im Gefängnis mausert sich Jack Unterweger vom Sträfling zum Streber
Zwei Jahre dauert es, bis Unterweger für diesen Mord bestraft wird. Er sei unheilbar aggressiv, ein Sadist, eine Gefahr für die Gesellschaft, so die Meinung der Richter an diesem Tag 1976. Doch im Gefängnis wandelt sich der Sträfling zum Streber: Jack holt den Hauptschulabschluss nach, belegt einen Fernkurs in Erzähltechnik und beginnt zu schreiben: Gedichte, Dialoge, in wilden Stammel- und Stummelsätzen. Das Lieblingsthema: sein furchtbar elendes Leben. Die uneheliche Geburt, die Mutter, eine Prostituierte. Der Großvater prügelte ihn, Erziehungsheim, Diebstahl, Körperverletzung, Gefängnis und dann als Resultat der Mord an der Frau: Margaret.
Promis wie Günther Grass fordern die Freilassung von Jack Unterweger
„Ich bin das Ekel in Person, Öl im Feuer der Frauen, aber auch so gefährlich“, schreibt Unterweger über sich selbst. Und einige Menschen sind fasziniert von dieser Bösartigkeit. Unterwegers Bücher wie „Kerker“ und „Tobendes Ich“, die er aus dem Gefängnis heraus veröffentlicht, werden zu Bestsellern. Die Literaturszene Österreichs feiert ihn. Als „Häfnpoet“ (Knastpoet), als neuen Stern am Autorenhimmel!
Am Ende sind es Stars wie Günter Grass († 87), die in einer Petition Unterwegers Freilassung fordern. Und so wird Jack im Mai 1990 als Musterbeispiel einer Resozialisierung freigelassen – nach 15 Jahren Haft. „Einen so gut auf die Freiheit vorbereiteten Mörder finden wir nie mehr wieder“, soll der Gefängnisdirektor gesagt haben. Der sadistische Verbrecher hatte sie alle geblendet.
Während die Welt ihn feierte, mordete er nachts heimlich weiter
Jack Unterweger wird ein gern gesehener Gast auf Österreichs Schickeria-Partys. Mit einem Stundenplan wie ein Rockstar. Er veranstaltet Leseabende – auch im Ausland. Die Frauen umschwärmen ihn. Er bekommt Jobangebote als Journalist, schreibt Theaterstücke und Romane.
Doch im Dunkeln übermannte ihn trotzdem das Böse. Wenn keine Kamera eingeschaltet ist, schleicht Unterweger nachts herum und tötet. In Graz, Vorarlberg und Wien. Seine Opfer: Sexarbeiterinnen – Huren. Sie alle betteln um ihr Leben. Doch Jack tötet sie eiskalt. Mit ihrer eigenen Unterwäsche! So wie Heidemarie Hammerer († 31). Jack erwürgt sie nach dem Sex, nachdem er ihr die eigenen Unterhose tief in die Kehle gesteckt hat …
11 grausame Morde werden Jack Unterweger zur Last gelegt
Schnell gerät der charmante Autor in Verdacht, doch der Polizei fehlen die Beweise. Der Haftbefehl lässt auf sich warten. Und so reist Unterweger ganz entspannt für einen Radiobeitrag nach Los Angeles – und tötet dort drei weitere Prostituierte. Am 13. Februar 1992 erlässt das Landesgericht Graz den lang erwarteten Haftbefehl. Jack flüchtet nach Miami – wo er dann in einem Postamt verhaftet wird!
Insgesamt elf Morde an Prostituierten werden ihm zur Last gelegt. Bei seinem letzten Appell an die Geschworenen am 28. Juni 1994 im Schwurgerichtssaal zieht Jack Unterweger noch einmal alle Register. Er hätte früher wie „eine Ratte gelebt“, sei „ein primitiver Häftling“ gewesen und habe nach seiner Haftentlassung mit seinem „Luftikusverhalten“ einen Riesenfehler gemacht. Er wollte so gern wie Klaus Kinski sein, benahm sich wie „ein gierig fressendes Individuum“, „voll Hunger nach Leben“, dem es ein „Siegergefühl bereitete“, wenn „Prominente an meinem Tisch Platz nehmen“. Das Plädoyer in eigener Sache schließt Unterweger mit den Worten: „Ich bin unschuldig, danke.“
Jack Unterweger: Sein Ende verfasst er selbst
Gegen 21 Uhr wird das Urteil verkündet: Schuldig in neun der elf Mordanklagen. In den Morgenstunden des 29. Juni 1994 endete die Reise aus dem „Fegefeuer“, so der Titel seines autobiografischen Romans, mit Selbstmord. Johann „Jack“ Unterweger erhängt sich in seiner Zelle – ganz glamourös in einer aus einer Jogginghosenkordel und einem Schuhsenkel geknüpften Schlinge.
Im Video: Gänsehaut! Das sind die berüchtigtsten Serienmörder aller Zeiten.
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