Knubbel an den Schamlippen unter der Haut: Das solltest du wissen

Knoten, Verhärtungen und Knubbel unter der Haut der Schamlippen und generell im Intimbereich können verschiedene Ursachen haben und auf diverse Krankheiten hindeuten. Deshalb solltest du im Zweifelsfall immer einen Gynäkologen oder eine Gynäkologin aufsuchen, die eine professionelle Diagnose in der Praxis stellen kann.

Der folgende Artikel soll dir dazu dienen, dir erste Informationen einzuholen und eine Übersicht über die möglichen Ursachen zu verschaffen. Außerdem haben wir Prof. Dr. Fabinshy Thangarajah, leitende Oberärztin für Allgemeine Gynäkologie und Urogynäkologie an der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universitätsmedizin Essen, gefragt, wann du mit den Knubbeln unter der Haut unbedingt eine Arzt-Praxis aufsuchen solltest und wie eine Behandlung und Diagnose aussehen kann.

Vulvodynie: Symptome, Ursachen und Behandlung der schmerzhaften Krankheit

Natürlich lässt sich nicht via Ferndiagnose sagen, wodurch bei einer Patientin die Knubbel im Genitalbereich entstanden sind. Geschweige denn, was genau sie sein könnten. Wie schon erwähnt, erfolgt eine richtige Diagnose und gegebenenfalls eine Biopsie bei der Ärztin oder dem Arzt.

Dort solltest du dich bei Verdacht auch dringend auf sexuell übertragbare Krankheiten testen oder über Krebsvorsorgeuntersuchungen beraten lassen.

Nichtsdestotrotz gibt es auch einige andere Hautprobleme und Haut-Erkrankungen, bei denen Pickel im Intimbereich, Abszesse, Zysten und andere Entzündungen möglich sind. In ihrem Buch "Die Vagina Bibel: Vulva und Vagina - Mythos und Wirklichkeit" stellt Gynäkologin Dr. med. Jen Gunter einige mögliche Ursachen für Knubbel unter der Haut der Schamlippen vor: 

Wenn die Hautoberfläche durch Talg verstopft ist, wachsen die Haare unter der Haut ein. Einzelne Haare können aber auch durch Wiedereinwuchs in eine entzündete Stelle einwachsen. Dadurch entsteht ein schmerzhafter Pickel. Das kommt gerade bei einer Intimrasur häufiger vor, da die Haut gereizt wird und das Haar "scharf" abgeschnitten wird, wodurch das Wiedereinwachsen wahrscheinlicher ist. Normalerweise wächst das eingewachsene Haar aber von selbst wieder raus. 

Eingewachsenes Haar im Intimbereich: Das kannst du tun

Eine Follikulitis (Entzündung des Haarschafts) tritt auf, wenn "Schnitte, Abschürfungen oder eingewachsene Haare zu einer Entzündung führen". (Gunter: Vagina Bibel, S. 136). Wenn die kleinen Knubbel bzw. Pickel stark gerötet sind oder Eiter bilden, solltest du zur Gynäkologin oder zum Gynäkologen. Je nach Ausmaß der Entzündung wird eine kortisonhaltige oder antibiotikahaltige Salbe verschrieben.

Juckender Intimbereich: Es muss nicht immer eine Infektion sein

Akne inversa (Hidradenitis suppurativa) ist eine schmerzhafte, chronische Entzündung der Haarwurzeln der apokrinen Schweißdrüsen.  Also solche Drüsen, die du zum Beispiel im Genitalbereich und in den Achselhöhlen hast. Es kommt zu roten Knoten in der Haut, die für eingewachsene Haare gehalten werden könnten.

"In schweren Fällen kommt es zu Mitessern, Abszessen, Eiterbildung und Narbenbildung". In seltenen Fällen, etwa 4 %, ist die Vulva mit Eiterbläschen und Narben übersät. (Gunter: Vagina Bibel, S. 351) Hier ist eine frühe Diagnose entscheidend für bessere Heilungschancen.

Pickel am Po: Ursachen und was du dagegen tun kannst

Bei Herpes treten zunächst kleine Pickel auf, die zu offenen Bläschen werden. Nach etwa sieben Tagen bilden die Bläschen Krusten und können sich weiter infizieren. Das Ganze ist zudem mit starkem Schmerz verbunden. (Gunter: Vagina Bibel, S. 403)

Lichen simplex chronicus ähnelt einem Ekzem und ist eine Hauterkrankung der Vulva. In der Vagina kommt diese nicht vor, höchstens am Vaginaleingang. Symptom ist starker Juckreiz, der durch Kratzen dazu führt, dass die Haut der Vulva röter und dicker wird.

Tiefes Kratzen verändert außerdem die unterste Hautschicht (Basalschicht). Eine dunkle Pigmentierung oder eine Vernarbung kann folgen. Hervorgerufen wird der starke Juckreiz unter anderem durch Wirkstoffe im Waschmittel oder in Hautpflegeprodukten, die die Schutzbarriere der Haut angreifen.

Aber auch Frauen, die statt Inkontinenzbinden Menstruationsbinden verwenden, können Reizungen der Haut davontragen. Was den Juckreiz und die Entzündung stoppt, ist im ersten Schritt zum Beispiel eine Kortisonsalbe. Wie hoch die Dosierung und wie lang die Anwendungsdauer ist, erfährst du von der Ärztin oder vom Arzt deines Vertrauens. (Gunter: Vagina Bibel, S. 346 ff)

Ist eine Autoimmunerkrankung der Haut und tritt ebenfalls nur auf Vulva und allenfalls am Scheideneingang auf. Juckreiz, Schmerzen, Schmerzen beim Sex, Geschwüre und Fissuren (Einrisse der Haut) gehören zu den Beschwerden.

Auch verändert sich die Haut der Vulva und des Anus. Sie wird dünn und weiß. Unbehandelt kann es auch zu Gewebsschwund und Verschluss des Scheideneingangs kommen. Genauso steigt das Risiko für ein Vulvakarzinom. (Gunter: Vagina Bibel, S.S. 348 f) Mehr über die vaginale Atrophie, also Veränderungen des Gewebes im Intimbereich, liest du hier.

Genauso wie Lichen sclerosus ist auch Lichen planus eine Autoimmunerkrankung der Haut, kann aber nicht nur auf der Vulva, sondern auch in Vagina und Mund vorkommen. Auch hier sind "die Auswirkungen auf das Sexualleben und Selbstwertgefühl erheblich".

Schmerzhafte Erosionen, Geschwüre und Vernarbungen in der Vagina sind möglich. Im Gegensatz zu Lichen sclerosus ruft Lichen planus nicht die flächenartigen weißen Hautveränderungen an Anus und Vulva aus. Unbehandelt kann die Krankheit aber auch zum Verlust der kleinen Schamlippen führen.

Dellwarzen werden durch eine Schmier- oder Kontaktinfektion übertragen und sind kleine ungefüllte Haut-Knubbel, sogenannte Papeln, die 3-4 mm groß werden und in der Mitte eine kleine Vertiefung haben. "Oftmals heilen Dellwarzen von alleine wieder ab. Bei vielen Frauen genügt es, die Haut vor Verletzungen zu schützen." so schreibt Dr.med. Jen Gunter.

Allerdings heißt es dort auch, dass der Heilungsprozess gut 8-12 Monate dauert, da Kratzen oder andere Berührungen im Alltag nicht zu vermeiden sind. Bei deiner Ärztin oder deinem Arzt kannst du dich für die äußerliche Behandlung über entsprechende Präparate beraten lassen, die die Warzen schneller abheilen lassen. (Gunter: Vagina Bibel, S. 350 f) 

Den Feig- oder Genitalwarzen, in der Fachsprache auch Kondylomen genannt, geht eine Infektion mit den Humanen Papillomaviren (HPV) voraus. Der Körper reagiert auf die Infektion mit einer Verdickung der obersten Hautschicht. Daraus entstehen Warzen.

"Feigwarzen können zusätzlich auch in der Scheide oder um den Anus herum auftreten. Sie sind für Betroffene nicht nur unangenehm und kosmetisch störend, sondern auch ansteckend. Die HPV Infektion kann durch Geschlechtsverkehr auf den Partner oder die Partnerin übertragen werden. Deshalb ist es ratsam, Feigwarzen zum Beispiel mittels einer Lasertherapie zu entfernen. Das ist gut und einfach möglich", bestätigt uns auch Prof. Dr. Fabinshy Thangarajah.

Ähnlich dem Abszess ist der Furunkel ein schmerzhafter, fester Knoten, der sich mit Eiter füllt. Die Ursache ist laut Dr. med. Gunter oft ein eingewachsenes Haar oder eine Verletzung, die während der Haarentfernung passiert ist. (Gunter: Vagina Bibel, S. 403)

Das wichtigste ist, nicht am Knoten herumzudrücken, da sich die Entzündung verschlimmern könnte. Platzt der Furunkel von alleine, sei das aber in Ordnung. Diabetiker sowie Menschen mit einem schwachen Immunsystem sollten allerdings unverzüglich die Ärztin oder den Arzt aufsuchen. Insbesondere dann, wenn die Rötung der Haut und der Schmerz zunehmen.

Kommt laut Dr.med. Jen Gunter eher selten vor, nämlich bei etwa 2 % der Frauen. Wenn die, nahe am Scheideneingang liegenden, Bartholin-Drüsen verstopfen, kann sich eine Entzündung und daraufhin ein Abszess bilden, der fachärztlich entleert werden sollte. "[...] im schlimmsten Fall wird dieser so groß wie ein Tennisball". Hier wird der Abszess meistens operiert. Auf keinen Fall darf "einfach eine Nadel reingesteckt werden, um den Abszess abzulassen." (Gunter: Vagina Bibel, S. 404)

Du siehst, die Ursachen für dein Hautleiden könnten viele Gründe haben. Wir haben auch bei Prof. Dr. Thangarajah nachgefragt. Die leitende Oberärztin für Allgemeine Gynäkologie und Urogynäkologie hat uns Folgendes zur Identifikation der Knubbel erklärt:

"Wir unterscheiden gutartige Veränderungen von Vorstufen bösartiger Erkrankungen und den bösartigen Veränderungen. Im ersten Fall [der gutartigen Veränderungen] handelt es sich häufig um Entzündungen, die sich durch Druckschmerz bemerkbar machen. 

Diese können zum Beispiel durch eingewachsene Haare oder durch entzündete Drüsen entstehen. Weitere nicht bösartige Veränderungen sind auch Feigwarzen, sogenannte Kondylome, die durch eine Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV) verursacht sein können. Bei den Vorstufen handelt es sich nicht selten um juckende Hautveränderungen." 

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Hautprobleme an der Vulva sind divers und kommen häufiger mal vor. Wenn Krebsverdacht besteht, ist eine Biopsie nötig. Laut Dr. med. Jen Gunter, wird sie in folgenden Fällen vorgenommen: 

• Bei Frauen ab 40 Kondylom (Feigwarze): Frühe Formen von Hautkrebs sehen wie Warzen aus.

• Wenn eine bereits behandelte Warze wiederkommt: Nach Warzen-Therapien verschwindet oft der sichtbare Teil des Hautkrebses. Ist er unbehandelt, kommt er aber zurück.

• Eine pigmentierte Läsion: Eine Hautläsion, die erhaben oder größer als 1 cm ist, deutet auf Hautkrebs hin.

• Ein nicht heilendes Geschwür deutet ebenfalls auf Hautkrebs hin. 

So bestätigt uns Prof. Dr. Thangarajah auch: "Die klinische Erfahrung zeigt, dass Entzündungen eher bei jüngeren Frauen auftreten und mit dem Alter die Wahrscheinlichkeit für eine bösartige Erkrankung steigt. Juckende Veränderungen können eine Vorstufe für bösartige Veränderungen sein.  Sie können durch HP-Viren verursacht sein. Oder es handelt sich um eine Lichen sclerosus-assoziierte Erkrankung. 

Zur genauen Diagnose ist bei allen nicht entzündlichen Veränderungen eine Biopsie erforderlich. Dazu wird mittels einer einfachen Punch-Biopsie eine drei bis fünf Millimeter große Gewebeprobe ausgestanzt und von einem Pathologen oder einer Pathologin untersucht. Das Untersuchungsergebnis ist in der Regel eindeutig und man hat die Gewissheit, dass ein Befund nicht unterschätzt wird.

Höhergradige Vorstufen lassen sich in der Regel gut operativ und alternativ medikamentös behandeln, so dass Schlimmeres vermieden werden kann. Über einen langen bis sehr langen Zeitraum können sie unbehandelt allerdings zu Vulva-Karzinomen führen. Deshalb ist es umso wichtiger, frühzeitig eine Gynäkologin oder einen Gynäkologen aufzusuchen. Scheuen Sie sich also nicht davor!"  

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Bei Beschwerden wie Fieber, Schmerzen, Juckreiz, schmerzhaften Schwellungen, geschwollenen Lymphknoten, die nicht innerhalb einer kurzen Zeit abklingen, kommst du um den Gang zum Doktor nicht herum. Denn eine kleine Entzündung, die nicht behandelt wird, kann schnell zum Problem werden.

Auch Prof. Dr. Thangarajah sagt uns: "Wenn der Schmerz, die starke Rötung oder das Jucken nicht innerhalb von zwei bis drei Tagen weniger wird, sollte zur Abklärung eine Gynäkologin oder ein Gynäkologe aufgesucht werden. Fieber, Schmerzen und Eiterbildung sind wichtige Warnsignale, bei denen man unmittelbar einen Gynäkologen oder eine Gynäkologin aufsuchen sollte. Eine Entzündung kann sich zum Beispiel zu einem Abszess entwickeln, wenn sich das Sekret staut."

"Es kommt auf die Symptome an. Bei Schmerzen und Rötungen ist es nicht verkehrt, zu kühlen. Und man sollte die Veränderung gut beobachten. Hilfreich für einen selbst und gegebenenfalls den Arzt oder die Ärztin kann es gerade bei entzündlichen Prozessen sein, den Verlauf selbst durch Fotoaufnahmen zu dokumentieren.", erklärt Prof. Dr. Thangarajah.

Laut Prof. Dr. Thangarajah umfasst "die gynäkologische Untersuchung eine Inspektion, eine Palpation (medizinische Untersuchung durch Abtasten, Anm. d. Red.) und gegebenenfalls eine Ultraschalluntersuchung. So lassen sich entzündliche von nicht entzündlichen Prozessen ganz gut unterscheiden.

Je nachdem, worum es sich konkret handelt, kann zum Beispiel ein Antibiotikum verordnet werden. Manchmal hilft auch eine Zugsalbe. Ein Abszess wird gespalten, um die Abszesshöhle zu spülen und den Eiter zu entfernen. Dazu bedarf es in der Regel einer kleinen Operation.

Feigwarzen können zusätzlich auch in der Scheide oder um den Anus herum auftreten. Sie sind für Betroffene nicht nur unangenehm und kosmetisch störend, sondern auch ansteckend. Sie können beim Geschlechtsverkehr auf den Partner oder die Partnerin übertragen werden Deshalb ist es ratsam, Feigwarzen zum Beispiel mittels einer Lasertherapie zu entfernen. Das ist gut und einfach möglich."

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