Orgasmus ohne Sex

Mentaler Orgasmus vs. Hands Free Orgasm: Was steckt hinter dem Orgasmus ohne Berührung?!

Ein Orgasmus ohne Berührung, geht das? Alles, was du über den besonderen Orgasmus wissen musst.

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Hattest du schon mal einen Orgasmus in einem eher ungewöhnlichen Moment? Zum Beispiel im Schlaf oder beim Sport? Das ist nichts wofür du dich schämen brauchst. Ganz im Gegenteil! Denn Orgasmen können auf vielfältige Art und Weise passieren. Dafür braucht es nicht unbedingt Sex.

Aber wie funktioniert das, ein Orgasmus ohne Sex, ohne Masturbation, ohne Berührung? Es gibt zwei unterschiedliche Definitionen, die differenziert werden müssen. Erfahre alles über den Orgasmus ohne Berührung, den Unterschied zwischen einem mentalen Orgasmus und einem Hands Free Orgasm und welche Techniken sich wie umsetzen lassen.

Was ist ein Orgasmus ohne Berührung?

Ein Orgasmus gibt es nur beim Sex mit Partner*in?! Von wegen! Vor allem für Frauen gibt es zahlreiche Möglichkeiten und Wege, einen Höhepunkt zu erleben.

„Orgasmen sind unterschiedlich – von Frau zu Frau und von Kontext zu Kontext. Sie treten ein, wenn du mit jemandem schläfst – oder auch nicht. Sie treten ein, wenn du masturbierst – oder auch nicht. Sie können bei klitoraler Stimulierung, vaginaler Stimulierung, Schenkelstimulierung, analer Stimulierung, Bruststimulierung, Ohrläppchenstimulierung oder mentaler Stimulierung ohne jeden Körperkontakt eintreten – oder eben auch nicht. Sie können dir im Schlaf passieren oder beim Sport oder während einer Vielzahl anderer überhaupt nicht sexueller Situationen.“ (Nagoski: Komm, wie du willst. Das neue Frauen-Sex-Buch, S. 355-356)

Wie es die Formulierung „Orgasmus ohne Berührung“ nahelegt, handelt es sich hierbei um einen Orgasmus, der ganz ohne körperliches Zutun entsteht. Da es sich beim Orgasmus ohne Berührung jedoch um keine in Stein gemeißelte Formulierung oder These handelt, gibt es hier verschiedene Auslegungen und Interpretationen der Phrase.

Die häufigste und naheliegendste Interpretation beschreibt einen mentalen Orgasmus, bei dem in der Tat keine körperliche Berührung stattfindet. Eine andere Variante, der Hands Free Orgasm, beschreibt hingegen eine Praktik, bei der lediglich die Hände nicht zum Einsatz kommen.

Hands Free Orgasm vs. Mentaler Orgasmus – Das ist der Unterschied

Orgasmus ohne Berührung, mentaler Orgasmus, Hands Free Orgasm?! Alles das gleiche?! Die drei Begriffe werden unterschiedlich verwendet, häufig meinen sie das gleiche, manchmal werden sie anders ausgelegt. Daher differenzieren wir sie hier so:

Der Hands Free Orgasm beschreibt alle Möglichkeiten und Varianten eines Orgasmus, bei dem die Person, die den Orgasmus erlebt, keine Hände oder Finger zur Hilfe nimmt (oder über eine Penetration zum Orgasmus kommt). Um also ohne Hände zum Orgasmus zu kommen werden verschiedene Möglichkeiten in Betracht gezogen. So können zum Beispiel andere Körperteile oder Sextoys zur Stimulation genutzt werden. Eine andere Möglichkeit ist der Versuch über die Gedanken, die Atmung und Körperenergien zum Orgasmus zu kommen.

Diese Variante des Hands Free Orgasm wird auch als mentaler Orgasmus bezeichnet. Beim mentalen Orgasmus findet keine physische Berührung statt. Allein über die Kraft der Gedanken kommt es zum Höhepunkt. Dies kann absichtlich oder unabsichtlich passieren, z. B. im Schlaf.

Doch wie können allein die Gedanken einen Orgasmus erzeugen? Danken können wir einer Region in unserem Gehirn, dem „System der sexuellen Exzitation oder Erregung (SES).“ Die Autorin Emily Nagoski beschreibt es in ihrem Buch „Komm, wie du willst“ als „das Gaspedal der sexuellen Reaktion“.

„Es empfängt Information über sexuell relevante Reize in der Umwelt – Dinge, die du siehst, hörst, riechst, fühlst, schmeckst oder dir vorstellst – und sendet vom Gehirn zu den Genitalien das Signal: »Anturnen!« Das SES sucht dein Umfeld (einschließlich deiner eigenen Gedanken und Gefühle) kontinuierlich nach allem ab, was sexuell relevant ist. Es arbeitet ununterbrochen auf einer Ebene tief unter dem Bewusstsein. Du nimmst erst wahr, dass es da ist, wenn du angeturnt werden und sexuelle Lust willst.“ (Nagoski: Komm, wie du willst. Das neue Frauen-Sex-Buch, S.74)

Orgasmus ohne Berührung: Die Unterschiede bei Frauen und Männern

Grundsätzlich spielt die mentale Komponente, also die Stimulation über die Gedanken für alle Geschlechter eine Rolle. Somit ist es theoretisch für jede*n möglich, einen mentalen Orgasmus ohne Berührung zu erleben.

Allerdings ist die mentale Stimulation für Frauen in der Regel wichtiger, wie Emily Nagoski erklärt. „Frauen erfahren mit geringerer Wahrscheinlichkeit Übereinstimmung von genitaler Reaktion und subjektiver Erregung. Außerdem verspüren mehr Frauen als Männer responsives oder kontextbezogenes Verlangen.“

„In größerem Ausmaß als bei Männern ist die sexuelle Reaktion von Frauen von äußeren Umständen und dem gegenwärtigen Gehirnzustand (sind Reaktionssystem und Verdrahtung gerade eher auf gestresst und angespannt oder auf entspannt, vertrauens- und liebevoll eingestellt) beeinflusst – also vom Kontext.“ (Nagoski: Komm, wie du willst. Das neue Frauen-Sex-Buch, S.391)

Zahlreiche Studien beschäftigen sich mit dem mentalen Orgasmus der Frau. Forscher der US-amerikanischen Rutgers University kamen z. B. zu dem Ergebnis, dass Frauen auch ohne Berührung zum Höhepunkt kommen. Dabei haben die Forscher Gehirnströme verschiedener Frauen gemessen. Alle Frauen waren in unterschiedlichen Situationen: Eine Frau lag neben ihrem Mann im Bett. Eine andere machte Beckenbodenübungen. Die Gehirnströme wiesen eindeutig nach, dass die Frauen auch ohne direkte Berührung so zum Höhepunkt kamen. 

Orgasmus ohne Sex: Solo oder mit Partner*in?!

Wer den Orgasmus ohne Berührung ausprobieren möchte, kann das allein oder mit Partner*in machen. Im Bereich des mentalen Orgasmus empfiehlt es sich sicherlich zuerst allein auf Erkundungstour zu gehen. Dann ist da weniger Druck, dass es funktionieren „muss“.

Doch da die Fantasie vor allem für Frauen eine große Rolle spielt, um zum Orgasmus zu kommen, kann es hilfreich sein, sich auch beim Geschlechtsverkehr mit einem*einer Partner*in bewusst über die Gedanken dem Höhepunkt zu nähern.

Die Praktiken des Hands Free Orgasms, die wir hier noch genauer vorstellen, eignen sich sowohl für die Masturbation als auch für Sex mit dem*der Partner*in. Es kann sehr reizvoll sein, gemeinsam ohne Hände oder Penetration langsam zum Orgasmus zu kommen.

Mentaler Orgasmus: So funktioniert der Orgasmus ohne Berührung

Der mentale Orgasmus entsteht ohne Berührung. Wie das genau funktioniert und welche einzelnen Schritte helfen können, so zum Höhepunkt zu kommen:

Rege deine Fantasie an

Es ist eines der wichtigsten Hilfsmittel, um einen Orgasmus zu erleben: Deine Fantasie. Ganz gleich, ob du masturbierst, mit einer anderen Person zur Sache kommst oder eben nur daran denkst, ohne Hand anzulegen.

Unser Gehirn hat ein Lustzentrum, das uns dabei helfen kann, Schmerzen zu lindern und Stress zu reduzieren. Und das alles allein über die Kraft der Gedanken. Wenn du dir erlaubst so intensiv in deine eignen Fantasien abzutauchen, dann ist es durchaus möglich, allein durch diese heißen Gedanken, einen Orgasmus zu erleben.

Hilfreich kann hierfür auch sein, deine Fantasie durch erotische Geschichten, Hörspiele oder Pornos anzuregen.

Muskelkontraktionen

Doch sicherlich ist es nicht so leicht, nur durch die Gedanken zum Orgasmus zu kommen. Sollte es nicht auf Anhieb klappen, dann gib nicht sofort auf. Den mentalen Orgasmus kannst du durch einige Praktiken unterstützen.

Nicht umsonst heißt es, dass ein gut trainierter Beckenboden hilft, beim Sex leichter zum Orgasmus zu kommen. Doch nicht nur das! Schauen wir uns an, was bei einem Orgasmus eigentlich passiert? Je näher wir dem Höhepunkt kommen, desto intensiver wird es. Wir spannen den Beckenboden an und im Moment des Höhepunkts kommt es zu Muskelkontraktionen. Und das lässt sich trainieren! Am besten in Kombination mit einer bewussten Atmung.

Meditation und erotische Hypnose

Zusätzlich zu einer bewussten, intensiven Atmung kann es hilfreich sein, deinen Körper in einen meditativen Zustand zu versetzen. Bei einer Meditation oder erotischen Hypnose kannst du deinen Körper durch Atmung und Entspannung bewusster wahrnehmen und dann deine Aufmerksamkeit intensiver auf deine erotischen Fantasien lenken.

Im Schlaf

Was im Schlaf passiert, lässt sich natürlich nicht so einfach kontrollieren. Dennoch kommt es nicht selten vor, dass wir Orgasmen im Schlaf erleben.

Dr. Debby Herbenick des Kinsey Institute for Research hat diesen außergewöhnlichen Orgasmus untersucht und dabei Erstaunliches aufgedeckt. So habe fast jede Dritte Frau, bevor sie 45 Jahre alt ist, regelmäßig Orgasmen im Schlaf. Dabei ist der Schlaforgasmus keine rein körperliche Sache. Er wird mehr vom Gehirn gesteuert und ist so eine Art feuchter Traum bei Frauen. Das heißt, das Gehirn muss mitspielen, wenn du nachts kommen möchtest.

Eine Möglichkeit, um die Wahrscheinlichkeit eines Schlaf-Orgasmus zu steigern, ist es, auf dem Bauch zu schlafen. So wird mehr Druck auf deine empfindlichen Körperregionen ausgeübt, selbst wenn du schläfst.

Mentaler Orgasmus Anleitung: So kommst du zum Orgasmus ohne Berührung

  1. Mach es dir im Liegen bequem, schließe deine Augen und lenke deine Aufmerksamkeit zunächst auf deinen Atem.

  2. Erkunde nun mit deinen Gedanken deinen Körper. Wie fühlen sich die unterschiedlichen Körperregionen an?

  3. Konzentriere dich nun auf deinen Intimbereich und deinen Beckenboden. Schicke deinen Atem und deine Energie gedanklich in diesen Bereich.

  4. Stelle dir vor, wie dein Intimbereich langsam feucht wird.

  5. Unterstützend zu der bewussten Körperwahrnehmung und -atmung, kannst du jetzt an deine liebsten erotischen Fantasien denken.

  6. Durch eine abwechselnde An- und Entspannung der Muskeln in deinem Beckenboden, kannst du deinen Körper weiter anregen.

  7. Außerdem kann es helfen, kreisförmige Bewegungen mit deinem Becken zu machen.

  8. Wenn zwischendurch zweifelnde oder störende Gedanken aufkommen, dann lasse diese wie Wolken an dir vorbeiziehen und konzentriere dich wieder auf deine Atmung.

Hands Free Orgasm: Techniken, um ohne Hände zum Orgasmus zu kommen

Der Hands Free Orgasm hat verschiedene Definitionen und Auffassungen. Wir betrachten ihn hier als einen Orgasmus, der ohne Hände und ohne die klassische Penetration stattfindet. Demnach sind alle anderen Hilfsmittel und kreativen Ideen erlaubt, um zum Orgasmus zu kommen. Hier ein paar Beispiele:

BDSM

Wie kannst du deine empfindsamen Körperregionen stimulieren ohne deine Hände zu benutzen? Wir wäre es zum Beispiel mit Kerzenwachs, Seilen und Co. …? Bei der Sexpraktik BDSM werden deine Sinne durch verschiedene Methoden angeregt. Hier erfährst du mehr über BDSM.

Dry Humping

Vor allem für Frauen gilt: Es braucht nicht unbedingt eine Penetration um zum Höhepunkt zu kommen. Die Klitoris kann vor allem durch gezielte Reibung perfekt stimuliert werden. Allein oder zu zweit: Die Sexpraktik Dry Humping liefert dafür die perfekte Methode.

Tantra Sex

Bei Tantra Praktiken geht es darum, auf einer tieferen Ebene zu connecten. Nicht immer kommt es hier tatsächlich zum Sex. Durch gemeinsames Atmen oder eine Massage kann es dennoch zum Orgasmus kommen.

Wasserspiel

Keine Hände? Kein Problem! Schließlich gibt es so viele andere, kreative Möglichkeiten, die eigene Lust zu entdecken. Wie wäre es denn z. B. mit einem erotischen Wasserspiel? Die Wasserstrahlen des Duschkopfs eignen sich perfekt, um die erogenen Zonen des Körpers zu stimulieren. Das kann auch als Vorspiel angesehen werden, bevor es dann zum Beispiel beim Sex in der Dusche weitergeht.

Nippel Stimulation

Welche Körperregionen sind eigentlich entscheidend, wenn es um einen Orgasmus geht? Denn neben den offensichtlichen Körperstellen, gibt es auch andere Bereiche, die nicht außer Acht gelassen werden sollten! So kann es durchaus passieren, dass die reine Stimulation deiner Nippel zum Orgasmus führt.

Oral Sex

Keine Hände, keine Penetration? Gehen wir nach dieser Definition, dann fällt jede Art von Oral-Sex in die Kategorie des Hands Free Orgasms.

Sex Toys

Und auch Sex Toys bieten jede Menge Variation für dein Sexleben. Ob allein, zu zweit, als Frau oder Mann: Sex Toys bringen jede*n auf seine*ihre Kosten!

Quellen

  • Nagoski, Emily: Komm, wie du willst. Das neue Frauen-Sex-Buch, Knaur Verlag, 2015.

  • https://rucore.libraries.rutgers.edu/rutgers-lib/45675/ (zuletzt aufgerufen am 27.03.2024)

Artikelbild und Social Media: g-stockstudio/iStock

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