Misshandlung

Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom: Wenn Mütter ihre Kinder quälen

Mütter mit dem Münchhausen-Helfer-Syndrom machen ihre Kinder absichtlich krank. Ihr Ziel: Aufmerksamkeit.

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Es gibt Mütter, die ihre Kinder absichtlich krank machen, um für sich selbst Aufmerksamkeit und positive Zuwendung zu bekommen. Sie brechen ihnen die Knochen, geben ihnen Abführmittel, lassen sie hungern oder drücken ihnen die Luft ab. Anschließend suchen sie die Hilfe von Ärzten und Krankenschwestern, jammern über die schlimmen Krankheiten ihrer Kinder und genießen das Gefühl, als sorgende Mutter geschätzt zu werden. Genannt wird dieses krankhafte Verhalten Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom (MBPS).

Es ist schwer zu glauben, dass eine Mutter bewusst ihr eigenes Kind quält, doch das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom verursacht grausame und abartige Handlungen. Schlimmstenfalls macht eine betroffene Mutter ihr Kind nicht nur krank, sondern tötet es sogar.

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Mutter drückte ihrem Baby die Luft ab

Vor vielen Jahren wurden in einer Klinik in London Kameras in den Behandlungszimmern installiert. Auf den Bildern einer Überwachungskamera war eine furchtbare Szene zu sehen. Eine Frau beugt sich scheinbar fürsorglich über ihren Säugling, der dort im Krankenbett liegt. Ihre Hand nähert sich seinem Kopf, es scheint, als wolle sie dem Baby über den Kopf streichen – doch dann legt sie die Hand über Mund und Nase ihres Kindes und drückt zu. Das Baby zappelt hilflos, die Mutter drückt weiter. Plötzlich betritt eine Krankenschwester das Zimmer. Die Mutter spielt hysterisch und behauptet, ihr Kind habe einfach aufgehört zu atmen.

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Ein solches Verhalten ist typisch für die Münchhausen-Mütter. Erst schaden sie ihrem Kind, machen es krank oder lösen scheinbare Krankheits-Symptome aus – danach zeigen sie sich extrem besorgt, bitten die Ärzte um Hilfe und fordern ausgiebige Untersuchung und Behandlung des Kindes. „Alle diese Mütter bringen ihre Kinder selbst zum Arzt und ins Krankenhaus mit Berichten über dramatische Gesundheitsstörungen der Kinder. Dort sind sie scheinbar die idealsten Mütter, die man sich vorstellen kann. Sie weichen dem Kind nicht von der Seite, verbringen Tage und Nächte im Krankenhaus, sie sind völlig identifiziert mit dem medizinischen Team, insbesondere mit den Krankenschwestern. Sie begrüßen jede medizinische Maßnahme am Kind und sei sie noch so belastend, schmerzhaft oder gefährlich für das Kind und unterstützen das medizinische Team dabei nach Kräften“, schildert Prof. Dr. Reinhard Plassmann in seiner Abhandlung „Der Arzt als Detektiv: Das Münchhausen-by-proxy-Syndrom“.

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Über acht Jahre wurden in dem britischen Krankenhaus 39 Verdachtsfälle mit diesen Kameras überprüft. In 33 Fällen stellte sich heraus, dass der Verdacht begründet war: Die Mütter schreckten nicht davor zurück, ihre Kinder auch innerhalb des Krankenhauses zu misshandeln.

Für Ärzte in Deutschland ist es extrem schwierig, Fälle des Münchhausen-Stellvertreter-Syndroms zu erkennen. Die Überwachung von Behandlungsräumen wäre höchstens mit deutlichen Hinweisen auf die Kameras gestattet. Und selbst wenn die Mütter ihre Kinder im Krankenhaus in Frieden lassen, heißt das nicht, dass sie sie außerhalb nicht weiter schädigen.

Außerdem ist es nicht naheliegend, eine besorgte und fürsorgliche Mutter zu verdächtigen. Hinweise können sein, dass die Mutter das Kind nur in ihrer Anwesenheit behandeln lässt oder bereitwillig schwerwiegende Untersuchungen bis hin zu operativen Maßnahmen zustimmt oder sogar einfordert.

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Ein Junge musste wiederholt Magen- und Darmspiegelungen über sich ergehen lassen. Er war über Jahre immer dünner geworden und hörte auf zu wachsen. Die Ärzte diagnostizierten eine Darmerkrankung. Später stellte sich heraus, dass die Mutter ihrem Sohn die ganze Zeit Abführmittel verabreicht hatte.

Eine andere Mutter injizierte ihrem Sohn jahrelang per Magensonde Salz. Er litt in der Folge an Fieber, Ohren-Entzündungen, Krampfanfällen. Schließlich erreichte der Salz-Gehalt im Blut des Jungen ein tödliches Level. Er hat die Misshandlung durch seine Mutter nicht überlebt.

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Deutliches Anzeichen: Trennung von der Mutter tut gut

Dementsprechend ist es ein deutliches Warnzeichen, wenn es dem Kind besser geht, sobald es von seiner Mutter getrennt wird. Auch übermäßig häufige Krankenhausaufenthalte und ständiges Wechseln der behandelnden Ärzte sind extrem verdächtig. Durch das Ärzte-Hopping wollen die Münchhausen-Mütter verhindern, dass dem jeweiligen Kinderarzt die Häufung von bestimmten Krankheitsbildern auffällt. „Man muss hier leider sehr misstrauisch denken“, warnt der Deutsche Kinderschutzbund.

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Oft waren die Mütter selbst Opfer - die betroffenen Kinder sind meist Kleinkinder

Was sind das für Frauen, die so etwas Schreckliches tun? Oftmals waren sie selbst Opfer von Gewalt, Missbrauch oder Vernachlässigung. Viele waren oft krank und haben lange medizinische Behandlungen über sich ergehen lassen müssen. Sie fühlen sich minderwertig und einsam, sind nicht in der Lage, gesunde soziale Beziehungen aufzubauen. Viele leiden auch unter Depressionen, Essstörungen oder dem Borderline-Syndrom, welches zwischenmenschliche Beziehungen extrem schwierig macht.

Die betroffenen Kinder sind meist Kleinkinder. Sie sind also kaum in der Lage, sich fremden Menschen mitzuteilen. Wenn sie es sind, trauen sie sich selten. Und wenn sie doch von den Misshandlungen berichten, glaubt man ihnen oftmals nicht.

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Kann das "Münchhausen-Syndrom" therapiert werden?

Immer wieder kommen Ärzte solchen Müttern dennoch auf die Schliche. Leider bringt die Enttarnung eines Münchhausen-Opfers kaum Hoffnung auf Besserung. Bisher hat keine Therapie für die betroffenen Mütter ihr Verhalten langfristig sicher ändern können. In der Regel hilft nur, das Kind aus der Familie herauszunehmen. Die Mütter verfallen nach Entzug des Kindes in Depressionen. Manche versuchen, sich das Leben zu nehmen.

Das Syndrom wird über Generationen weitergegeben

Für das Kind ist so oder so mit schwerwiegenden Folgen zu rechnen. Kinder, die von ihren Müttern so misshandelt werden, erleiden schwere psychische Schäden, manchmal entwickeln sie selbst auch das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom, wodurch sich die Erkrankung über Generationen fortsetzen kann. Weitere mögliche Folgen sind Ess- und Verhaltensstörungen oder auch Halluzinationen.

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