Paul Getty III.: Entführt & Ohr abgetrennt, weil Opa kein Lösegeld zahlen wollte ...
Fünf Monate lang muss Paul Getty III. (†) auf seine Freilassung warten …
Die Piazza Farnese in Rom. Es ist der 10. Juli 1973, eine laue Sommernacht gegen 3 Uhr früh. Der 16-jährige Paul Getty III. schlendert über den prachtvollen Platz. Er hat Freunde im Club "Tree Tops" getroffen, getanzt, geraucht, getrunken.
Seine Entführer passen den Augenblick perfekt ab: Plötzlich packen sie ihn, werfen den Überraschten in ein Auto, fahren davon. In diesem Augenblick beginnt eine der unglaublichsten und seltsamsten Entführungen der Geschichte ...
*Triggerwarnung: In diesem Artikel geht es um Gewalt. Bei manchen Menschen kann dieses Thema negative Reaktionen auslösen. Bitte sei achtsam, wenn das bei dir der Fall ist!
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Paul Getty III. wird gekidnappt! Entführer fordern 17 Millionen Dollar Lösegeld
Sein Großvater, Ölbaron John Paul Getty, ist damals der reichste Mann der Welt. 17 Millionen Dollar Lösegeld fordern die Entführer für die Freilassung seines angeblichen Lieblingsenkels. Doch der Mann fegt die Forderung mit einem Satz eiskalt vom Tisch: "Ich habe 14 Enkel, und wenn ich nur einen Penny Lösegeld bezahle, habe ich 14 gekidnappte Enkel." Und er vermutet auch: "Vielleicht hat mein Enkel das alles nur inszeniert? Und will nur das Geld, mein Geld?"
Ein Hirngespinst, denn schon bald stellt sich heraus, dass die Lage bitterernst ist und die Mafia keinen Spaß versteht. Sie erhöht den Druck, droht, den jungen Mann, den sie gefangen hält, zu foltern. Doch Pauls Mutter, die Schauspielerin Gail Harris, bei der Paul nach der Scheidung seiner Eltern lebt, kann die geforderte Summe einfach nicht aufbringen. Auch sein Vater, Paul Getty II., hat keine Rücklagen in dieser Höhe.
Während ihr Sohn in einem Kellerloch leidet, greift Gail Harris immer wieder zu einem Zettel, den ihr Paul geschrieben hat: "Liebe Mami, ich bin in den Händen von Entführern. Lass nicht zu, dass ich getötet werde."
Trotz Entführung und Lösegeldforderung: Ölbaron Getty will nicht zahlen
Aber trotz aller Bitten der verzweifelten Eltern bleibt der steinreiche Ölbaron Getty hart. Alles, was für diesen Mann, der damals jeden Tag geschätzte 1,2 Millionen Mark verdient, zählt, ist sein Vermögen. Sein Geiz ist so groß, dass er in seinem Schloss einen Münzfernsprecher aufstellt, falls Gäste Ferngespräche führen wollen – und für diese Telefonate will er nicht aufkommen.
Am 10. November 1973 machen die Entführer ihre Drohung wahr: Die italienische Zeitung "Il Messaggero" erhält mit der Post ein Paket. Darin steckt eine Plastikbox mit einer kupferroten Haarlocke von Paul – und seinem rechten abgetrennten Ohr.
Der nächste Brief der Entführer droht damit, den Enkel "in kleinen Stücken" an seine Familie zurückzugeben. Dazu legen die Mafiosi ein Bild von Paul, der einige Tage zuvor 17 Jahre alt geworden ist. Auch wird die Summe des Lösegeldes reduziert.
Paul Getty III. wird freigelassen - doch fortan leidet er an Verfolgungswahn
Erst jetzt wird der alte Getty aktiv: Er stimmt einer Zahlung von rund 2,9 Millionen Dollar zu. Einer seiner Vertrauten hinterlegt die Summe – aufgeteilt in 52 000 Banknoten, die von der Polizei alle registriert werden – am verabredeten Platz bei Rom.
Am 15. Dezember wird Paul an der Autobahn zwischen Rom und Neapel freigelassen. Sein Zustand ist desolat: Die Stelle, an der sein Ohr abgetrennt wurde, hat sich infiziert, er kann sich kaum auf den Beinen halten. Als er seinen Großvater anruft, um sich für die Zahlung zu bedanken, weigert sich dieser, mit ihm zu sprechen.
Die Entführung ist überstanden, doch Paul leidet fortan an Verfolgungswahn, flüchtet in die Welt der Drogen. 1981 erleidet er durch eine Überdosis einen Schlaganfall, bleibt fast blind an den Rollstuhl gefesselt und muss rund um die Uhr betreut werden. Sohn Balthazar (heute 46) bleibt bis zum Tode seines Vaters 2011 bei ihm.
Im Video: Das sind die berüchtigtsten Mörder der Geschichte!
Artikelbild & Social Media: Ashley Cooper/Getty Images (Symbolbild)