Schmuckstück

Piercing-Pflege: So pflegst du deine Haut und deine Piercings richtig

Piercing-Pflege ist nach dem Stechen ungemein wichtig. Denn durch das Piercing fügst du deinem Körper eine kleine Wunde zu. Damit diese nicht nur gut, sondern auch schnell verheilt, solltest du einiges beachten.

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Ein Piercing stellt eine Wunde für deinen Körper da. Wenn wir uns verletzen, bekommt diese Stelle von uns besondere Aufmerksamkeit. Das sollte sie auch jetzt. Piercing-Pflege ist einfach, nur am Anfang ein wenig aufwendig. Doch wenn du dich an ein paar Regeln hältst, wird dein Piercing sicher gut abheilen und du wirst viel Freude mit deinem neuen Schmuckstück haben.

Verhaltensregeln für die ersten 14 Tage

Durch das Piercing kann sich keine Kruste über der offenen Wunde bilden. Diese schützt normalerweise aber vor Schmutz und Krankheitserregern. Diese Aufgabe muss nun von dir mit der Piercing-Pflege übernommen werden.  Das ist sehr wichtig, denn 2008 hat eine britische Studie gezeigt, dass bei rund 14 % der am Ohr gepiercten Personen, bei  15 % der Bauchnabel-, bei rund 24 % der Zungen- und bei knapp 50 % der Intimpiercings Probleme auftauchten. Genau das soll mit der richtigen Piercing-Pflege verhindert werden. Diese beginnt ab dem zweiten Tag, vorher sollte das Piercing nicht angefasst werden. Zudem reicht es, das neue Piercing zweimal täglich zu versorgen, denn zu viel Pflege kann schädlich für die Wunde sein.

  • Das Piercing darf während des Heilungsprozesses nicht herausgenommen werden.
  • Versuche viel zu schlafen, dich gesund zu ernähren und Stress, sowie körperliche Belastung zu meiden.
  • Das neue Piercing sollte so wenig wie möglich berührt werden und wenn nur mit desinfizierten oder gründlich gewaschenen Händen. Auch fremde Flüssigkeiten wie Speichel, Schweiß oder Sperma dürfen nicht an die gepiercte Stelle gelangen.
  • Auch Vollbäder, schwimmen, saunieren und der Besuch des Solariums sind in den ersten vier Wochen tabu.
  • Wichtig: In den ersten zwei Tagen darfst du kein Aspirin oder andere Blutverdünner einnehmen.
  • Hygiene sollte großgeschrieben werden. Dennoch, übermäßige Piercing-Pflege kann der Wunde schaden.  Zweimal täglich reicht!

Besonderheiten bei verschiedenen Piercings

Verschiedene Piercings bringen auch Unterschiede in der Piercing-Pflege mit sich.

Haut- und Knorpelpiercings: Hierzu zählen unteranderem das Bauchnabel- und Augenbrauenpiercing, sowie das Helix (Umrandung der Ohrmuschel). Gerade bei den Piercings, die sich im Gesicht oder am Ohr befinden, gilt Vorsicht beim Schminken. Denn weder Make-up, noch Creme oder Puder dürfen in die Wunde gelangen. Gleiches gilt für Haarfärbemittel und Haarspray. Beim Duschen sollte darauf geachtet werden, dass kein Duschgel an die Wunde gelangt.

Oralpiercings: Zum Beispiel Zungen- oder Lippenpiercings fallen in diese Kategorie. Da gerade im Mund die meisten Bakterien leben, muss man in der ersten Zeit besonders vorsichtig sein. Daher sollte der Mundraum nach jedem Essen mit Wasser ausgespült und viel Wasser getrunken werden. Auf scharfe, extrem kalte oder heiße Speisen solltest du verzichten. Allgemein gilt: Vorsicht beim Kauen!  Damit das Piercing die Zähne heil lässt. Zudem gilt ein Rauchverbot von drei Tagen. Ein Austausch von Körperflüssigkeiten sollte ebenfalls nicht stattfinden.

Intimpiercings: Dazu zählen zum Beispiel das Frenum (Vorhautbändchen), das Hafada (Hodensack) oder das Klitorisvorhautpiercing. Neben keiner zu engen Kleidung ist atmungsaktive Unterwäsche (aus Baumwolle) in der Heilphase Pflicht. Jede sexuelle Aktivität ist tabu.

Piercing-Pflege während der ersten 14 Tage

Für die Piercing-Pflege gibt es verschiedene Pflegemittel. Dein Piercer kann dir eines empfehlen. Falls du zu allergischen Reaktionen neigst, solltest du mit deinem Hautarzt sprechen.

Hat sich eine Kruste um dein Piercing gebildet, entferne diese vorsichtig. Weiche sie dafür mit lauwarmem Wasser ein. Im Anschluss kannst du sie mit einem fusselarmen Tuch entfernen. Dabei immer von innen nach außen wischen, damit Verunreinigungen nicht in die Wunde gelangen. Anschließend das Pflegemittel großzügig auftragen, aber das Piercing dabei nicht bewegen. Das Mittel gelangt dank der kapillaren Wirkung von ganz allein in den Stichkanal.

Piercing-Pflege: Was wenn ...?

... die gepiercte Körperstelle anschwillt: kühlen hilft. Je nach Körperstelle bieten sich Eiswürfel oder Kühlpacks an. Tipp: Bei einer Schwellung an der Zunge helfen Eiswürfel aus Kamillentee besonders gut!

... die Wunde brennt: etwas kühlen und Luft ranlassen. Ein leichtes Brennen ist in der Regel normal. Sollte es allerdings schlimmer werden, ein Ausschlag oder Juckreiz dazu kommen ist das ein Anzeichen für eine allergische Reaktion. Auf zum Piercer oder Hautarzt. Meistens reicht bereits der Wechsel des Pflegemittels.

... Flüssigkeit aus der Wunde tritt: Solange es kein Eiter ist, ist alles in Ordnung und du kannst das Sekret bei der Piercing-Pflege einfach mit entfernen. Wichtig: Auf keinen Fall das Piercing rausnehmen, weil das Wundsekret in den Wundkanal gelangen könnte. Das wiederum könnte zu einer tiefen Entzündung führen. Sollte Eiter austreten, ist es ein Anzeichen für eine Infektion. Dann solltest du zu einem Arzt gehen.

Ungefähre Heilungszeiten

Jede gepiercte Stelle heilt in einem anderen Zeitraum ab. Natürlich können diese von Person zu Person variieren. Unsere Liste bietet dir einen groben Überblick.

  • Augenbraue: 4 – 8 Wochen
  • Äußere Schamlippen: 6 – 8 Wochen
  • Bauchnabel: 3 – 6 Monate
  • Brustwarze: 2 – 6 Monate
  • Cartilage (überall wo Knorpel ist): 3 – 6 Monate
  • Frenum: 3 – 4 Wochen
  • Hafada: 6 – 8 Wochen
  • Klitorisvorhaut: 2 – 4 Wochen
  • Lippenbändchen: 1 – 2 Wochen
  • Lobe (Ohrläppchen): 4 Wochen
  • Nostril: 4 Wochen
  • Septum: 2 – 3 Monate
  • Unterlippe: 4 Wochen
  • Zunge: 3 – 4 Wochen

Piercing-Pflege wenn die Haut abgeheilt ist

Die Wunde ist verheilt und nun kannst du das Piercing jederzeit wechseln. Dennoch gilt: Piercing-Pflege ist wichtig. Sie muss nun nicht mehr so extrem betrieben werden, aber die Gefahr einer Entzündung besteht dennoch. Professor Sebastian Strieth empfiehlt in der Apotheken Umschau die regelmäßige Reinigung mit antibakterieller Seife.

Die Piercings am besten in die normale Körperhygiene mit einbinden. Dafür kann der Schmuck beim Duschen etwas bewegt und so gereinigt werden. Sind Belege auf dem Piercing vorhanden, den Schmuck herausnehmen und reinigen. Besonders eignen sich Gebissreinigertaps. Bei Kalkbelägen auf Intim- und Zungenpiercings hilft Essigessenz. Sollte der Piercingschmuck mal anlaufen, helfen Schmuckreinigungstücher oder –putzmittel. Achtung: vor dem erneuten Einsetzen die Chemikalien des Putzhelfers gründlich mit Wasser abspülen!

Wenn deine gepiercte Stelle gut verheilt ist und du weiterhin auf die Piercing-Pflege achtest, wirst du lange Freude an deinem neuen Schmuckstück haben.

Von Lisa Philomena Strietzel