Psychische Störungen

Schizophrenie: Symptome der psychischen Krankheit

Depressionen, Wahnvorstellungen, Halluzinationen und Suizidgedanken sind Symptome für Schizophrenie - was die Krankheit mit der Seele macht.

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Video: Glutamat

„Das ist doch schizophren!“ Mit diesem abwertenden Etikett werden im Volksmund immer wieder Situationen oder Personen versehen, die uns irgendwie unlogisch, widersprüchlich oder sehr unangepasst erscheinen. Manchmal wird „schizophren“ auch mit einer gespaltenen Persönlichkeit (dissoziative Ichstörung) verwechselt.

Wer jedoch erfährt, welch komplexes psychisches Krankheitsbild sich hinter der Diagnose Schizophrenie verbirgt, wird damit kaum mehr so unbedacht mit der Bezeichnung umgehen. Denn Schizophrenie ist eine Krankheit, die für Betroffene und ihre Angehörigen das Leben total auf den Kopf stellt.

Ausdrucksformen der Krankheit Schizophrenie

Wie sich die Krankheit zeigt, hängt unter anderem davon ab, in welcher Phase der Erkrankung der Betroffene steckt. Dabei gehen die Ausdrucksformen durchaus in ganz unterschiedliche Richtungen.

  • Ein Erkrankter kann zum Beispiel laut über einen Kommentar einer für andere unsichtbaren Person lamentieren, schimpfen oder lachen und wirklich Anwesende beharrlich von komplizierten Verschwörungstheorien überzeugen wollen.
     
  • Ein anderer sitzt tagelang depressiv, wortlos und monoton schaukelnd herum und grübelt, ob er sich nun das Leben nehmen soll oder nicht. Dass beide unter verschiedenen Ausdrucksformen derselben Krankheit leiden, macht die Komplexität des Ganzen deutlich.

Häufige Symptome für Schizophrenie

Es ist bis hierher schon klar geworden, dass sich Schizophrenie nicht in wenigen Worten erklären lässt und psychiatrische Fachbegriffe ohne Ende auf einen einprasseln, wenn man das Ganze ansatzweise verstehen möchte. Das liegt daran, dass Schizophrenie eine ganze Gruppe psychotischer Störungen zusammenfasst.

Sie zeigen sich in Veränderungen von Denken, Wahrnehmung, Psychomotorik, Leistungsfähigkeit, Affekt und dem eigenen Willen.

  • Häufig treten Wahnvorstellungen und Halluzinationen auf. Besonders das „Stimmenhören“.
     
  • Aber auch Denkstörungen (unlogische, sprunghafte, zerfahrene oder abreißende Gedankenverläufe) sowie Ichstörungen sind typisch.
     
  • Im Fall von Ichstörungen werden die Grenzen zwischen dem Ich und der Umwelt durchlässig. Das kann sich zum Beispiel in der Vorstellung ausdrücken, dass Teile des Körpers als fremd erscheinen oder die Realität als irgendwie anders erlebt wird. Oder in dem Glauben, dass Gedanken beeinflusst, gelesen oder entzogen werden.
     
  • Manchmal gibt es auch die Idee, dass man von fremden Kräften gesteuert würde. Der Intellekt wird allerdings nicht beeinflusst. 
     
  • Motorik und Bewegungsabläufe können sich ebenfalls durch die Krankheit verändern. Bei abklingenden Schüben kann es außerdem zu depressiven Verstimmungen kommen. In dieser Phase ist die Suizidgefahr erhöht, wobei sie auch in anderen Phasen vorhanden ist und sich nicht immer deutlich ankündigt. 10 Prozent der Erkrankten nehmen sich das Leben.

Video: Symptome einer Angststörung

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Weitere Unterteilung von schizophrenem Erleben

Weil die Krankheit oft in Schüben verläuft und die Verläufe nicht einheitlich sind, wird innerhalb der Diagnose noch weiter differenziert. Die vielen möglichen Symptome wurden dazu in Gruppen (Syndromen) unterteilt, die besonders häufig zusammen auftretende Symptome zusammenfassen.

Der häufigste Typ der Schizophrenie ist dabei die paraniod-halluzinatorische Form, in der sich Wahnvorstellungen und Halluzinationen besonders deutlich ausprägen.

Symptome können „verwechselt“ werden

Wahn und Halluzination sind aber zum Beispiel auch bei schweren Depressionen, bei Manie, Demenz, akuten Vergiftungen, Drogenentzug oder organischen Störungen möglich. Bei einem Verdacht auf Schizophrenie ist deshalb eine Diagnose über einen längeren Beobachtungszeitraum wichtig und nicht immer leicht, weil die Übergänge von einer zur anderen psychischen Krankheit fließend sein können.

Da Schizophrene oftmals keine (ausreichende) Krankheitseinsicht haben, gehen sie selten von sich aus zum Psychiater und lassen sich ungern davon überzeugen, dass das notwendig wäre. Für Angehörige ist dieser Aspekt oft besonders problematisch.

Ursachen und Häufigkeit

Die Krankheit beginnt frühestens mit der Pubertät, eher im jungen und mittleren Erwachsenenalter. Etwa ein Prozent der Bevölkerung sind davon betroffen. Darunter Männer und Frauen gleichermaßen in der ganzen Welt.  

Auf DIE eine Ursache konnte man sich bis heute nicht einigen. Aber darauf, dass es unterschiedliche Einflussfaktoren gibt, die die Entstehung der Krankheit begünstigen können. Man spricht von einer „biopsychosozialen Erklärung“, die genetische Faktoren, biochemische Ursachen, psychosoziale Stressoren und weiteres einschließt.

Alles weiß der Mensch eben noch nicht über sich und manches in der Seele bleibt einfach ein Stück unerklärlich.

Heilungsaussichten bei Schizophrenie

Trotzdem wir noch nicht alles über diese Krankheit wissen, lassen sich viele ihrer Symptome auf ein Maß lindern, das ein selbständiges Leben in Gemeinschaft und auch eine Psychotherapie möglich macht. Eine wichtige Rolle hierbei spielen Neuroleptika, die langfristig eingenommen werden müssen damit sie beständig „helfen“.

Wegen der fehlenden Krankheitseinsicht in der Akutphase und der möglichen unangenehmen und häufigen Nebenwirkungen, lehnen viele Betroffene verständlicherweise diese Medikamente ab. So finden sich viele in der Akutphase in einer Klinik wieder. Meist kommen sie dorthin, um vor sich selber geschützt zu werden (Suizid). Aggressiv gegen andere sind Schizophrene nicht häufiger als andere Menschen auch.

Manchmal ist die Krankheit bei Schizophrenie-Erfahrenen fast nicht wahrzunehmen oder ohne Symptome, manchmal kommt sie wieder. Und das heftig. Wie lange welche Phase dauert, ist immer individuell. Ob die Krankheit jemals ganz weg geht, kann niemandem versprochen werden. Das hängt unter anderem von der Bereitschaft ab, sich behandeln zu lassen.

So geht es Angehörigen von Erkrankten

Einen schizophrenen Menschen im persönlichen Umfeld zu haben, kann einen sehr verzweifeln lassen. Manchmal ist es auch beängstigend, hin und wieder kann auch zusammen gelacht werden. Es ist ein Wechselbad der Gefühle für alle Beteiligten, wobei die Angehörigen oft mehr unter der Krankheit und all ihren Folgen für den Alltag leiden als die Erkrankten. 

Einen Umgang damit zu finden, stellt viele vor eine große Herausforderung. Deshalb gibt es für dieses Krankheitsbild viele Gruppen, die Angehörigenarbeit machen (z.B. Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen), um sich gegenseitig zu informieren, auszutauschen und zu unterstützen.

Schizophrenie in Zeiten von Geheimdiensten und Terrorgefahr

Menschen in der akuten Phase der Krankheit können beängstigend wirken, wenn jemand bisher noch keine Erfahrung damit hat. Deshalb ist Aufklärung über psychotische Störungen in diesen Zeiten besonders wichtig. Denn es gibt zwar prozentual nur wenige Erkrankte. Aber dafür umso mehr Angst vor Amokläufen und Attentaten, sodass wir auf jeden Menschen ängstlich oder auch panisch reagieren, der sich irgendwie „verrückt“ verhält.

Und so laufen psychisch Kranke besonders Gefahr, falsch eingeschätzt und schlimmstenfalls kriminalisiert zu werden. Gute Aufklärung kann dem entgegenwirken!  

Autorin: Marthe Kniep

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Film-Tipp

Am Montag, 24. April, 20.15 Uhr zeigt das ZDF den Psycho-Thriller "IM TUNNEL", in dem deutlich wird, wie Schizophrenie in das Leben eines Menschen und das seines Umfeldes hineinwirkt.

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Regisseur Kai Wessel berichtet zu dem Film: „Wir wollten eine Psychose subjektiv, von innen erzählen. So wie sie der Erkrankende erlebt. Alles fängt harmlos und unauffällig an, alles scheint realistisch. Doch es eskaliert, es wird immer komplexer und unüberschaubarer, bis wir verstehen, die Wahrnehmung ist eingeschränkt und verschoben. Wir verstehen, dieser Mensch braucht Hilfe. Aber er kann und will sich nicht helfen lassen. Ein furchterregender und sehr einsamer Zustand, wie ich finde. Psychische Erkrankungen sind heutzutage gut therapierbar – vorausgesetzt der Erkrankte ist einsichtig und möchte sich helfen lassen. Von einer Heilung kann man nur selten sprechen. Die Erkrankung bleibt latent, und damit besteht immer eine Möglichkeit des Rückfalls. Von dieser Schwierigkeit wollten wir erzählen.“

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