Schluss mit Male Validation: Finde deinen Wert in dir selbst
Wie sehr beeinflusst die Meinung von Männern dein Selbstwertgefühl? In diesem Artikel erfährst du, warum 'Male Validation' so prägend ist und wie du deinen eigenen Wert unabhängig davon findest.
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- Male Validation: Wo wir männliche Bestätigung im Alltag suchen
- Warum wir darauf konditioniert wurden, Männern zu gefallen
- Der Male Gaze: Frauen als Objekte in Medien und Gesellschaft
- Die Auswirkungen auf unser Selbstbild: Wie wir uns selbst durch den männlichen Blick sehen
- Wie du dich von männlichen Meinungen löst
Komplimente zu bekommen, ist meistens erst einmal etwas Schönes. Natürlich fühlt es sich gut an, bestätigt zu werden – sei es für unseren Look oder unsere Leistung. Aber was ist, wenn das eigene Selbstwertgefühl stark davon abhängt, wie Männer uns bewerten?
Laut der Therapeutin und Coachin Paulin Schöber ist die Suche nach männlicher Bestätigung („Male Validation“) tief in unserer Gesellschaft verankert, da sie seit tausenden von Jahren unsere patriarchale Gesellschaft prägt. Das ist uns häufig nicht einmal bewusst. In diesem Artikel erfährst du, was es mit der sogenannten „Male Validation“ auf sich hat und warum, und vor allem, wie du dich davon lösen kannst.
Male Validation: Wo wir männliche Bestätigung im Alltag suchen
Im Interview erklärt Frau Schöber mit Praxis für Psychotherapie & Coaching, dass die verinnerlichte Suche nach männlicher Bestätigung oft daran erkennbar ist, dass eigene Entscheidungen stark von der Reaktion von Männern abhängen. Egal, ob bewusst oder unbewusst, wird das eigene Verhalten danach ausgerichtet, was Männer attraktiv finden, um ihnen zu gefallen.
Ein Zeichen kann zum Beispiel sein, dass Lob, Aufmerksamkeit oder Interesse von Männern als Maßstab für den eigenen Wert gesehen wird. Auch Gefühle von Enttäuschung oder Unsicherheit, wenn diese Bestätigung ausbleibt, können laut Schöber darauf hindeuten, dass eine (unbewusste) Abhängigkeit von männlicher Anerkennung besteht.
Vielleicht kennst du eine der folgenden Situationen:
Du liebst Ballerinas, aber als du hörst, dass Männer diese Schuhe hässlich finden, verbannst du sie aus deinem Kleiderschrank.
Du hältst deine Gefühle vor Männern lieber zurück, wenn du wütend oder traurig bist, um nicht „zu emotional“ zu erscheinen.
Beim Essen bestellst du lieber einen Salat, weil du gehört hast, dass Männer Frauen mögen, die „leicht essen“, oder du verzichtest ganz darauf, weil du nicht „gierig“ wirken willst.
Du postest ein Selfie, und wenn ein Typ es liked oder kommentiert, fühlt es sich direkt wertvoller an als die Reaktionen von Freundinnen.
Du hältst dich bei Diskussionen mit Männern eher zurück, um nicht als „zickig“ oder „dominant“ zu gelten.
Diese kleinen Momente zeigen, in wie vielen Bereichen Frauen die männliche Bestätigung als erstrebenswert nahegelegt wird.
Warum wir darauf konditioniert wurden, Männern zu gefallen
Von klein auf lernen Frauen, dass ihr Wert stark mit ihrem Aussehen verknüpft sei – und dass es besonders darauf ankomme, Männern zu gefallen. Schon in der Kindheit lernen Mädchen, dass Schönheit wichtig zu sein scheint, haben Prinzessinnen als Vorbilder und Puppen als Spielzeug. Während Jungs häufiger für ihren Mut oder ihre Intelligenz gelobt werden, lernen Mädchen eher auf ihr Erscheinungsbild zu achten.
Das Bedürfnis nach männlicher Bestätigung zeigt sich unter anderem auch am Arbeitsplatz oder dem Klassenzimmer. Männer besetzen häufig Führungspositionen, sei es als Vorgesetzte oder Professoren, und die eigene berufliche Entwicklung kann stark davon beeinflusst werden, wie sie einen wahrnehmen und bewerten. ‚The Woodward Post‘ schreibt dazu: „Jahrhundertelang wurde Frauen gesagt, dass sie Männer zum Überleben brauchen, und heute wird ihnen gesagt, dass sie Männer zum Glücklichsein brauchen. Unsere Existenz in der Gesellschaft ist anscheinend vollständig von einem Mann und seiner Meinung abhängig.“
Der Drang nach Bestätigung resultiert unter anderem auch aus Kindheitserfahrungen, wie Darius Cikanavicius auf ‚PsychCentral‘ beschreibt. Wenn Kinder sich häufig abgelehnt oder entwertet fühlen, entwickeln sie eine verzerrte Selbstwahrnehmung und eine tiefe Angst vor Ablehnung. Dadurch neigen sie im Erwachsenenalter eher dazu, von der Meinung anderer abhängig werden.
Der Male Gaze: Frauen als Objekte in Medien und Gesellschaft
Auch in Filmen, Serien und Werbung werden Frauen häufig durch eine männliche Linse, den sogenannten Male Gaze, inszeniert. Diese männliche Brille ist sehr oberflächlich und stellt Frauen in erster Linie als „Love Interest“ oder nur als schmückendes Beiwerk für den Mann dar. Egal ob nach dem Aufwachen oder nach einer Zombieapokalypse, sind die Frauen immer top gestylt – wie in einer männlichen Fantasie eben. Durch den Male Gaze wird die Frau vom Subjekt zum Objekt degradiert. Was sie denkt und tut, ist in dieser Darstellungsform zweitrangig. Kurz gesagt: In vielen Filmen, Büchern und Serien werden Frauen zum betrachteten und bewerteten Objekt, während Männer die betrachtende und bewertende Rolle einnehmen.
Auch die Beauty- und Modeindustrie lebt von dem Streben nach männlicher Bestätigung, wie Baneen Talpur auf ‚University Express‘ beschreibt. Frauen wird vermittelt, dass sie sich rasieren, schminken oder bestimmte Outfits tragen sollten, um Männern zu gefallen. Selbst das Gegenteil – sich bewusst dezent zu schminken, weil „Männer natürliche Schönheit bevorzugen“ – kann letztlich ein Versuch sein, männlichen Erwartungen zu entsprechen, anstatt eigenen Vorlieben nachzugehen.
Die Auswirkungen auf unser Selbstbild: Wie wir uns selbst durch den männlichen Blick sehen
Viele Frauen betrachten sich durch die genannten Prägungen irgendwann selbst so, als würden sie von einem Mann beobachtet und bewertet werden. Das führt dazu, dass sie ihr Verhalten, ihr Aussehen und sogar ihre Entscheidungen im Alltag danach ausrichten, was als attraktiv, akzeptabel oder wünschenswert für Männer gilt.
Ob es darum geht, sich auf eine bestimmte Weise zu kleiden, um „nicht zu billig“ oder „nicht zu prüde“ zu wirken, in Gesprächen nicht „zu viel Raum“ einzunehmen oder sich in Beziehungen lieber zurückzuhalten, anstatt die eigenen Bedürfnisse zu priorisieren – all das sind Konsequenzen eines Blicks, der ursprünglich von außen kam, aber allmählich von innen heraus das eigene Denken beeinflusst.
Es geht bei männlicher Bestätigung also nicht nur darum, gefallen zu wollen – sondern vor allem auch darum, Männern nicht negativ aufzufallen. Wenn eine Frau zu laut oder fordernd ist, riskiert sie Ablehnung, wird im Zweifel als „bossy“ oder „anstrengend“ abgestempelt. Und wer sich bestimmten Erwartungen widersetzt, gilt schnell als „kompliziert“ oder „zu wählerisch“. Doch wenn du dich ständig anpasst, verlierst du dich selbst.
Wie du dich von männlichen Meinungen löst
Die systemische Therapeutin Paulin Schöber betont, wie wichtig es ist, das eigene Selbstwertgefühl aus inneren Quellen und nicht von externer Anerkennung abzuleiten. Ein stabiler, liebevoller Kontakt zu sich selbst führt laut der Psychologin zu einem Gefühl von Glück und Sicherheit. Auf lange Sicht fördert dies nicht nur mehr Selbstsicherheit, sondern auch bessere zwischenmenschliche Beziehungen und eine erfüllendere, selbstbestimmte Lebensgestaltung.
Um das konkret umzusetzen, haben wir fünf hilfreiche Tipps zusammengestellt:
1. Hinterfrage deine Denkmuster
Eine Strategie ist laut Schöber, die eigenen Werte, Interessen und Ziele unabhängig von männlicher Meinung zu definieren und zu hinterfragen, warum dir bestimmte Bestätigungen wichtig sind. Die Reflexionsfrage der Coachin lautet: „Würde ich das Gleiche tun, tragen oder sagen, wenn keine männliche Person anwesend wäre?“
Hinterfrage also, ob deine Entscheidungen wirklich aus eigenem Antrieb oder aus dem Wunsch nach externer Anerkennung entstehen. Welche Überzeugungen hast du möglicherweise übernommen? Manchmal gibt es unterschwellige Glaubenssätze wie „Als Single-Frau bist du weniger wert“. Diese können wir bewusst mit Gegenargumenten ersetzen. Die Therapeutin rät außerdem zu Journaling oder Meditation, da diese Methoden helfen können, deine wahren Bedürfnisse zu erkennen.
2. Lies Bücher zu dem Thema
Zunächst ist es wichtig zu erkennen, dass man sich als Frau für das Bedürfnis nach männlicher Bestätigung nicht schämen muss. Wir leben in einer Welt, die enormen Druck auf Frauen ausübt. Es ist eben nicht deine Schuld, dass du dich nach Bestätigung sehnst, um dich gut zu fühlen.
Feministische Bücher wie „Frauen schulden dir gar nichts“ („Women don’t owe you pretty“) von Florence Given oder auch „Sorry not sorry: Über weibliche Scham“ von Anika Landsteiner können dabei helfen, eine neue Perspektive zu finden. Sprich mit den Frauen in deinem Leben über das Thema. Ein offener Austausch kann sehr empowernd sein.
3. Nimm dir ein eigenes Projekt vor
Lenke deinen Fokus auf Dinge, die dich langfristig gut fühlen lassen. Das kann ein sportliches Ziel sein oder eine andere Herausforderung, die du schon lange aufschiebst. Starte ein Herzensprojekt und hör auf deine innere Stimme: Wenn du einen Podcast über Fast-Fashion starten willst, tu es. Wenn du einen Marathon laufen willst, dann fang mit dem Training an. Diese Dinge geben dir nämlich Bestätigung, die von dir selbst ausgeht.
Führe dazu eine Liste deiner Erfolge, egal wie klein sie erscheinen. So lernst du, deinen Wert selbst zu erkennen, statt auf Bestätigung zu warten.
4. Besinne dich auf deine innere Stärke
Laut der Therapeutin und Coachin Paulin Schöber ist es hilfreich, Selbstliebe und Selbstfürsorge zu kultivieren. Um dich auf deine inneren Qualitäten und Besonderheiten zu fokussieren, kannst du dir hierzu eine Liste mit deinen inneren Stärken schreiben, z.B.:
„Es ist ein Privileg mit mir Zeit zu verbringen, da man mit mir über alles reden kann“.
„Mit mir hat man immer etwas zu lachen.“
„Ich kann gut zuhören und helfe meinen Freund*innen immer weiter.“
Du kannst dir alternativ auch einen Brief schreiben, in dem du festhältst, was du an dir selbst schätzt. Gönn dir regelmäßig kleine Aufmerksamkeiten – sei es ein Strauß Blumen oder ein Geschenk an dich selbst zum Geburtstag. You can buy yourself flowers!
5. Stärke deine Beziehungen zu anderen Frauen und dir selbst
Baue dir ein Umfeld auf, das dich für das schätzt, was du bist, und nicht nur für das, was du für andere tust. Fokussiere dich auf deine Freundinnen und allgemein deine Beziehungen zu anderen Frauen. Du wirst merken, dass die romantische Liebe zu einem Mann nicht die wichtigste Art von Verbindung ist, auch, wenn das gesellschaftlich oft so suggeriert wird.
Frau Schöber betont zudem, dass du dir selbst liebevoll begegnen solltest. Ersetze Selbstkritik durch Selbstmitgefühl. Sprich mit dir selbst so, wie du mit einer guten Freundin sprechen würdest.
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Paulin Schöber ist eine Therapeutin in Hamburg, die sich auf die Therapie für Frauen spezialisiert hat. Als zertifizierte systemische Therapeutin und Traumatherapeutin legt sie besonderen Wert auf die Arbeit mit dem sogenannten „Inneren Kind“ und generationsübergreifende Zusammenhänge, um nachhaltige Veränderungen in verschiedenen Lebensbereichen zu ermöglichen. Mehr Informationen.