„Wer bin ich?“

Selbstfindung: Mit welchen Maßnahmen du deinem wahren Ich näherkommen kannst

Wer bin ich? Eine simple Frage, die doch schwer zu beantworten ist. Wieso Selbstfindung wichtig ist und wie du dir selbst, deinem Sinn und wahren Ich näherkommen kannst.

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Im Leben gibt es immer wieder Momente, in denen wir uns fragen: Wer bin ich eigentlich? Was ist mein Sinn? Woran glaube ich? Was macht mich aus? Bin ich die Person, die ich sein will? Fragen, die nicht immer so leicht zu beantworten sind. Auch können sich die Antworten auf die Fragen im Laufe des Lebens verändern.

Wieso es wichtig ist, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen, was Selbstfindung eigentlich bedeutet und welche Maßnahmen dir bei deinem individuellen Weg zu dir selbst helfen können.

Selbstfindung: Das versteht man darunter

Die Zusammensetzung des Wortes „Selbstfindung“ suggeriert, dass es dabei darum geht, sich selbst zu finden. Und das stimmt auch. Jedoch legt das auch nahe, dass man bei der Selbstfindung zu einem klaren Ergebnis kommen muss, nämlich dem Finden des Selbst. Doch so einfach ist es nicht.

Vielmehr geht es bei der Selbstfindung um den Versuch, sich selbst näherzukommen, indem man sich bewusst mit Fragen dazu beschäftigt. Wichtig ist also nicht, dass man zu einer „Lösung“ bzw. einer in Stein gemeißelten Antwort kommt.

Hier trifft es wohl die Aussage „Der Weg ist das Ziel“ ganz gut. Der Prozess der Selbstfindung kann mehr als eine Reise, anstelle eines Zieles angesehen werden.

Ursprünglich kommt der Begriff aus dem Bereich der Entwicklungspsychologie. Demnach geht man davon aus, dass wir uns seit unserer Pubertät die Frage stellen, wer wir sind, was wir erreichen wollen und was uns von anderen unterscheidet.

Im Laufe unseres Lebens begegnen uns diese Fragen immer wieder. Meist ist das Thema dann besonders präsent, wenn man in einer Krise steckt und Orientierung sucht. Das kann zum Beispiel mit dem Ende einer Beziehung oder Unzufriedenheit im Job zusammenhängen.

Wenn wir zweifeln, nicht wissen, wo unser Platz ist, dann ist das Bedürfnis nach Identität und einem Sinn besonders groß.

Selbstfindung und Identität – Worin liegt der Unterschied?

Wenn man von Selbstfindung spricht, dann liegt es nahe, sich auch mit dem Begriff der Identität zu beschäftigen. Ist Identität nicht vielleicht auch ein Teil dessen, was man bei der Selbstfindung „sucht“? Oder ist Identität vielleicht eher das, was sowieso schon da ist und worauf die Selbstfindung aufbaut? Eine richtige Antwort darauf gibt es nicht.

Der Duden beschreibt Identität als „Echtheit einer Person oder Sache; völlige Übereinstimmung mit dem, was sie ist oder als was sie bezeichnet wird“. Die Identität ist also, wer wir sind. Aber was genau bedeutet das?

Der Soziologe und Pädagoge Lothar Friedrich Krappmann stellte folgende Theorie auf: „Identität ist die Leistung, die das Individuum als Bedingung der Möglichkeit seiner Beteiligung an Kommunikations- und Interaktionsprozessen zu erbringen hat.“ Demnach ist Identität keine statische, von Geburt an vorhandene Eigenschaft des Menschen, sondern etwas Veränderbares, das sich ständig weiterentwickelt.

„Immer wieder hatte ich mich gewundert, wie sich das Gefühl für die eigene Person verändern kann“
Psychologin und Psychotherapeutin Eva Jaeggi

Mit diesem und weiteren Ansätzen der Identitätsforschung beschäftigte sich unter anderem auch die Psychologin und Psychotherapeutin Eva Jaeggi in ihrem Buch „Wer bin ich? Frag doch die anderen!: Wie Identität entsteht und wie sie sich verändert“.

„Immer wieder hatte ich mich gewundert – in langen Therapien, in Freundschaften und Supervisionen –, wie sich das Gefühl für die eigene Person verändern kann, wie sich die Identität durch Beruf oder Status oder Alter durch neue Beziehungen neu formieren kann – allerdings eben doch nicht ganz und gar neu, sondern sozusagen als alte Identität, die transformiert wird, ohne dass man sie ganz aufgeben kann“, heißt es im Vorwort.

Was ist Identität? Eine persönliche Einschätzung

Auch ich habe mich erst kürzlich mit Freund*innen über diese Frage unterhalten. Wir alle hatten unterschiedliche Vorstellungen von dem, was Identität bedeutet. Eine Rolle spielt sicherlich das Umfeld, in dem wir aufgewachsen sind, wie unsere Kindheit verlaufen ist und generell alle Erfahrungen, die wir in unserem Leben gemacht haben.

Ist Identität also veränderbar? Oder bleibt sie stets gleich? In der Diskussion mit meinen Freund*innen gingen die Meinungen auseinander. Ich glaube, sie ist veränderbar. Schließlich prägen uns alle Veränderungen in unserem Leben. Wenn ich einen neuen Menschen kennenlerne, kann mich dieser inspirieren und zum Nachdenken anregen und vielleicht habe ich dann den Wunsch, etwas an mir zu verändern.

Andere Aspekte unserer Identität, wie beispielsweise unsere Herkunft, sind nicht veränderbar. Und auch unsere wesentlichen Charakterzüge werden sich vermutlich nicht von heute auf morgen drastisch verändern. Aber ich denke, dass wir uns durchaus weiterentwickeln können.

Für mich besteht Identität aus zwei Ebenen. Die Ebene, die durch unser soziales Umfeld und die Gesellschaft beeinflusst wird und die Ebene, die wir selbst in uns gestalten. Damit meine ich eine innere Stimme, die genau weiß, wer ich bin und was ich will. Das ist meine persönliche Sicht auf das Thema Identität.

Doch wie hängt es nun mit der Selbstfindung zusammen? Ich glaube, nicht immer wissen wir, wer wir sind und was unsere Identität eigentlich aussagt. Doch das heißt nicht, dass sie nicht vorhanden ist. Es geht darum, zu sich selbst (zurück) zu finden.

Denn wenn wir uns nicht damit beschäftigen, wer wir sind und was wir vom Leben wollen, dann verpassen wir womöglich wunderbare Chancen.

Wer bin ich? – Warum Selbstfindung wichtig ist

Häufig wird das Wort Selbstfindung in einem beruflichen Kontext genutzt. Wenn es darum geht, den richtigen Job zu finden oder den Job zu wechseln, ist es schließlich sinnvoll sich mit sich selbst zu beschäftigen. Was ist dir bei einem Job wichtig? Steht vielleicht die finanzielle Sicherheit im Vordergrund oder ist es dir wichtiger, etwas zu machen, was dir wirklich Spaß macht? Und wenn ja, was wäre das?

Doch nicht nur beruflich kann uns das Beschäftigen mit uns selbst voranbringen. Gerade im privaten Bereich ist Selbstfindung ein wichtiger Prozess. Wenn du dich regelmäßig selbst reflektierst, kannst du viel lernen und dadurch nicht nur im Leben vorankommen, sondern auch gelassener, zufriedener und glücklicher werden.

Selbstfindung bedeutet auch, sich seinen eigenen Grenzen und Bedürfnissen bewusst zu werden und sich dann für diese einzusetzen. Es kann auch bedeuten, dich von den Meinungen anderer freizumachen. Und so sich selbst, seinen Wünschen, Ängsten und Hoffnungen näherzukommen. Und das ist immer bereichernd. 

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Doch wie funktioniert das nun? Wie „geht“ Selbstfindung? Hier findest du einige Tipps und Vorschläge, die dich bei deinem Weg der Selbstfindung unterstützen können.

Selbstfindung: 10 Tipps, um deinem wahren Ich näherzukommen

Dass es bei der Selbstfindung viel um die Frage „Wer bin ich?“ geht, ist nun sehr offensichtlich. Doch das bedeutet nicht, dass man sich jeden Tag diese Frage stellen muss. Vielmehr geht es darum, dir Zeit für dich selbst zu nehmen und so herauszufinden, wer du bist und was dir wichtig ist.

Es kann natürlich helfen, sich gezielte Fragen zu stellen. Genauso erleuchtend kann es aber auch sein, still zu werden, in sich hineinzuhören und möglicherweise darüber zu staunen, welche Themen dann in dir hochkommen.

Diese 10 Tipps können dir helfen, zur Ruhe zu kommen, dich mit dir selbst zu beschäftigen und deinem „wahren Ich“ und den Fragen der Selbstfindung näherzukommen:

Artikelbild und Social Media: Jasmina007/iStock