Vorspiel beim Sex: 5 Argumente und heiße Ideen für mehr Intimität

Beim Vorspiel denkst du nur ans Küssen, Berühren und Ausziehen? Quasi eine zehnminütige Aufwärmphase, bevor es zur Sache geht? Warum das lange nicht reicht, das Vorspiel schon außerhalb des Schlafzimmers beginnen sollte und wie es nicht nur euren Sex, sondern auch eure Beziehung verbessert, erfährst du hier!

Der Gynäkologe William Masters und die Wissenschaftlerin Virginia Johnson untersuchten schon in den 1950er Jahren das menschliche Sexualverhalten. Sie definierten das Vorspiel knapp als "Antörnen" oder die "Erregungsphase". Die Enzyklopädie der Sexualpsychologie und des Sexualverhaltens hingegen beschreibt das Vorspiel als "emotionale und körperlich intime Handlungen, die von einer oder mehreren Personen ausgeführt werden, um sexuelle Erregung und den Wunsch nach sexuellen Aktivitäten hervorzurufen".

Die Sexualpädagogin und Sexualberaterin Gianna Bacio plädiert hingegen dafür den Begriff "Vorspiel" zu streichen. Ihrer Meinung nach würde dieser Name implizieren, dass das Vorspiel beim Sex einen geringeren Stellenwert habe oder nur etwas sei, dass schnell abgehakt werden müsse, damit endlich losgelegt werden kann. Dass es dabei um so viel mehr gehe und viele Frauen ohne zusätzliche sexuelle Handlungen, wenig Chancen auf einen Orgasmus hätten, werde dadurch ausgeklammert. Statt "Vorspiel" sei der Name "Outercourse" geeigneter. Dann würde man damit einfach alles einschließen, was vor und nach der Penetration (Intercourse) geschehe. Das alles gehört schließlich zum Sex dazu!

Selbstverständlich kann man das Vorspiel überspringen. Was dir und deiner*m Partner*in beim Sex gefällt, entscheidet ihr selbst. Hauptsache alle Seiten sind damit einverstanden.

Achtet aber darauf, dass ihr das Vorspiel nur überspringen könnt, wenn die Frau auch erregt und vor allem feucht genug ist, um direkt loszulegen. Das ist bei jeder Frau unterschiedlich und hängt teilweise auch von den Zyklusphasen ab. Wenn ihr diesen Punkt vernachlässigt, kann der Sex für die Frau auch wirklich schmerzhaft sein. Entscheidet daher also gerne je nach Situation, ob ihr das Vorspiel überspringen könnt oder nicht. Schließlich sollen beide Parteien Spaß am Sex haben können.

Wenn euch beispielsweise gerade nach einem Quickie ist, bietet es sich schon eher an, das Vorspiel wegzulassen – wenn es passt.

Andererseits sprechen auch viele Gründe dafür, das Vorspiel ausgiebig zu genießen. Die Medizinerin Adena Galinsky von der University of Chicago erforschte zum Beispiel, welche positiven Effekte das Vorspiel auf sexuelle Körperfunktionen haben kann. Der Journalist Arne Hoffmann erläutert Galinskys Ergebnisse in seinem Sexratgeber "Vorspiel. Du wirst das Vorspiel mit anderen Augen sehen" (vgl. S. 10 f.): "Hier zeigte sich, dass Störungen in den [...] Bereichen [Erektionen und Orgasmen] sehr viel häufiger waren (doppelt so häufig bei Frauen und dreimal so häufig bei Männern), wenn das Vorspiel wegfiel. Der Unterschied blieb auch dann noch deutlich, als Galinsky alle anderen möglichen Einflüsse wie körperliche Gesundheit, Stress und Alter herausrechnete. In einer weiteren Studie berichteten Paare, die den Geschlechtsverkehr mit mindestens sechs Minuten Vorspiel einleiteten, häufiger darüber, sich 'sexuell sehr befriedigt' zu fühlen."

Aber es gibt natürlich noch weitere Argumente für das Vorspiel:

1. Durch das Vorspiel kannst du deine*n Partner*in auf sexueller sowie auf Gefühlsebene besser kennenlernen, indem ihr eure Reaktionen auf Berührungen an verschiedensten Stellen beobachtet.

2. Ihr stärkt eure Beziehung durch aufmerksame Zuneigungsbeweise, wenn ihr euch extra Zeit nehmt, um einander zu verwöhnen.

3. Das Vorspiel eignet sich ideal dazu Neues auszuprobieren, wie den Einsatz von unterschiedlichen Sextoys oder auch Petting, Telefonsex oder Sexting. Die Sexfluencerin Gianna Bacio betont in ihrem Buch "Love Your Sex. Für ein entspanntes Liebesleben" , dass dies übrigens auch Spielarten seien, die allein vollwertig für sich stehen könnten und ganz wunderbar ohne Penetration auskommen würden (vgl. S. 41).

4. Das Vorspiel vergrößert für Frauen die Chance auf einen Orgasmus. Generell werde Sex, bei dem Penetration keine oder nur eine untergeordnete Rolle spiele, von Frauen als befriedigender erlebt, erläutert Gianna Bacio (vgl. Love Your Sex, S. 41). "Zumal festgestellt werden konnte, dass vaginaler Sex allein oftmals nicht ausreicht, um als Frau einen Höhepunkt zu erleben", führt die Sexualberaterin aus. US-Forscher bestätigten, dass Frauen eine höhere Chance auf einen Orgasmus haben, wenn ihre letzte sexuelle Begegnung neben der vaginalen Penetration auch tiefe Küsse, Genitalstimulation mit der Hand und Oralsex beinhalteten. Mehr dazu kannst du in diesem Artikel nachlesen: 6 Sexstellungen für Frauen, die mehr als Penetration für einen Orgasmus brauchen

5. Wenn ihr es langsamer angeht, habt ihr die benötigte Zeit, um bewusster wahrzunehmen, was ihr körperlich empfindet. "Die Genitalien und die entsprechenden Nervenbahnen können sich besser auf das einstellen, was gleich auf sie zukommt." (vgl. Arne Hoffmann: Vorspiel, S. 13 f.) Vor allem unsere Gedankenwelt sollte dabei nicht vernachlässigt werden, denn das Gehirn sei unser größtes Sexualorgan: "Es steuert Erregung, Emotionen und Lust und ist sogar dazu fähig, auch ohne den Einfluss äußerer Reize erotische Phantasien auszulösen. Zudem übernimmt unsere Liebes-Zentrale im Kopf die Regulation der Hormone, die maßgeblich an unserem Sexualverhalten beteiligt sind." Heißt: Wer sich auch gedanklich voll und ganz auf die Situation einlassen kann, hat besseren Sex.

Da gehen die Meinungen auseinander. Tendenziell ist die Antwort allerdings: Je länger, desto besser. Die Forscherinnen Andrea Miller und Sandra Byers untersuchten allerdings die tatsächliche und erwünschte Dauer des Vorspiels und Geschlechtsverkehrs. Sie fanden heraus, dass sich die meisten Befragten ein mindestens 20-minütiges Vorspiel wünschten, stattdessen aber oft nur rund zehn Minuten damit verbrachten.

Die Sexfluencerin Gianna Bacio, rät dazu, dass das Vorspiel nach dem Sex bereits wieder beginnen könne:

Das A und O an diesem Punkt ist zunächst Kommunikation. Hast du bereits deinen Wunsch für ein längeres Vorspiel gegenüber deiner*m Partner*in geäußert? Wenn nicht, rede mit ihr*ihm darüber und erkläre ihr*ihm, warum du mehr Zeit brauchst und was du dir wünscht.

Auch Gianna Bacio schreibt (vgl. Love Your Sex, S. 29), "dass konstruktive (!) Gespräche und die Bereitschaft, etwas zu verändern, Gold wert sind und dass die Vorstellung, guter Sex ergäbe sich von allein, utopisch ist". Sexuelle Probleme könnten durch Zuwendung und Hingabe überwunden werden, führt sie aus.

Wenn du durch Berührungen bei deiner*m Partner*in möglichst starke Empfindungen hervorrufen möchtest, kannst du dich an den erogenen Zonen von Frauen bzw. an denen von Männern orientieren: "An der betreffenden Stelle laufen besonders viele Nervenenden zusammen, deshalb ist sie besonders sensibel", erklärt Arne Hoffmann in seinem Buch (vgl. Vorspiel, S. 49). "Beispielsweise könnte man hier an die Stelle direkt über dem Hintern oder an den G-Punkt an der Innenwand der Vagina denken. Ein anderer Grund dafür, dass eine Stelle besonders auf Berührungen reagiert, kann aber auch sein, dass sie solche Berührungen kaum gewohnt ist, weil sie durch ihre Lage stark davor geschützt ist. Hier sind etwa die Innenseiten der Oberschenkel [...] ein gutes Beispiel." Natürlich hat aber jede*r andere Körperstellen an denen sie*er besonders gerne berührt wird. Hier hilft es auch wieder, wenn ihr darüber sprecht.

Während des Vorspiels einen Orgasmus zu haben, ist doch tendenziell kein Problem beziehungsweise für viele Frauen, die allein durch die Penetration der Vagina durch den Penis keinen Orgasmus bekommen können, sogar Ziel des Ganzen. Und aus Männersicht: Dann widme dich deiner*m Partner*in einfach etwas ausführlicher, bis du wieder fit für die nächste Runde bist!

Für ein leidenschaftlicheres Vorspiel, könntet ihr mal etwas Neues ausprobieren, um es durch Abwechslung spannend zu halten oder euch etwas von den unten stehenden Ideen abschauen. Aber behaltet auch Gianna Bacios Rat im Kopf (vgl. Love Your Sex, S. 242): "Beim Sex geht es nicht darum, eine möglichst gute Performance abzuleisten, sondern darum, eine schöne, intime Zeit zu verbringen."

1. Sexting: Beginnt das Vorspiel gerne so früh wie möglich und steigert so die Vorfreude – vielleicht schon morgens nachdem ihr das Haus verlasst via Text Message. Hier findest du Beispiele und Tipps für heiße Chats, mit denen du die sexuelle Spannung zwischen euch so richtig aufheizen kannst.

2. Geht zusammen duschen: Wascht den stressigen Tag ab, seift einander ein und macht einander Lust auf mehr. Oder versucht es mit Sex in der Badewanne: So wird es zu einem unvergesslichen Erotik-Erlebnis!

3. Nutzt Sextoys: Versucht euch doch mal zusammen an einem neuen Sextoy. Vielleicht habt ihr bislang auch noch keine Toys benutzt. Dann sind die besten Sexspielzeuge für Anfänger etwas für euch.

4. Startet das Vorspiel außerhalb des Schlafzimmers: Die Sexologin Dr. Emily Morse hat ein paar anregende Tipps parat: "Wartet nicht, bis ihr im Schlafzimmer seid. Beginnt schon vorher mit dem Vorspiel. Küsst euch zum Beispiel im Auto auf dem Weg nach Hause. Überrasche deine*n Partner*in, indem du dich von hinten anschleichst und sie*ihn im Nacken küsst, während sie*er in der Küche den Abwasch macht. Oder startet das Vorspiel in der Garage, im Garten oder auf der laufenden, vibrierenden Waschmaschine."

5. Massiert euch: Dazu eignen sich Massageöle oder erotische Duft- und Massagekerzen ideal. Dadurch entspannt ihr euch und stimuliert gleichzeitig euer Nervensystem. Hier findest du mehr Tipps und Ideen für sinnliche Liebesmassagen, mit denen ihr euch in Stimmung bringen könnt.

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