Zuckerallergie?

Zuckerintoleranz: Wenn du plötzlich keinen Zucker mehr verträgst

Gibt es eine Zuckerallergie? Nicht ganz: Zumindest existiert eine Zuckerintoleranz, an der immer mehr Menschen erkranken. Symptome, Ursachen und Infos zur Zuckerunverträglichkeit, erfährst du hier!

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Ein bisschen Popcorn naschen, ein Dessert genießen, sich den Stress von der Seele naschen - all das ist für Menschen mit Zuckerintoleranz unmöglich.

Die umgangssprachlich (fälschlicherweise) als Zuckerallergie bezeichnete Unverträglichkeit schränkt Betroffene in ihrem Alltag streng ein. Denn nicht nur in Schokolade, Kuchen und Keksen ist Zucker enthalten. Auch Fertiggerichten und Light-Produkten wird Zucker als Geschmacksverstärker und / oder Konservierungsmittel beigefügt.

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Zuckerintoleranz: Das sind die Symptome

Die medizinische Bezeichnung Zuckerintoleranz ist ein Überbegriff für 6 Krankheiten: Laktoseintoleranz, Saccharoseintoleranz, Fruktosemalabsorbtion, hereditäre Fruktoseintoleranz, Sorbitintoleranz und Galactoseintoleranz. Zu den Symptomen dieser Zuckerintoleranzen gehören:

  • Blähungen
  • Blähbauch, Völlegefühl
  • Schlafstörungen
  • Bauchschmerzen
  • Schwindel
  • Übelkeit, Erbrechen
  • Kopfschmerzen
  • Herzrasen
  • Tinnitus
  • Darmpilze
  • Reizdarm
  • Reizblase
  • starkes Schwitzen
  • Mangel an Magensäure
  • Schluckbeschwerden
  • Aufstoßen
  • Mitursache von Depressionen

Zuckerintoleranz: Bist du allergisch auf Zucker?
Zuckerintoleranz: Bist du allergisch auf Zucker? Foto: iStock

Saccharoseintoleranz: Wenn Haushaltszucker zum Gift wird

Saccharose ist der handelsübliche Haushaltszucker. Wer Saccharose nicht verträgt, leidet an Bauchschmerzen, Magenkrämpfen, Durchfall und Erbrechen, sobald er zuckerhaltige Produkte isst. Betroffenen fehlt ein spezielles Enzym (Sucrase-Isomaltase) im Dünndarm, welches Haushaltszucker zu Traubenzucker aufspalten kann. Dadurch gelangt der unverarbeitete Haushaltszucker in den Dickdarm und verursacht die Schmerzen, Krämpfe und weitere Symptome.

Saccharoseintoleranz ist eine Stoffwechselkrankheit, die in der Regel vererbt wird, aber auch in Folge einer Darmentzündung oder Glutenunverträglichkeit auftreten kann. Sie zeigt sich schon bei Kindern im Alter von sechs Monaten, wenn sie zum ersten Mal Beikost erhalten. Ob man tatsächlich an einer Saccharoseintoleranz leidet, kann nur ein spezieller Test zeigen. Die Diagnose erfolgt durch eine Dünndarmbiopsie oder einen Wasserstoffatemtest.

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Betroffene müssen die Saccharose in Lebensmitteln durch Traubenzucker, Milchzucker (Laktose) oder Fruchtzucker (Fruktose) ersetzen.

Laktoseintoleranz: Wenn Milchzucker gefährlich wird

Am meisten verbreitet ist die sogenannte Laktoseintoleranz. An ihr leiden rund 15 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung. Sie beschreibt die Unverträglichkeit von Milchzucker. In diesem Fall fehlt den Betroffenen das Enzym Laktase, welches die in Milch und Milchprodukten enthaltene Laktose verdaulich macht. Bleibt die Laktose unverarbeitet im Körper, wird sie von Dickdarmbakterien vergoren, wodurch Milchsäure (Laktat) und Gase (Methan und Wasserstoff) entstehen. Dadurch kommt es zu den typischen Symptomen wie Bauch- und Gliederschmerzen, Müdigkeit, Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, depressive Verstimmungen, Schweißausbrüchen, Akne und Nährstoffmangel.

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Die Unverträglichkeit von Milchzucker kann angeboren sein, ebenso aber auch im Laufe des Lebens entstehen, etwa durch Darmerkrankungen, Mangelernährung oder erhöhter Alkoholkonsum. Die Diagnose kann u.a. durch einen Atem-, Gen- oder Bluttest, aber auch durch eine Dünndarmbiopsie erfolgen.

Laktoseintoleranz ist nicht heilbar. Allerdings können Betroffene das fehlende Enzym Laktase in Tablettenform einnehmen. Auch der Verzicht auf laktosehaltige Lebensmittel (neben Milchprodukten auch häufig in Fertiggerichten, Gewürzmischungen, Fleischwaren, Tütensuppen, Schokolade etc. enthalten) wird Betroffenen empfohlen.

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Sorbitintoleranz: Wenn ein Zuckeraustauschstoff Probleme macht

Sorbit (auch Sorbitol genannt) ist ein Zuckeralkohol, der zahlreichen industriell hergestellten Lebensmitteln beigefügt wird. Auf Verpackungen wird er deklariert als E 420 (weitere als E 432 bis E 436 sowie E 491 bis E 495). Sorbit ist nur etwa halb so süß wie üblicher Haushaltszucker (Saccharose).

Sorbit wurde einst aus der Vogelbeere gewonnen, die bis zu 12 Prozent des Zuckeralkohols enthält. Auch Birnen, Pflaumen, Äpfel, Aprikosen und Pfirsiche haben einen hohen Sorbitgehalt. Inzwischen wird Sorbit meist aus dem Traubenzucker der Mais- und Weizenstärke gewonnen. In diesem Fall ist die Rede von Stärkeverzuckerung.

Da für die Verdauung von Sorbit kein Insulin benötigt wird, kommt es häufig bei Diabetikerlebensmitteln und Light-Produkten zum Einsatz. Ebenfalls genutzt wird Sorbit als Feuchthaltemittel, etwa in Senf, Mayonnaisen, Toast und Pralinenfüllungen. In der EU herrscht kein Grenzwert für den Zuckeralkohol, obwohl er nachgewiesenermaßen in großen Mengen zu Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfall führt. Lebensmittel, die viel Sorbit enthalten, müssen allerdings mit der Warnung "Kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken" versehen sein.

Wer an Sorbitintoleranz leidet, zeigt Symptome wie Durchfall, Blähbauch, Übelkeit und Bauchschmerzen. Während bei gesunden Menschen Sorbit durch die Darmwand ins Blut aufgenommen und in der Leber abgebaut wird, lässt bei Sorbitintoleranten der Darm den Stoff nicht durch. So bleibt der Zuckeralkohol im Darm, wo ihn Darmbakterien zu Gasen und somit den üblichen Beschwerden verarbeiten. Eine Diagnose, ob tatsächlich eine Sorbitintoleranz vorliegt, kann über einen Atemtest erfolgen.

Betroffene sollten sorbithaltige Lebensmittel meiden - auch zuckerfreie Kaugummis, Bonbons und Trockenobst. Auch Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel können Sorbit enthalten.

Übrigens: Auch Menschen mit Fruktose-Intoleranz sollten Sorbit-Produkte meiden, da Sorbit die Fruktoseintoleranz noch verstärkt.

Intestinale Fruktoseintoleranz: Wenn Fruchtzucker Schmerzen verursacht

Die sogenannte Intestinale Fruktoseintoleranz (IFI) ist die häufigste Furchtzuckerunverträglichkeit. Durch die Zunahme der Fruktosemenge in Lebensmitteln, ist auch die Anzahl der Menschen gestiegen, die unter Fruktoseintoleranz leiden. Studien haben gezeigt, dass etwa ein Drittel aller Menschen Symptome einer Fruchtzuckerunverträglichkeit aufzeigen, wenn sie 25 Gramm Fruchtzucker zu sich nehmen.

Bei Menschen mit Fruktoseintoleranz funktioniert jenes Protein (GLUT-5) nicht richtig, welches den Fruchtzucker im Körper transportiert. Zudem liegt in der Regel auch eine Darmstörung bei Betroffenen vor. Eine IFI kann vorübergehend bestehen (häufig im Kindesalter) oder z.B. nach Darminfektionen oder Antibiotika-Einnahmen zustande kommen.

Verzehren Betroffene weiterhin Fruktose, kann auf Dauer die Darmflora geschädigt werden, sodass es zum Reizmagen bzw. -darm kommt. Hinzu kommen die gängigen Symptome wie Bauchschmerzen, Völlegefühl, Verstopfung oder Durchfall. Auch Müdigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit und Sodbrennen können symptomatisch für eine Fruktoseintoleranz sein. Fataler Nebeneffekt: Durch die gestörte Darmfunktion kann auch die Aufnahme wichtiger Aminosäuren - wie z.B. Tryptophan - ins Stocken geraten. Das wiederum kann zum Serotoninmangel führen und somit psychische Krankheiten wie etwa Depressionen fördern. Auch ein Mangel an Folsäure (Vitamin B9) und Zink ist als Begleiterscheinung der IFI möglich.

Fructose: Wie gesund ist Fruchtzucker?

Eine Diagnose dieser Fruktoseintoleranz erfolgt durch einen Atem- oder Blutzuckertest. Zur Zeit existiert kein Heilmittel gegen IFI. Betroffene sollten Lebensmittel, die Fruktose enthalten meiden, wie z.B. Früchte oder Hülsenfrüchte.

Hereditäre Fruktoseintoleranz: Fruchtzucker führt zu Unterzuckerung

Die Hereditäre Fruktoseintoleranz (HFI) kommt viel seltener vor, als die IFI. Bei dieser Krankheit ist der Fruktosestoffwechsel im Körper gestört. Diese Variante der Fruktoseintoleranz wird vererbt, da es sich ursächlich um eine Genmutation handelt.

Bei der HFI kann Fruchtzucker aufgrund eines Enzymdefekts in der Leber nicht ausreichend abgebaut werden, sodass er sich in den Zellen ansammelt. Das führt wiederum zu einer Störung des Glukose-Stoffwechsels, welcher Unterzuckerung verursacht. Eine eindeutige Diagnose erfolgt durch eine Biopsie (Leber, Nieren oder Dünndarm) oder einen Gentest.

Symptome der Heridären Fruktoseintoleranz sind u.a. Erbrechen, Gerinnungszustände und Schockzustände. Betroffene müssen auf Obst und Gemüse vollständig verzichten, die benötigten Vitamine anderweitig aufnehmen.

Galaktoseintoleranz: Wenn zu viel Einfachzucker im Blut verbleibt

Galaktose ist Einfachzucker. Er wird als Nahrungsergänzungsmittel und als Zuckerersatz verwendet.

In der Regel wird er - wie Sorbit - vom Dünndarm aufgenommen und über das Blut in die Leber geleitet, wo es mit einem bestimmten Enzym (α-Galactosidase) verarbeitet wird. Ist dieses Enzym defekt, kann Galaktose nicht verarbeitet werden und sammelt sich im Blut und in den Zellen an. Diese erbliche Stoffwechselkrankheit wird auch als Galactosämie bezeichnet. Erkrankte Säuglinge können an Leberfunktionsstörungen, Gelbsucht und Apathie erkranken, wenn ihnen Galaktose zugeführt wird.

Eine Diagnose erfolgt häufig per Bluttest. Wird eine Galaktoseintoleranz festgestellt, sollten Betroffene auf galactosehaltige Lebensmittel verzichten. Galaktose ist z.B. in Obst, Gemüse, Milchprodukten (auch Muttermilch!) sowie laktosefreien Milchprodukten enthalten.

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