Das erste Lebensjahr

Baby schnarcht: Ist das normal oder muss ich zum Arzt gehen?

Wenn ein Baby schnarcht, hat das meistens natürliche Ursachen. Aber wann sollten Eltern mit ihrem Kind zum Arzt gehen?

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Bei Erwachsenen nervt es uns in der Regel, doch liegt unser Baby schnarchend neben uns, kann das mitunter ziemlich niedlich sein. Allerdings nur, wenn es uns selbst nicht vom Schlaf abhält oder wir uns Sorgen machen, weil das Baby über einen längeren Zeitraum regelmäßig Schnarchgeräusche von sich gibt.

Die Ursachen für das Schnarchen deines Babys können ganz unterschiedlich sein. Wir klären die wichtigsten Fakten und sagen dir, wann du mit deinem Baby zum Arzt gehen solltest.

Ist es normal, dass das Baby schnarcht?

Laut des Verbands Pneumologischer Kliniken e.V. (VPK) schnarchen etwa 7 Prozent aller Kinder regelmäßig in der Nacht. Die Ursache dafür ist in der Regel unbedenklich. Doch manchmal stecken ernstzunehmende Gründe dahinter – und ein Arztbesuch ist sinnvoll.

Schnarcht dein Baby, ist die Ursache dafür meist harmlos. "Bei Säuglingen und Kleinkindern können leichte Schnarchgeräusche auf Grund einer noch nicht vollständig entfalteten Schleimhautfalte im Rachen auftreten", so der VPK. Das Schnarchen gehe nach einiger Zeit vorüber. Eine andere Ursache für ein schnarchendes Baby kann eine Infektion der Atemwege, wie etwa eine Erkältung oder Schnupfen, sein.

Merke: Tritt das Atemgeräusch gleichmäßig und gleichbleibend auf, handelt es sich in der Regel um das sogenannte "primäre oder einfache Schnarchen" und ist unbedenklich.

Das kann helfen, wenn dein Baby schnarcht

Schnarcht dein Baby, weil es schlecht Luft bekommt aufgrund einer Erkältung, helfen diese Sofort-Maßnahmen:

  • Für eine ruhige Umgebung sorgen.

  • Einen Nasensauger benutzen.

  • Nasenspray bzw. Nasentropfen mit Meersalz verwenden.

  • Die Luftfeuchtigkeit im Schlafzimmer erhöhen, z.B. durch feuchte Tücher oder einen Luftbefeuchter.

  • Für frische Luft im Schlafzimmer sorgen.

Baby schnarcht: Wann du einen Arzt aufsuchen solltest

Wenn Babys und Kinder auch ohne Erkältung folgende Symptome zeigen, sollte ein Arzt aufgesucht werden:

  • Regelmäßiges schnarchen (manchmal auch lauter)

  • Atemaussetzer: Dein Baby schnarcht und hat Atemaussetzer von mehr als zehn Sekunden.

  • Unruhiger Schlaf: Durch das Schnarchen und die Atemaussetzer wacht das Baby nachts immer wieder auf.

  • Wachstumsstörungen und Untergewicht.

  • Starkes Schwitzen in der Nacht.

  • Tagesmüdigkeit: Dein ist unruhig, appetitlos und sehr müde.

  • Konzentrationsschwierigkeiten und Lernprobleme (bei älteren Kindern).

  • Nasenverstopfung und Mundatmung am Tag.

  • Häufige Infekte der oberen Atemwege oder Ohrenentzündungen: Dein Baby hat häufiger Infekte als sonst (normal sind bei Babys und Kleinkindern bis zu 12 Infekte im Jahr).

Treffen diese oder einige der Symptome zu, kann das sogenannte "Schlafapnoe-Syndrom" vorliegen. Dann solltest du unbedingt einen Arzt aufsuchen.

Schlafapnoe-Syndrom: Was ist das?

Das Schlafapnoe-Syndrom wird unterschieden zwischen einer "Frühgeborenen-Apnoe" (apnoia, griech. = Nicht-Atmung) und einer "Obstruktive Schlafapnoe" bei Kindern zwischen zwei und fünf Jahren.

  1. Frühgeborenen-Apnoe: Bei rund 25 Prozent der Babys, die vor der 37. Schwangerschaftswoche auf die Welt kommen, liegt eine Frühgeborenen-Apnoe vor. "Sie ist umso häufiger, je früher das Kind geboren wurde, und stellt eine zentrale Schlafapnoe dar. Dabei setzt die Atmung des Kindes vorübergehend für mindestens 5 Sekunden aus", schreibt der Verband Pneumologischer Kliniken e.V. (VPK) auf seiner Website. Experten gehen davon aus, dass das Atemzentrum im Gehirn, welches die Atmung kontrolliert und reguliert, noch nicht vollständig ausgebildet ist. Der Rachen oder die Atemwege des Frühgeborenen werden aufgrund schwacher Zungenmuskeln vorübergehend blockiert oder nach vorne gebogen. Gefährlich wird es laut der VPK, wenn die Atemaussetzer länger als 20 Sekunden sind. Dann sinkt der Sauerstoffgehalt im Blut, die Haut des Kindes kann sich blau verfärben und das Herz schlägt langsamer.

  2. Obstruktive Schlafapnoe: Leidet ein Baby oder Kleinkind an einer "Obstruktiven Schlafapnoe", ist der Rachen nicht weit geöffnet und die Atemwege sind für einige Sekunden blockiert. Die Luft kann nicht in die Lunge gelangen, das Kind hat Atemaussetzer. Bei Erwachsenen drohen gesundheitliche Folgen bei fünf Atemaussetzern pro Stunde, bei Kindern droht es bei drei Aussetzern pro Stunde.

    Laut des VPK leiden etwa 0,7 bis 2 Prozent aller Kinder und 2 Prozent der 2- bis 5-Jährigen an einer obstruktiven Schlafapnoe. Die Blockade der oberen Atemwege (Nase, Rachen, Kehlkopf) kann aufgrund einer vergrößerten Rachenmandel („Polypen“) hervorgerufen werden, schreibt das HNO Zentrum Rheinneckar auf seiner Website. "Aber auch vergrößerte Gaumenmandeln können Schnarchen bei Kindern fördern sowie Übergewicht."

Wie klingt eine Schlafapnoe bei Babys?

Eine Schlafapnoe erkennst du, wenn dein Baby mit Pausen schnarcht, schnaubt oder keucht zwischen den Atemzügen. Dann solltest du hellhörig werden und einen Arzt zu Rate ziehen.

Obstruktive Schlafapnoe: Das können Folgen sein

Laut der Uniklinik in Ulm zeigen Studien, dass bei "unbehandelten Patienten mit einem obstruktiven Schlafapnoesyndrom die Lebenserwartung gegenüber gleichaltrigen gesunden Menschen aufgrund der Herz-​Kreislauf-Folgeerkrankungen deutlich verkürzt ist." Eine Schlafapnoe könne außerdem zu Herzrhythmusstörungen führen.

Weitere mögliche Folgen:

  • Die Veränderungen der Atemmechanik kann zu Husten und dem Abhusten von Auswurf führen.

  • Häufige Erkältungskrankheiten.

  • Entwicklungsverzögerungen durch die nächtlichen Atemaussetzer (eher selten).

  • Verminderte Leistungsfähigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten.

Schnarchen: Wie behandelt man eine Schlafapnoe bei Babys?

Meist endet die Frühgeborenen-Apnoe, wenn die 37. SSW erreicht gewesen wäre. Geht sie über diesen Zeitraum hinaus, wird mit natürlichen Mitteln (z.B. sanftes Anstupsen, eine gestreckte Liegeposition) versucht, die Apnoe zu lindern. In schwierigeren Fällen werden Medikamente eingesetzt (z. B. Koffein, Theophyllin oder Doxapram).

Sind geschwollene Mandeln nicht der Grund für das Schnarchen, kann zunächst eine lokale Therapie mit Nasenspray verabreicht werden. Eine CPAP-Therapie (Continuous Positive Airway Pressure) ist bei Kindern nur in sehr seltenen Fällen nötig. Dabei trägt das Kind ein CPAP-Gerät, das einen sanften Luftstrom in eine Maske leitet, welche die Patientin oder der Patient während der Nacht trägt.

Bei manchen Kindern wird eine Schlafapnoe auch mit einem Schlafrhythmusproblem verwechselt. Dann gilt es herauszufinden, was einen erholsameren Schlaf unterstützen kann.

Geschwollene Rachenmandel: Daran erkennst du Polypen

Mandeln haben einen hohen Nutzen für uns: Sie erkennen Krankheitserreger und wehren diese ab. Sind die Rachenmandeln geschwollen - auch Polypen genannt -, können die oberen Atemwege blockiert werden. Die Folge: Die Mandeln können sich entzünden und schwellen an, weshalb Babys schnarchen.

Polypen kannst du an folgenden Symptomen erkennen:

  • Dein Baby atmet überwiegen durch den Mund.

  • Dein Baby hat häufig Infekte des Bronchialsystems.

  • Dein Baby hat häufig Entzündungen der Nasenschleimhaut oder der Nasennebenhöhlen.

Wenn du ein, mehrere oder alle Symptome über einen längeren Zeitraum feststellt oder ein schlechtes Gefühl hast, hole dir einen ärztlichen Rat. Im Zweifel können die Polypen entfernt werden, was in der Regel ein unkomplizierter und unbedenklicher Eingriff ist.

Artikelbild und Social Media: iStock/ kieferpix