Clusterfeeding: Was hinter dem Still-Marathon steckt
Wenn dein Baby stundenlang gestillt werden möchte, spricht man von Clusterfeeding. Wie lange das dauert und was hilft, erklärt eine Expertin.
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- Clusterfeeding: Was ist das?
- Wann tritt das Clusterfeeding auf?
- So erkennst du Clusterfeeding
- Ist Clusterfeeding ein Zeichen für zu wenig Muttermilch?
- Clusterfeeding: Wie lange hält das Dauerstillen an?
- Clustern Flaschenkinder auch?
- Ist es sinnvoll, Clusterfeeding zu unterbinden?
- Tipps fürs Clusterfeeding: So überstehst du den Still-Marathon
Du stillst dein Baby und es möchte am Nachmittag oder am Abend fast ununterbrochen und nahezu ohne Pause an deiner Brust trinken? Zwischendurch ist es unruhig, weint, macht ein kurzes Nickerchen, um dann wieder gestillt werden zu wollen? Dann clustert dein Baby vermutlich. Was ziemlich anstrengend für Mütter ist, hat für Neugeborene einen Zweck. Wir klären mit einer Stillexpertin, was es mit dem Clusterfeeding auf sich hat.
Clusterfeeding: Was ist das?
Clusterfeeding kommt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt so viel wie "Mahlzeiten-Häufung". Die Stillberaterin und Kinderkrankenschwester Meike Kollmeyer erklärt den "Still-Marathon" genauer: "Clusterfeeding umschreibt ein Trinkverhalten, bei dem Babys, vor allem in den Abendstunden, engmaschig an der Brust trinken." In der Regel dauert das Dauerstillen zwei bis sechs Stunden und kann auch nachts vorkommen, was Mütter nicht selten (zusätzlich) an die Belastungsgrenze treibt.
Wann tritt das Clusterfeeding auf?
Clustern ist ein typisches Phänomen, das zum Milchbildungsprozess dazugehört. Das ist mitunter anstrengend und eine Geduldsprobe für Mütter – aber völlig natürlich.
"Neugeborene brauchen häufige Stillmahlzeiten, damit das Milchbildungshormon Prolaktin ausgeschüttet wird", erklärt Meike Kollmeyer. Aber auch im Zuge von Wachstumsschüben oder wenn die Tage besonders aufregend waren oder ein Entwicklungsschub bevorsteht, kann es zu diesem abendlichen Trinken in kurzen Abständen - oder gefühlt durchgängig - kommen, so die Expertin.
So erkennst du Clusterfeeding
Clusterfeeding tritt bei Neugeborenen häufig einige Wochen nach der Geburt auf. Das Dauerstillen erkennst du daran, dass
...dein Baby mehrere Stunden am Stück (im Durchschnitt drei bis sechs) nachmittags oder abends an der Brust trinken möchte.
das Neugeborene nur ganz kurz an der Brust abdockt und dann wieder andockt,
es beim Ablegen weint und sich erst beruhigt, sobald es wieder an deiner Brust liegt,
dein Kind beim Stillen einschläft und es nach kurzer Zeit wieder an der Brust trinkt.
Wachstumschub, Ruhebedürfnis oder Milchbestellung sind die Diese Faktoren spielen eine Rolle, warum dein Baby clustert:
Milchproduktion: Dein Baby sorgt durch das Clusterfeeding dafür, dass die "Milchbestellung" durch das milchbildende Hormon Prolaktin am Laufen bleibt ("Angebot und Nachfrage"). Das Kind stillt also sicher, dass genug Milch für den nächsten Tag verfügbar ist.
Wachstumsschübe: Währenddessen und vor neuen Entwicklungsschritten (in den ersten drei Monaten stehen drei Entwicklungsschübe an) kann Clusterfeeding auftreten, da dein Baby ein erhöhten Energiebedarf hat.
Beruhigung: Das Baby hat besonders aufregende Tage hinter sich und muss die neuen Eindrücke und Erfahrungen verarbeiten. Das Saugen an deiner Brust (angeborener Saugreflex) wirkt beruhigend und entspannend.
Beschwerden: Beim Zahnen oder in Krankheitsphasen kann es sein, dass dein Baby clustert.
Hungergefühl: Der Magen deines Kindes ist etwa eine Woche nach der Geburt erst so groß wie eine Aprikose und hat ein Fassungsvermögen von maximal 60ml, weshalb dein Baby schneller wieder hungrig wird.
Ist Clusterfeeding ein Zeichen für zu wenig Muttermilch?
Viele Mütter haben Sorge, dass ihre Milch nicht ausreichen könnte. "Das ist in der Regel unbegründet", erklärt Stillexpertin Meike Kollmeyer. "Durch das Saugen an der Brust wird die Milchproduktion ja erst angeregt."
Übrigens: Die Annahme, die Muttermilch könne "zu dünn" sein, ist ebenfalls ein Irrtum.
Clusterfeeding: Wie lange hält das Dauerstillen an?
Wann das Dauerstillen aufhört, ist ganz individuell und lässt sich nicht pauschal beantworten, da die Gründe fürs Clustern ebenso variieren oder sich ändern können. "Nach ein paar Tagen ist es das Marathonstillen aber in der Regel wieder vorbei", sagt Meike Kollmeyer. Es kann allerdings auch vorkommen, dass ein Baby über mehrere Wochen clustert. Sicher ist aber: Es ist kein Dauerzustand.
Clustern Flaschenkinder auch?
Ja, es kann vorkommen, dass Babys, die ausschließlich mit Ersatzmilch per Flasche gefüttert werden, ebenfalls clustern. Denn auch Flaschenkinder haben Entwicklungsschübe, brauchen kurzzeitig mehr Energie durch Nahrung – und vor allem: Nähe.
Gut zu wissen: Manchmal wird stillenden Müttern, deren Babys clustern, dazu geraten, mit einer Flasche zuzufüttern. Das mag bei Babys, die nur langsam oder wenig zunehmen, sinnvoll sein. Doch beim Zufüttern kann das Zusammenspiel zwischen Milch-Nachfrage deines Babys und der Produktion deines Körpers auch durcheinander geraten. Spreche dich also in diesem Fall mit deiner Hebamme oder einer Kinderärztin ab.
Ist es sinnvoll, Clusterfeeding zu unterbinden?
Heutzutage wird das bedarfsorientierte Stillen empfohlen, welches sich nach den Signalen des Babys richtet. So anstrengend das Dauerstillen für dich ist: Lass dein Baby clustern. Denn es gibt wie erwähnt gute Gründe, warum es immerzu an die Brust möchte.
Wenn bei dir aber gar nichts mehr geht, du leidest und verzweifelt bist, spreche mit deiner Hebamme oder einer anderen Fachperson.
Tipps fürs Clusterfeeding: So überstehst du den Still-Marathon
Das Stillen schafft ein enges Band zwischen Mutter und Kind. Doch machen wir uns nichts vor: Clustern ist anstrengend. Denn Stillen kostet Energie, macht müde und hungrig und nicht selten können die Brüste schmerzen vom stundenlangen Stillen.
Diese Tipps helfen dir durch die kräftezehrende Zeit:
Positiv denken: Auch, wenn es nicht immer gelingt (und das muss es auch gar nicht): Denk dran, dass das Dauerstillen ein Ablaufdatum hat, es ist (wie so vieles bei Kindern) eine Phase. Dein Baby braucht deine Nähe, denn schließlich war es neun Monate in Sicherheit, in deinem Bauch. Du bist nicht kein menschlicher Schnuller, sondern seine wichtigste Bezugsperson – und du schaffst das.
Wunde Brustwarzen? "Dann ist es wichtig, die Stillposition und die Anlegetechnik zu überprüfen", rät Meike Kollmeyer. Außerdem hilft Muttermilch, die du auf die wunde Brustwarze verteilst sowie spezielle Brustwarzensalben, kühlende Kompressen und ein Stillhütchen.
Entspannte Umgebung schaffen: Mache es dir so weit es möglich ist, gemütlich. Höre Musik, einen Podcast, lese (wenn du nicht zu müde bist), während der täglichen Clusterphase. Stelle dir einen Korb mit Snacks, Wasser und Co. zur Seite, sodass du schnell zugreifen kannst, wenn sich bei dir Hunger und Durst melden.
Pausen einlegen: Du fragst dich jetzt vielleicht, wie das gehen sollen, da dein Baby ja nonstop an dir klebt. Verständlich, aber du kannst die Mini-Zeitfenster, in denen dein Baby abdockt nutzen, um mal zu verschnaufen. In dieser Zeit kann eine andere Bezugsperson dir das Baby abnehmen. Du bist alleinerziehend? Wenn die Clusterphasen immer zur selben Zeit stattfinden (und das ist meistens der Fall), hole dir - wenn möglich - Hilfe von einer Freundin oder aus der Familie. Geht das nicht, lege das Baby ab, auch, wenn es weint. Zur Toilette gehen, ist ein Grundbedürfnis.
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Meike Kollmeyer ist u.a. Entwicklungspsychologische Beraterin, Fachkraft für verstehensorientierte Supervision, Coaching und Beratung, Stillberaterin, Kinderkrankenschwester, Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin sowie als Beraterin tätig im Verein Von Anfang an e.V.", der eine sichere Eltern-Kind-Bindung durch Entwicklungspsychologische Beratungen fördert.
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