Raynaud-Syndrom: Diese Krankheit löst "Leichenfinger" bei Kälte aus
Kalte Hände sind im Winter keine Seltenheit, doch wenn die Finger taub sind und wie "Leichenfinger" aussehen, kann eine ernsthafte Erkrankung dahinter stecken: das Raynaud-Syndrom.
Klar, im Winter haben wir alle kalte Hände, wenn wir sie nicht in warme Handschuhe packen. Doch viele Menschen reagieren extrem empfindlich auf Kälte. Bei ihnen kann schon ein Griff in den Eisschrank sogenannte "Leichenfinger" zur Folge haben. Die Durchblutungsstörung nennt sich Raynaud-Syndrom und war früher auch als Morbus Raynaud bekannt. Doch sie betrifft nicht nur die Hand, auch Zehen und in seltenen Fällen Nase oder Zunge können betroffen sein.
Leichenfinger-Krankheit: Auslöser des Raynaud-Syndroms
Für Menschen, die unter der umgangssprachlich bezeichneten "Leichenfinger"-Krankheit leiden, können schon kleinste Kältereize zum Problem werden. Ob ein gekühltes Getränk, ein Spaziergang in der Kälte oder ein kurzer Griff in den Eisschrank - der Körper reagiert so sensibel, dass die Durchblutung heruntergefahren wird und die Finger weiß werden. Für Betroffene ist die kalte Jahreszeit daher eine besonders große Belastung, denn es ist schwer, sich komplett vor der Kälte zu schützen.
Doch auch die psychische Komponente kann eine Rolle spielen: Psychische Belastungen und allgemein Stress können ebenfalls ein Auslöser für die Durchblutungsstörung sein. Das Raynaud-Syndrom kann ebenso durch Vibrationen ausgelöst werden, aber auch durch Nikotin wird die Erkrankung in gewissem Maße getriggert.
"Leichenfinger": Symptome des Raynaud-Syndroms
Typische Raynaud-Syndrom-Symptome sind ein Anzeichen für die Leichenfinger. Durch den Kältereiz ziehen sich die Gefäße an den Fingern blitzschnell zusammen, das Blut wird verdrängt. Durch das Entweichen des Blutes entsteht eine blasse, bläuliche Färbung der Haut, manchmal sind die Finger aber auch einfach nur farblos oder weiß, weswegen die Krankheit auch als Weißfingerkrankheit bekannt ist. Die Finger oder Zehen sehen leblos bzw. blass aus und fühlen sich kalt und taub an, weshalb die Krankheit auch als "Leichenfinger"-Syndrom bezeichnet wird.
Die Durchblutungsstörung kann pro Schub bis zu einer halben Stunde anhalten. Dann kommt das Blut wieder langsam zurück in die Finger, wobei die Hände eine rote Farbe annehmen können. Dieser Prozess kann äußerst schmerzhaft sein und lässt Betroffene leiden. Falls du nicht vom Leichenfinger-Syndrom betroffen bist, kennst du vielleicht das unangenehme Gefühl, wenn das Blut in ein eingeschlafenes Bein zurückfließt - nur, dass es hier vermutlich stärker ist.
Gut zu erkennen ist die Krankheit auch daran, dass sie eigentlich nie unterhalb der Fingergrundgelenke auftritt, also dem unteren Fingergelenk.
Weißfingerkrankheit: Sind die "Leichenfinger" gefährlich?
Es gibt zwei unterschiedliche Arten der "Leichenfinger"-Krankheit: das primäre und das sekundäre Raynaud-Syndrom. Beim primären Raynaud-Syndrom treten die Symptome der Weißfingerkrankheit an den Fingern beider Hände und manchmal auch in den Füßen bzw. Zehen auf. Es bleiben aber keine Schädigungen des Gewebes zurück.
Beim sekundären Raynaud-Syndrom tritt die Durchblutungsstörung nur auf einer Seite auf und ist das Symptom einer Grunderkrankung. Bei dieser Variante handelt es sich um die gefährlichere Art der Erkrankung. Chronische Schmerzen und Schädigungen des Gewebes können die Folge sein. Eine Folge sind zum Beispiel Nekrosen und Gangräne.
Wer Symptome der Erkrankung feststellt, sollte auf jeden Fall eine Ärztin*einen Arzt zu Rate ziehen.
Weiße Finger: Ursachen der Durchblutungsstörung
Ursachen des primären Raynaud-Syndroms
Beim primären Raynaud-Syndrom sind die Ursachen nicht wirklich bekannt. Allerdings erkranken meist junge Frauen unter 40 an dieser Art der Krankheit. Auffällig ist, dass die Betroffenen meist zusätzlich einen niedrigen Blutdruck haben. Mit zunehmendem Alter nehmen die Symptome häufig ab.
Ursachen des sekundären Raynaud-Syndroms
Das sekundäre Raynaud-Syndrom tritt als Folge einer Grunderkrankung auf. Es betrifft alle Altersklassen und ist keine geschlechtsspezifische Erkrankung. Folgende Ursachen sind möglich:
Autoimmunerkrankungen, wie Rheuma
neurologische Krankheiten, wie Multiple Sklerose
Nervenentzündungen oder Nervenschäden, wie das Karpaltunnelsyndrom
Bindegewebserkrankungen, wie Systemische Sklerose (Sklerodermie)
Neben Erkrankungen wie Sklerodermie können auch bestimmte Medikamente, wie Betablocker und die Anti-Babypille, die Krankheit verursachen. Eine Risikogruppe, die besonders gefährdet ist, sind Menschen, die mit vibrierenden Geräten, wie Presslufthammern oder Motorsäge, arbeiten.
"Leichenfinger"-Krankheit: Behandlung & Therapie des Raynaud-Syndroms
Die Therapie bzw. Behandlung der Erkrankung richtet sich nach der Schwere der Symptome. In schwerwiegenden Fällen der Weißfingerkrankheit werden Medikamente verschrieben und die Grunderkrankung wird beim sekundären Raynaud-Syndrom so gut es geht behandelt.
Ansonsten gibt es einige Tipps, die helfen können, den "Leichenfingern" vor allem beim primären Raynaud-Syndrom vorzubeugen. Vor allem in der kalten Jahreszeit gilt, Hände und Füße gut vor der Kälte schützen. Dicke Socken und Handschuhe aus Wolle wärmen am besten. Betroffene sollten keinesfalls rauchen, da es die Krankheit verschlimmern kann. Gut hingegen ist regelmäßige Bewegung. Dabei gilt jedoch: Keine Sportarten machen, die die Hände zu sehr beanspruchen.
Wenn es doch mal dazu kommt, kann meist durch das aktive Erwärmen der Finger ein vorzeitiges Einfließen des Blutes in die Blutgefäße initiiert werden, denn Wärme ist in diesem Fall der Gegner der Kälte. Quasi als schnelle und effektive Sofort-Behandlung der Weißfingerkrankheit kannst du eine Tasse mit warmem Tee halten oder die Hände in eine Schüssel mit warmem Wasser legen. Ebenso kannst du die Hände im Notfall unter die Achseln oder zwischen deine Oberschenkel klemmen. Zudem hilft Bettruhe um die frostigen Finger schneller wieder warm werden und in die Haut wieder Farbe kehren zu lassen.
Für den psychischen Aspekt sind Entspannungstechniken wie Meditation eine gute Methode, um in stressigen Situationen gelassener zu werden. Auch Verhaltenstherapien können helfen, die weißen Finger des Raynaud-Syndroms besser in den Griff zu bekommen.
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