Fingerhut: Giftige Schönheit in Wald und Garten
Fingerhut ist giftig. Schon eine kleine Menge kann tödliche Folgen haben. Was du über die Pflanze wissen solltest.
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Fingerhut hat seinen Namen nicht von ungefähr, denn die schicken Blüten, die im Frühjahr Gärten und Wälder zieren, passen ziemlich genau auf eine Fingerkuppe. Wie ein Fingerhut beim Nähen - denn der Finger nennt sich im Lateinischen digitus. Trotzdem solltest du das unbedingt unterlassen, denn der Fingerhut ist giftig. Was genau passiert und was du bei einer Vergiftung machen kannst, erfährst du hier.
Fingerhut: Giftige Pflanze mit tödlicher Wirkung
Der Fingerhut hat etwas an sich, das ihn auffallen lässt. Meist sind es leuchtende Farben oder zumindest auffallend üppige Blüten, die sich vom Rest des Waldes deutlich abheben. Doch die Pflanzen der Gattung Digitalis sind zwar in der Tat hübsch anzusehen, aber beim Augenkontakt sollte es auch bleiben.
Denn egal, um welchen Vertreter der Gattung es sich in unserer heimischen Natur handelt, alle sind giftig. Schon ein Verzehr von drei Blättern reicht aus, um seiner tödlichen Wirkung zu erliegen. Allerdings kommt das eher selten vor, da die Pflanze ziemlich bitter schmeckt, daher überhaupt nicht lecker ist und nicht zum Essen einlädt. Insofern schützt uns also der Geschmack vor der Giftpflanze. Dennoch sind nicht nur die Blätter, sondern alle Teile der Pflanze giftig - also auch Blüten und Samen.
In unseren Breiten wachsen unter anderem der Rote Fingerhut (Digitalis purpurea), der Großblütige Fingerhut (Digitalis grandiflora) sowie der Gelbe Fingerhut (Digitalis lutea). Es mag zwar schon vorgekommen sein, dass du auch weißen Fingerhut im Wald gesehen hast. Dabei handelt es sich aber um den Roten Fingerhut in seiner weißen Form, also fallen auch diese Exemplare unter den botanischen Namen Digitalis purpurea.
Fingerhut: Wirkung durch dieses Gift
Die Fingerhut-Wirkung wird u.a. durch das Gift Digitoxin hervorgerufen, ein herzwirksames Glykosid. Auch weitere dieser toxischen Stoffe sind in der Pflanze enthalten, insgesamt sind rund 20 Digitalis-Glykoside allein im Roten Fingerhut bekannt.
Obwohl die Wirkung des Fingerhuts bei einer entsprechenden Dosierung hoch toxisch ist, kommt die Giftpflanze durchaus in der Medizin zur Anwendung. Die Glykoside sind nämlich als das wirksamste Herzmedikament bekannt, das zurzeit auf dem Markt ist. Allerdings wird zur Gewinnung hierzu nicht der Rote Fingerhut, sondern der Wollige Fingerhut (Digitalis Ianata) verwendet. In geringen Mengen kann der Inhaltsstoff der Digitalis dem Herz helfen, indem der Herzmuskel gestärkt und die Herzfrequenz reguliert wird.
Solltest du unter Herzproblemen leiden, ist es natürlich keine gute Idee, den Fingerhut einfach so zur Anwendung dagegen herzunehmen. Die Chancen, die richtige Dosierung zwischen Heilung und tödlicher Wirkung zu finden, sind verschwindend gering - daher ist ein Verzehr der hochgiftigen Digitalis-Gewächse wirklich keine gute Idee.
Fingerhut-Vergiftung: Symptome, Anzeichen und Erste Hilfe
Eine Fingerhut-Vergiftung kann trotzdem vorkommen. Da die Blätter wie erwähnt sehr bitter sind, ist es allerdings sehr unwahrscheinlich, dass jemand viel davon herunterbekommt. Eine toxische Wirkung durch das Digitoxin aus der Pflanze tritt aber mitunter trotzdem auf und kleine Kinder können dir oft auch nicht genau sagen, ob sie Samen, Blätter oder sonst etwas vom giftigen Roten Fingerhut gegessen haben.
Erste Anzeichen einer Vergiftung durch die Pflanze sind:
Übelkeit
Erbrechen
Danach kommen unter anderem Durchfall, Sehstörungen mit veränderter Farbwahrnehmung, allgemeine Schmerzen und Herzrhythmusstörungen dazu. Als letztes tritt der Herzstillstand ein.
Im Falle einer Vergiftung mit Digitoxin ist es wichtig, unbedingt schnell den Giftnotruf zu wählen. Vorsorglich kannst du dir dazu die App des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) herunterladen. Diese gibt es im Google Play Store für Android-Smartphones und im App Store für iPhones. Dort findest du einen Button, der dich mit dem regionalen Giftnotruf verbindet und dir eine Reihe von Fragen bereithält, die du im Gespräch möglichst beantworten solltest. Zudem findest du in der App zahlreiche Informationen zu Giftstoffen im Alltag - also in Pflanzen, Putzmitteln, Lebensmitteln und Co.
Als Erste Hilfe bei Vergiftungen rät das BfR:
Pflanzenreste so gut wie möglich aus dem Mund entfernen.
Nach Verschlucken Wasser, Tee oder Saft zum Trinken geben.
Wichtig: Keine Milch oder Salzwasser zum Trinken geben und auch nicht erbrechen lassen.
Fingerhut im Garten: So gehst du mit ihm um
Trotz seiner starken Giftigkeit ist der Fingerhut im Garten beliebt. Besonders in sogenannten Bauerngärten wird die Giftpflanze gerne gepflanzt, denn sie ist sehr beliebt bei Hummeln und Bienen, wird aber von Schnecken verschmäht. Sie ist sehr hoch, passt perfekt in den Halbschatten oder Schatten und sieht einfach wunderschön aus. Dafür ist der richtige Standort wichtig, denn in der Natur kommen Roter Fingerhut und Co. vor allem an Waldrändern und schattigen Plätzchen vor.
Um die Pflanze richtig anzufassen und eine Vergiftung durch Digitalis purpurea und andere Fingerhüte zu vermeiden, ist es wichtig, während der Gartenarbeit Handschuhe zu tragen, um eine versehentliche Vergiftung auszuschließen. Die Berührung an sich ist nicht bedenklich, aber du schneidest ja auch daran herum und kannst so mit dem Pflanzensaft unbeabsichtigt in Berührung kommen. Danach solltest du dir gründlich die Hände waschen, um eventuelle Giftstoffe abzuspülen.
Solltest du nicht auf die natürliche Aussaat warten wollen, kannst du die Fingerhut-Samen auch auf ein Zeitungspapier aus den Blüten schütteln und anschließend zwischen Juni und August an passenden Stellen im Garten pflanzen. Dabei ist es wichtig, die Samen nicht unter Erde zu packen, sondern einfach auszusäen, da es sich bei der Pflanze um einen sogenannten Lichtkeimer handelt.
Wenn du Kinder hast oder manchmal welche zu Besuch sind, die im Garten spielen, ist es besser, auf den Roten Fingerhut & andere giftige Digitalis-Gewächse zu verzichten, da die Gefahr einer Vergiftung sonst immer im Raum steht.
Artikelbild und Social Media: weisschr/iStock (Themenbild)