Junge Familie: Was tun, wenn Papa zu wenig hilft?
Das Leben mit Baby ist für Mütter und Väter eine Herausforderung. Damit das Familienleben funktioniert, gilt es sich gegenseitig zu unterstützen. Wir geben Tipps, wie Eltern sich unterstützen können.
Familiengründung: Die Realität holt junge Eltern schnell ein
Jeder, der Kinder hat, weiß um die unglaubliche Erfahrung, dass sich von jetzt auf gleich das gesamte Leben verändert und eine neue Ordnung geschaffen werden muss. Eine neue Zeitrechnung und Lebensphase beginnt sofort mit der Ankunft des Familienzuwachses. Auch wenn sich das Paar ansatzweise bewusst war, was das für das gemeinsame Leben bedeuten würde, wird die Realität oft völlig unterschätzt!
Was junge Eltern tun können, um ihr neues Leben mit Baby positiv zu meistern, erläutert hier Iris Hallensleben – Gründerin des Herzwerkstatt Hilf-Dir-Selbst Portals, Heilpraktikerin für Psychotherapie und Systemischer Mastercoach mit Spezialisierung auf Paarthemen.
Ein Baby verändert schlagartig das Leben und vor allem das gewohnte Zeitmanagement! Die Bedürfnisse des Babys stehen ab sofort an erster Stelle, denn es ist völlig hilflos und muss 24 Stunden täglich versorgt, gepflegt und beaufsichtigt werden. Die eigenen Bedürfnisse sowie die Wünsche und Belange des Partners und natürlich gemeinsame partnerschaftliche Bedürfnisse sind schlagartig untergeordnet und bleiben es für lange Zeit.
Das Mehr an Hausarbeit, die finanziellen Verpflichtungen (Hausbau, Ausgaben Kind usw.), ein oftmals frühes Zurück in den Beruf und die damit einhergehende Doppelbelastung führen zu körperlicher und psychischer Erschöpfung und vielschichtigen Spannungen.
Junge Eltern sind besonders oft überfordert durch:
- den Rollenwechsel (vom Liebespaar zum Elternsein)
- Verzicht (eigene Bedürfnisse zurückstellen)
- die Doppelbelastung in Beruf und Privatleben
- Schlafmangel
- Sexuelle Defizite
Was jungen Eltern wirklich hilft
Für junge Eltern mit dem ersten Kind ist es ganz besonders wichtig, dass beide miteinander kommunizieren und die eigenen Bedürfnisse formulieren. Beiden ist zu raten, schon in der Familienplanungsphase zu vereinbaren, dass immer alles offen besprochen wird.
Beiden muss klar sein, dass es in der wie oben beschriebenen Lebensphase möglich ist, dass unterschiedliche Bedürfnisse vorkommen.
Eine Lösung wäre:
Die Frau sucht tagsüber mit dem Baby Freizeiten und Unternehmungen mit anderen Müttern, mit denen sie sich austauschen kann, baut sich Aktivitäten ein, die mit dem Baby möglich sind (Säuglingsschwimmen, Mama Baby Yoga, regelmäßiger Freundinnenkreis mit Babys, Joggen mit Baby im Babyjogger etc.)
Es ist wichtig, dass jeder der Partner die Verantwortung für das persönliche Wohlfühlen nicht dem anderen zuweist, sondern sich selbst um die eigenen Bedürfnisse wie Austausch und ein gewisses Maß an Abwechslung kümmert und für sich organisiert.
Empfehlenswert ist es, dass beide vorher darüber sprechen, wie sie mit derartigen Situationen umgehen wollen. Dabei ist es nötig, dass beide die unterschiedlichen Bedürfnisse respektieren.
Sollte der Partner nach der Arbeit k. o. sein, ist es hilfreich, ihm einen Zeitrahmen der Ruhe und des Erstmal-Ankommens zu ermöglichen. Sicher hat er danach auch wieder ein offenes Ohr für die Partnerin.
Wichtig: immer offen ohne Vorwürfe kommunizieren.
So kann der Partner darum bitten, sich bei aller heftigen und frischen Mutterliebe bitte auch etwas Zeit exklusiv füreinander zu nehmen. Hier geht es nicht um Quantität – die Qualität zählt. Daher ist wenig in diesem Fall VIEL! Und es zahlt sich aus.
Den betroffenen Frauen ist deshalb dringend zu empfehlen:
- Lebt Eure Muttergefühle aus – das ist eine wunderbare Zeit.
- Aber vergesst Euren Partner nicht!
- Macht Euch gelegentlich hübsch – überrascht Euren Partner mit Aufmerksamkeiten: also gelegentlich in die „Frauenrolle“ oder „Geliebten-Rolle“ springen!
Das ist die beste Prävention für Seitensprünge.
Den Partner zur Mithilfe motivieren
Sicher gibt es eine Gruppe sensibler, feinfühliger Männer, die auch eine perfekte „Mutter“ abgeben würden – aber eben auch die Gruppe der Macho-Männer oder emotional reservierten Männer, die mit Säuglingen oder sehr kleinen Kindern nichts oder nicht viel anfangen können.
Warum also mit Macht etwas verändern wollen, wenn der Mann nicht kann oder sich sperrt? Das macht keinen Sinn! Mit Druck oder Vorwürfen wird es nicht besser werden.
Was aber hilft ist:
- Motivation durch Loben und sich darüber freuen, wenn der Partner doch seine Beiträge leistet (auch wenn es nicht so viel ist wie erhofft.)
- Bloß nicht enttäuscht sein! Sicher war er auch vorher kein sehr feinsinniges, sensibles Wesen!
- Lasst dem Partner Zeit – manch’ ein Mann benötigt eine längere Entwicklungszeit für die Beziehung zum Neuankömmling. Durch Loben und Wertschätzen wird der Partner motiviert.
- Loben und Wertschätzen kann man auch das, was der Partner für die kleine Familie leistet – auch wenn es nicht die direkte Beschäftigung mit dem Nachwuchs ist. Was nicht ist – kann ja noch werden.
So verhält es sich in der Regel – manche Männer brauchen eben länger – und sind oft später Superväter!
Die wichtigste Brücke zwischen einem Paar ist immer die Kommunikation.
Gerade in der Vorbereitungszeit – der großen Umbruchphase vom „Liebespaar zum Elternpaar“ - ist es wichtig, dass beide sich zusammensetzen und überlegen, austauschen und verhandeln, wie die neue Lebensphase denn aussehen und gelebt werden soll:
- Was ist für wen grundsätzlich wichtig?
- Wie/wodurch können sich beide gegenseitig entlasten, wenn es zu viel werden sollte?
- Wie ist es zu schaffen, bestimmte wichtige persönliche Freiräume zu wahren?
- Wie kann regelmäßig ein kleiner Rahmen „Zeit zu Zweit“ sichergestellt werden?
- Was darf auf keinen Fall passieren?
- Wodurch kann es verhindert werden?
- Was wollen sich beide versprechen?
Wenn dieser Austausch im Vorfeld stattfindet, wird damit eine konstruktive Basis für Kommunikation und gegenseitiges Verständnis im bevorstehenden Leben mit Nachwuchs geschaffen.
Video: Besondere Geburt - diese Frau springt bei der Geburt ihres Babys auf!