Gute Frage

Können Hummeln eigentlich stechen?

Sie sind die friedlichen fliegenden Insekten, die niemanden stören. Aber können Hummeln stechen?

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Können Hummeln eigentlich stechen? Viele glauben nein, aber das stimmt nicht. Sie stechen, zumindest in bestimmten Situationen. Wir verraten in welchen.

Die Hummeln sind von all den fliegenden Insekten wohl die, die am ruhigsten sind oder zumindest denn entspanntesten Eindruck machen. Doch wie bei Menschen können auch entspannte Tierchen ihren kleinen persönlichen Ausbruch haben.

In Deutschland gibt es laut NABU etwa 30 verschiedene Arten. Eine der häufigsten Arten ist die Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris), die auch eine der größten Hummelarten darstellt. Manche Arten sind allerdings auch sehr spezialisiert, wie bspw. die Eisenhuthummel, die nur den extrem giftigen Eisenhut als Nahrungsquelle anfliegt. Die Hummel gehört wie die Biene zu den Echten Bienen innerhalb dieser Gruppe zu den sogenannten Stechimmen (Aculeata), was schonmal ein erster Hinweis darauf sein könnte, wozu die kleinen Insekten imstande sein könnten.

Im Sommer bilden die Hummeln für wenige Monate sogenannte Staaten, also kleine Hummelvölker von 50 bis einigen Hundert Exemplaren. Im Herbst sterben bis auf die Jungköniginnen alle Hummeln. Das Nest ist an einer Stelle, das die Königin im Frühjahr ausgesucht hat. Sobald es warm wird, sucht die Königin nach einem geeigneten Unterschlupf, also zum Beispiel einem alten Vogelnest, einem Mäuseloch, altem Holz oder auch an einer passenden Stelle einer Hauswand. Fun Fact: Es gibt sogenannte Kuckuckshummeln der Gattung Psithyrus, die ihren Nachwuchs heimlich bei den anderen Hummeln abladen und dann großziehen lassen.

Die meisten Hummeln finden wir allerdings, wenn sie Blüten anfliegen und Pollen für die Larven im Bau sowie Nektar für sich selbst sammeln. Daher haben sie eine besonders wichtige Funktion für unsere Natur, denn sie bestäuben eine Vielzahl von Pflanzen - vom Löwenzahn über Malven bis hin zu Himbeeren und Brombeeren ist alles mit dabei. Wenn du also ein paar blühende Blumen (ohne Füllung der Blüte) aufstellst, fliegen sie vermutlich auch in deinem Garten oder auf deinem Balkon vorbei. Falls du übrigens ein Problem mit Mücken hast, empfehlen wir unsere Tipps und Tricks, wie du Mückenstichen vorbeugen kannst - und unsere zahlreichen Pflanzen gegen Mücken.

Ein quasi leider schon natürlicher Feind der Hummel ist der Menschen - in Form der intensiven Landwirtschaft. Wird eine Blumenwiese abgemäht, werden blühende Pflanzen und Bäume entfernt, werden lediglich pestizidgespritzte Monokulturen angebaut, so kann die Hummel kein Futter finden. Und wo es kein Futter gibt, da gibt es dann keine Hummeln und kein Brummen. Manchmal kann aus dem friedlichen Insekt aber eine wilde Bestie werden.

Dunkle Erdhummel beim Anfliegen einer Blüte (Themenbild)
Dunkle Erdhummel beim Anfliegen einer Blüte (Themenbild) Foto: Sander Meertins/iStock

Wann können Hummeln stechen? Oder beißen sie?

Denn die Hummel ist zwar im Ersteindruck ein Insekt, das sich kaum für seine Umgebung interessiert, aber es kommt leider manchmal auch zu Situationen, wo sich eine Hummel unwohl fühlt. Wann kann eine Hummel also stechen?

Wenn sich Hummeln bedroht fühlen, können sie durchaus stechen, allerdings tun sie das deutlich seltener als zum Beispiel Wespen oder auch Bienen. Direkt zustechen tun die kleinen Insekten allerdings nur, wenn du ausversehen auf sie trittst, sie festhältst (was vielleicht ein unwissendes Kind tut) oder ausversehen das Nest zerstörst - zum Beispiel bei Erdhummeln, wenn du drauftrittst. Dann kann es auch dazu kommen, dass dich mehrere Hummeln attackieren oder in wenigen Fällen sogar verfolgen, um dir einen Stich zu verpassen - aber das kommt sehr selten vor.

Ähnlich wie bei Wespen und Bienen, haben auch nur die weiblichen Hummeln einen Stachel. Die männlichen Hummeln, auch Drohnen genannt, haben keinen. Sollte dich eine Hummel stechen wollen, wirst du in der Regel gewarnt. Erst hebt sie eines ihrer mittleren Beine in deine Richtung. Sollte sich eine Hummel stärker bedroht fühlen, kann sie sich auch auf den Rücken werfen, mit dem Stachel in deine Richtung zeigen und intensiv mit ihrem Körper brummen. Spätestens dann solltest du schauen, dass du wegkommst - denn ansonsten folgt die Attacke.

Manchmal wird zudem behauptet, dass Hummeln statt zu stechen eigentlich beißen würden. Doch dass Hummeln beißen, ist ein Mythos. Tatsächlich ist das mit dem Beißen bei Hummeln eher ein Ablauf beim Stechen, denn bevor sie ihren Stachel in deinen Körper rammen, halten sie sich gelegentlich mit ihrem Mundwerkzeug an deiner Haut fest.

In welchen Situationen stechen Hummeln?

Hummeln sind generell sehr friedliche Tiere. Sie stechen, wenn beispielsweise ihr Nest bedroht wird. Bevor sie tatsächlich sticht, schickt sie aber wie erwähnt meist mehrere Warnsignale. Übrigens: Die männlichen Hummeln zeigen bei Bedrohung dasselbe Abwehrverhalten wie ihre weiblichen Artgenossen, obwohl sie nicht stechen können. Ansonsten sind es Situationen, in denen wir versehentlich auf sie treten oder sitzen, aber auch, wenn sie mutwillig festgehalten werden. Das mögen die kleinen Tiere nicht.

Anders als Wespen sind Hummeln nicht in der Lage, mit ihrem Stachel die Haut des Menschen komplett zu durchdringen. Im Gegensatz zu Bienen bleibt der Stachel einer Hummel auch nicht in der Haut stecken, da er keine Widerhaken besitzt. Der Stich an sich tut auch nicht allzu sehr weh.

Das Aggressionspotenzial unterscheidet sich je nach Hummelart. Baumhummeln können sich bereits bedroht fühlen, wenn man dem Nest zu nahe kommt. Erdhummeln dagegen reagieren erst aggressiv, wenn man versucht, ihr Nest zu öffnen oder stark darauf tritt.

Wie gefährlich ist ein Hummelstich? Symptome und allergische Reaktion

Die Symptome eines Hummelstichs sind ähnlich wie der Stich einer Wespe oder Biene, allerdings kommt nicht ganz so viel Gift in die Haut, wie beispielsweise bei einer Biene, da wie gesagt der Widerhaken fehlt - und das Gift dringt nicht so tief ein, wie es bei einer Wespe der Fall ist. 

Ein Hummelstich ist für den Menschen ungefährlich, kann durch das eingespritzte Gift aber teilweise sehr schmerzhaft sein. Es kommt nach dem Stich zu einer Rötung, Juckreiz sowie einer Schwellung rund um die Einstichstelle, die zudem leicht brennen kann. Gegen die Symptome können vielleicht auch unsere Mückenstich-Hausmittel helfen, wie zum Beispiel Apfelessig gegen Mückenstiche.

Bei Allergiker*innen kann der Stich aber auch eine heftige allergische Reaktion auslösen. Wie bei einer Wespenstichallergie liegt in diesem Fall eine Insektengiftallergie vor, daher kann wie bei Mückenstichen Cetirizin aus dem Notfallset möglicherweise hilfreich sein.

Solltest du unter einer Allergie gegen Insektengift leiden und einen Hummelstich erlitten haben, ist es wichtig, dass du folgende Maßnahmen ergreifst:

  • Notfallset benutzen

  • Notruf unter 112 wählen und Hilfe holen

  • Ruhe bewahren

In einem Notfallset gegen die allergische Reaktion bei einer Insektengiftallergie befinden sich folgende Dinge:

  • Antihistaminika als Tropfen oder Tabletten

  • Kortison zum Einnehmen

  • Adrenalin-Autoinjektor bzw. Adrenalin-Einwegspritze

  • Pinzette zum Herausziehen des Stachels (in diesem Fall nicht notwendig)

Ein Notfallset bekommst du von deinem Arzt*deiner Ärztin verschrieben, solltest du unter einer entsprechenden Allergie leiden. Mit dem Rezept kannst du es dir in der Apotheke abholen.

Ob du wirklich allergisch reagierst, kann aber nicht mit Sicherheit gesagt werden, da das Gift bei einem Hummelstich eine andere Zusammensetzung hat, als das einer Biene. Trotzdem ist Vorsicht natürlich besser - denn ein anaphylaktischer Schock kann innerhalb weniger Minuten auftreten. Zudem sehen manche Hummelarten eher wie Bienen aus, also lieber auf Sicherheit setzen und dich oder dein Kind direkt mit der Behandlung schützen.

Trotz Hummelstichen: Hummeln stehen unter Naturschutz

Zwar können sich Hummeln im Notfall mit einem Stich verteidigen, doch da in Deutschland viel intensive Landwirtschaft betrieben wird und die Natur nur wenig Platz hat, geht es ihnen trotz dieser Verteidigungsmöglichkeit nicht gut.

Fast jede vierte Hummelart ist in Deutschland vom Aussterben bedroht, daher stehen sie wie alle bedrohten Arten unter Naturschutz. Grund für das Aussterben der pelzigen Insekten ist das Schwinden von Nahrungsquellen und die Zerstörung der natürlichen Lebensräume. Anders als Bienen, haben sich Hummeln auf Pflanzen- und Blumenarten wie zum Beispiel Rotklee oder Ackerbohnen spezialisiert.

Wegen der zunehmenden Monokultur der Landwirtschaft geht den Tieren allerdings ein Großteil ihrer Nahrung verloren. Überwinterungs- und Nistplätze sind in intensiv landwirtschaftlich bewirtschafteten Flächen für Hummeln rar geworden. Doch du kannst den kleinen Tieren helfen, egal ob im Garten oder auf deinem Balkon.

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Wie kann ich selbst das Hummelsterben verhindern?

Damit Hummeln dauerhaft geschützt werden können, muss ihr Nahrungsangebot verbessert werden. Nektarreiche Blütenpflanzen auf dem Balkon oder im eigenen Garten sichern den friedlichen Tierchen Nahrung. Gut geeignet sind laut dem NABU Artischocken, Efeu, verschiedene Klee-Arten, Lavendel und Stockrosen, auch bekannt als Malve oder Bauernrose, aber auch Löwenzahn oder Glockenblumen sind beliebt, ebenso wie Himbeer- oder Brombeerhecken. Die Blüten sollten erst nach der Blütezeit abgeschnitten werden. Als Rückzugsorte dienen Hummeln Totholzstapel oder Trockenmauern, doch du kannst die friedlichen Insekten auch mit einem Hummelnistkasten schnell glücklich machen.

Fazit

Normalerweise brauchst du vor einem Hummelstich keine Angst haben - weil er nur sehr selten und auch nur in bestimmten Situationen vorkommt. In der Regel wirst du das Hinterteil einer Hummel also nur im Vorbeifliegen zu sehen kriegen. Solltest du auf einen Hummelstich allerdings allergisch reagieren können, ist es wichtig, schnell zu reagieren.