Menstruationsbeschwerden

Krankschreiben wegen Periode: Darf ich das und wie funktioniert es?

Während der Periode fühlen sich viele Frauen krank und fragen sich: Darf ich mich krankschreiben lassen? Wir haben Antworten.

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Wahrscheinlich kennt es fast jede Frau: So starke Regelschmerzen oder Menstruationsbeschwerden, dass man am liebsten mindestens einen Tag zu Hause bleiben würde. Laut dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) sind die Beschwerden bei 1 von 10 Frauen sogar so stark, dass sie jeden Monat für 1 bis 3 Tage nicht in der Lage seien, ihren normalen Alltag zu bewältigen. Dennoch schleppen sich viele an den Arbeitsplatz und geben ihr Bestes – trotz PMS-Symptomen wie Schwindel, Unterleibs-, Rücken- und Kopfschmerzen oder extremer Müdigkeit.  Schließlich ist frau ja nicht krank… Aber muss das wirklich sein?

Ist die Periode ein Krankheitsgrund?

Die Periode ist ein vollkommen natürlicher Vorgang und keine Krankheit. Allerdings können die Symptome, die mit ihr einhergehen, die Arbeitsfähigkeit stark einschränken. Wer unter Krämpfen, Schwindel, Rücken- oder Kopfschmerzen leidet, würde normalerweise zum Arzt oder zur Ärztin, anstatt zur Arbeit gehen. Doch wir Frauen denken: "Es ist 'nur' die Periode", gehen zur Arbeit und versuchen uns mit Tees gegen Regelschmerzen zu behelfen, anstatt im Bett zu bleiben und uns krankschreiben zu lassen.

Kann man sich wegen der Periode krankschreiben lassen?

Wir reden zwar immer von "sich krankschreiben lassen", obwohl eine "Krankschreibung" eigentlich eine Arbeitsunfähigkeits-Bescheinigung ist. Und deshalb kommt es bei der Frage auch nicht darauf an, ob die Periode eine Krankheit ist, sondern darauf, ob wir trotz der Periode arbeitsfähig sind oder nicht.

Also lautet die Antwort ja, du kannst dich während deiner Periode "krankmelden", wenn du Beschwerden hast, wie starke Unterleibsschmerzen, Kopfweh oder Kreislaufprobleme, durch die deine Leistungsfähigkeit dementsprechend gemindert ist, dass du in deiner Arbeitsfähigkeit eingeschränkt bist. Auch die Krankenkasse AOK empfiehlt dir, verantwortungsvoll zu handeln und zuhause zu bleiben, wenn dich deine Menstruationsbeschwerden arbeitsunfähig machen.

Darf ich mich wegen Regelschmerzen krankschreiben lassen?

Die Antwort ist ja, du darfst. Denn auch, wenn Monatsblutungen keine Krankheit sind, können ihre Begleiterscheinungen extrem schmerzhaft sein und körperlich so stark einschränken, dass das Kriterium "arbeitsunfähig" für eine "Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung" absolut erfüllt ist.

Die Frage ist jedoch, ob das für Frauen, bei denen die Periode jedes Mal eine Qual ist, eine dauerhafte Lösung sein kann.

Wann sollte man mit Regelschmerzen zum Arzt oder zur Ärztin gehen? 

Solltest du jedes Mal während deiner Menstruation starke bis sehr starke Regelschmerzen verspüren, rät die AOK sich an deine Frauenärztin oder deinen Frauenarzt zu wenden. Weitere Gründe für einen Arztbesuch sind die Folgenden:

  • Wenn die Regelschmerzen länger als drei Tage andauern.

  • Wenn du bisher kaum Regelschmerzen hattest und diese nun aber plötzlich deutlich stärker geworden sind.

  • Wenn sich die Dauer oder Stärke der Regelschmerzen (oder der Blutung) verändert hat.

  • Wenn du während oder nach dem Geschlechtsverkehr regelschmerzähnliche Unterleibsschmerzen hast.

  • Wenn du außerhalb der Menstruation regelschmerzähnliche Schmerzen hast. Denn dann können dahinter diese anderen Ursachen liegen. Das sollte unbedingt ärztlich abgeklärt werden. 

Ein Attest muss oft erst am 3. Tag vorgelegt werden: Ausnutzen oder lieber nicht?

In vielen Unternehmen muss ein Attest erst ab dem dritten Krankheitstag in Folge vorgelegt werden. In diesem Fall können wir uns also krankmelden und unserem Körper die ein, zwei Tage Ruhe geben, die er braucht. Aber auch hier sind besonders die Frauen benachteiligt, die jeden Monat an starken Regelschmerzen oder anderen Menstruationsbeschwerden leiden – viele befürchten als schwach zu gelten, wenn sie zu oft krank sind oder wegen ihrer Menstruationsbeschwerden zu Hause bleiben. Und anstatt das Thema offen anzusprechen, sich krankzumelden und sich zu erholen, versorgen sie sich mit Schmerzmitteln, gehen zur Arbeit und versuchen sich nichts anmerken zu lassen. Aber mal ehrlich: Was hat denn ein Arbeitgeber davon, wenn seine Mitarbeiterin sich vor Schmerzen krümmt und bestenfalls halb konzentrieren kann?

Ärzte haben es bewiesen: Regelschmerzen sind so schmerzhaft wie ein Herzinfarkt

Wie beantragt man eine Krankschreibung wegen Regelschmerzen?

Eine Krankschreibung (Arbeitsunfähigkeits-Bescheinigung) aufgrund von Regelbeschwerden erhältst du, wie auch andere Krankschreibungen, bei deinem*r Haus- oder Frauenarzt/-ärztin. Dein Arzt oder deine Ärztin schreibt dich jedoch nicht wegen deiner Periode an sich krank, sondern nur dann, wenn du unter starken Beschwerden leidest.

Die Periode als Tabuthema: Regelschmerzen sind keine Schwäche

Das große Problem ist – alle Menstruationsbeschwerden und Regelschmerzen mal beiseite –, dass die Menstruation auch heute noch zu häufig ein Tabuthema ist. Nach Tampons wird auch in Notfällen nur flüsternd gefragt und sich beim Chef wegen seiner Tage krankzumelden ist vielen Frauen peinlich – nicht nur, weil sie Angst haben schwach zu wirken.

Kann es sein, dass mein Chef, ein männlicher Kollege oder auch meine Chefin oder eine Kollegin mich für schwach halten, wenn ich mich wegen meiner Regelschmerzen krankschreiben lasse? Leider ja, aber Fakt ist, dass das einfach falsch und ungerecht ist. Ehrlichkeit lohnt sich, vor allem im Hinblick auf den Fortschritt, denn nur, wenn wir alle deutlich machen, dass Regelschmerzen keine Wehwehchen sind, die man weglächeln kann, wird sich das Tabu zu einem Thema wandeln, das offen angesprochen, statt unterdrückt und unterschätzt wird.

Wie funktioniert Menstruationsurlaub?

Das Konzept des Menstruationsurlaubs funktioniert grundlegend so, dass Frauen je Monat oder Jahr eine gewisse Anzahl an zusätzlichen Urlaubstagen erhalten, die sie während ihrer Periode nehmen können, wenn sie an starken Menstruationsbeschwerden leiden. Jedoch wird das Prinzip je Land unterschiedlich umgesetzt, da es auch in jedem Land unterschiedliche gesetzliche Voraussetzungen gibt.

Wo gibt es den Menstruationsurlaub bereits?

Laut Stepstone habe der Menstruationsurlaub eine lange Tradition in vielen asiatischen Ländern: Taiwan bietet seinen Bürgerinnen drei Tage Menstruationsurlaub pro Jahr, Indonesien zwei Tage pro Monat und Südkorea und Japan bieten jeweils einen Tag im Monat an. 

In Europa ist bislang Spanien das einzige Land, das einen Menstruationsurlaub eingeführt hat. Das 2022 verabschiedete Gesetz erlaube Arbeitnehmerinnen, bei starken Regelschmerzen bis zu drei Tage im Monat zu Hause zu bleiben und weiterhin bezahlt zu werden. Vor der Gesetzeseinführung erhielten die Spanier*innen in den ersten drei Krankheitstagen nämlich kein Gehalt. Nun übernimmt der Staat die Lohnfortzahlung, wie das ZDF berichtete. Voraussetzung dafür ist aber dennoch ein ärztliches Attest.

Menstruationsurlaub: Muss eine offizielle Lösung her?

Deutschland bietet derzeit keine gesetzliche Regelung für Menstruationsurlaub. Das ist an sich auch nicht nötig, da Frauen sich bei starken Menstruationsbeschwerden wie üblich krankschreiben lassen können, ohne dafür spezifische Gründe angeben zu müssen.

Unternehmen wie "Nike" bieten jedoch Alternativen an: Ein bis drei freie Tage im Monat für Frauen, die unter starken Regelschmerzen oder anderen Menstruationsbeschwerden leiden, sollten die Regel werden. Das forderten auch vereinzelte Stimmen aus der Politik, die sich für ein solches Gesetz aussprachen. Bislang ist die Einführung des Menstruationsurlaubs in Deutschland jedoch nicht in Sicht.

Und bis es so weit ist: Was der weibliche Körper schafft, ist ein Wunder und die Periode gehört nun mal dazu – also seien wir stolz darauf und gestehen unserem Körper zu, dass alles, Kinderbekommen genauso wie der weibliche Zyklus, ein hartes Stück Arbeit und das genaue Gegenteil von Schwäche sind.

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