Mittelschmerz: Darum spürst du Schmerzen beim Eisprung
Spürst du auch ab und zu ein Ziehen im Unterleib, obwohl du gerade nicht deine Periode hast? Daran liegt es!
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- Was ist der sogenannte "Mittelschmerz"?
- Sind die Mittelschmerzen und die Schmerzen durch den Eisprung exakt dasselbe?
- Variiert die Stärke der Schmerzen?
- Und wann muss man bei Mittelschmerzen zum Arzt gehen?
- Gibt es noch andere Ursachen für Schmerzen im Bereich der Eierstöcke?
- Sind Eisprungschmerzen normal?
- Wie viele Frauen empfinden den Mittelschmerz?
- Wie lange halten Ovulationsschmerzen an?
- Wo genau spürt man den Eisprung?
- Allgemeinbefinden: Welche "Nebenwirkungen" kann der Eisprung haben?
- Gibt es noch andere Zyklusbeschwerden, die man während des Eisprungs verspüren kann?
- Was hilft gegen die Schmerzen rund um den Eisprung?
- Mittelschmerz und Verhütung: Kann ich trotz Pille einen Mittelschmerz haben?
- Können mir Mittelschmerzen dabei helfen, schwanger zu werden?
- Zur Person:
Du hast gerade nicht deine Regel und spürst dennoch ein Ziehen oder einen leichten Druck im Unterleib? Die Beschwerden fallen dir nicht jeden Monat auf und sind auch meistens zeitnah wieder weg? Dann spürst du vermutlich den sogenannten Mittelschmerz. Was es damit auf sich hat und wie dieser Schmerz mit dem Eisprung zusammenhängt, erklärt uns Prof. Dr. med. Mandy Mangler. Sie ist die Chefärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum und dem Vivantes Klinikum Neukölln in Berlin. 2022 erhielt sie den Berliner Frauenpreis, weil sie sich für mehr Gleichstellung und Diversität in der Medizin einsetzt.
Was ist der sogenannte "Mittelschmerz"?
"Als "Mittelschmerz" bezeichnet man in der Mitte des Zyklus das Spüren des Eisprungs", erklärt Prof. Dr. med. Mandy Mangler. Das zeige sich, laut MSD-Manual, in Form von plötzlich auftretenden Schmerzen während der Ovulation. Dieser Schmerz werde gewöhnlicherweise als geringgradiger, krampfartiger Schmerz beschrieben, so das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH).
Sind die Mittelschmerzen und die Schmerzen durch den Eisprung exakt dasselbe?
"Mittelschmerzen" und die "Schmerzen durch den Eisprung" seien nur zwei unterschiedliche Bezeichnungen für denselben Sachverhalt, erklärt die Gynäkologin Prof. Dr. med. Mandy Mangler.
Allerdings könne es verschiedene Ursachen haben: "Beim Eisprung wird aus dem Follikel (einer kleinen flüssigkeitsgefüllten Blase) im Eierstock eine Eizelle in Richtung Eileiter gespült. Dabei wird die Oberfläche vom Eierstock an einer Stelle sehr gedehnt, platzt dann auf und spült mit der Flüssigkeit des Follikels die Eizelle in Richtung Eileiter. Und dabei wird zum einen ein kleines bisschen Flüssigkeit frei, das in den Bauchraum gelangen kann. Und zum anderen kann das Aufreißen der Eierstockoberfläche schmerzen. Währenddessen können auch kleine Blutgefäße einreißen und eine Blutung verursachen. Eine oder mehrere der drei Schmerzursachen spüren manche Frauen und haben dann den sogenannten Mittelschmerz", erklärt Mangler. "Manchmal tut es aber auch gar nicht weh, denn viele Frauen spüren ihren Eisprung nicht."
Variiert die Stärke der Schmerzen?
"Manchmal kann der Schmerz nur ganz leicht sein", so Prof. Dr. med. Mandy Mangler, "manchmal halten die Beschwerden aber auch den Tag über an." Laut Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) könne der Ovulationsschmerz bei einigen Frauen jedoch auch stärker ausgeprägt sein. Die Stärke des Schmerzes könne von Monat zu Monat variieren.
Und wann muss man bei Mittelschmerzen zum Arzt gehen?
Das UKSH betont, dass es wichtig sei zu wissen, dass der Mittelschmerz nicht notwendigerweise ein Zeichen für eine Erkrankung darstelle. Häufig erfordere der Schmerz keine Behandlung. "Wenn die Schmerzen allerdings nicht mehr weggehen, sollte man zur Ärztin oder zum Arzt gehen", rät Prof. Dr. med. Mandy Mangler. "Ich hatte auch schon Patientinnen, bei denen beim Eisprung die Oberfläche vom Eierstock so stark einriss, dass eine stärkere Blutung entstand und sogar bis zu ein Liter Blut in den Bauchraum gelangte. Das ist sehr selten, kann aber passieren. Das heißt, wenn ich starke Schmerzen habe, die richtig stark sind und gar nicht mehr weggehen, dann muss ich zur Gynäkologin gehen."
Gibt es noch andere Ursachen für Schmerzen im Bereich der Eierstöcke?
Wenn du im Bereich der Eierstöcke Schmerzen und gerade nicht deinen Eisprung hast (weil du in einer anderen Zyklusphase bist oder die Pille nimmst), kann sich hinter den Beschwerden etwas anderes als der Mittelschmerz verbergen: "Es kommt immer ein bisschen darauf an, wie alt man ist und in welcher Zyklusphase man sich befindet", erläutert Mangler.
"Zum Beispiel kann es sein, dass man am Anfang des Zyklus Unterleibschmerzen hat, die in unterschiedlicher Ausprägung auftreten", führt die Ärztin aus. "Bei den Frauen mit sehr starken Schmerzen, könnte dann ein Verdacht auf Endometriose bestehen. Wenn es durch den Zyklus hinweg immer mal wieder weh tut und besonders gegen Ende des Zyklus vermehrt schmerzt, kann auch eine Eierstockzyste dahinterstecken. Oder Myome, gutartige Muskelknoten, können es auch manchmal sein."
Wenn du den Verdacht hast, dass deine sekundäre Menstruationsbeschwerden durch Ursachen wie Endometriose, Adenomyose, Myome, Polypen, oder Zysten verursacht werden, solltest du deine Ärztin oder deinen Arzt aufsuchen (vgl. Rena Föhr, know your flow, S. 149).
Sind Eisprungschmerzen normal?
Ja und nein, denn nicht jede Frau verspüre den Mittelschmerz, so Prof. Dr. Mandy Mangler. Je mehr man auf die Signale des Körpers achtet, desto eher könne man lernen den eigenen Eisprung wahrzunehmen, schildert sie. „Von daher lohnt es sich auch mal selbst zu überlegen, wann ich meinen Eisprung habe. Wenn man es ganz genau wissen will, kann man einen Urintest machen“, empfiehlt Mangler. Mit dem Test kann man die Höhe des Luteinisierenden Hormons (LH) bestimmen, das anzeige, dass der Eisprung stattfindet.
Wie viele Frauen empfinden den Mittelschmerz?
30 bis 40 Prozent aller Menschen mit Zyklus bemerken den Mittelschmerz, manche davon sogar in jedem Zyklus. Die Beraterin für Natürliche Familienplanung (NFP) Anne Schmuck führt in ihrem Buch aus: "Je nachdem, wodurch genau der Schmerz ausgelöst wird, ist auch seine Schwankungsbreite zum Eisprung sehr groß: So ist es möglich, bereits mehrere Tage vor dem Eisprung Mittelschmerz zu spüren. Darüber hinaus liegen unsere Organe im Bauchraum relativ eng zusammen, sodass es leicht passieren kann, ein Druckgefühl im Darm oder leichte Bauchschmerzen mit Mittelschmerz zu verwechseln." (vgl. Anne Schmuck, Meinen Zyklus lesen und verstehen, S. 75 f.)
Wie lange halten Ovulationsschmerzen an?
Im Gegensatz zu den Unterleibschmerzen während der Menstruation, dauert der Mittelschmerz gewöhnlich nicht über Tage an: "Beim Eisprung dauern die Schmerzen – ohne dass es zu einer stärkeren Blutung oder ähnlichem kommt – nur ein paar Stunden an. Und man merkt es nicht die ganze Zeit, sondern eher in Wellen", erklärt Prof. Dr. med. Mandy Mangler. "Es ist mehr wie ein Ziehen, das auch mal zwischendurch wegfallen kann und dann immer wieder über mehrere Stunden ab und zu mal auftaucht."
Wo genau spürt man den Eisprung?
Den Eisprung spüre man, laut Prof. Dr. med. Mandy Mangler, entweder auf der rechten oder auf der linken Beckenseite: "Und das ist interessanterweise bei jedem Zyklus anders: Ob die Eizelle im rechten oder linken Eierstock produziert wird, hängt vom Zufall ab. Das heißt, nur weil man es letztes Mal rechts gespürt hat, heißt es nicht, dass nächstes Mal die linke Seite dran ist."
Allgemeinbefinden: Welche "Nebenwirkungen" kann der Eisprung haben?
Der Eisprung habe eigentlich keine "Nebenwirkungen" und sei normalerweise nichts, das krankhafte Symptome hervorrufe, besänftigt Prof. Dr. med. Mandy Mangler. Im Gegenteil sei der Eisprung eher ein Zeichen der Gesundheit.
Wenn es dir nicht gut geht oder du sehr gestresst bist, kann sich der Eisprung verschieben. Dies führt Anne Schmuck in ihrem Buch "Meinen Zyklus lesen und verstehen" (S. 31) aus: "Im Gegensatz zur zweiten Zyklusphase ist die Länge der ersten Zyklusphase variabel und kann in besonderen Lebenssituationen, bei Stress oder Krankheit auch mehrere Wochen oder sogar Monate dauern. Dann verschiebt sich der Eisprung nach hinten und auch deine nächste Menstruation kommt später."
Gibt es noch andere Zyklusbeschwerden, die man während des Eisprungs verspüren kann?
Der Mittelschmerz ist eines der sekundären Körperzeichen des Menstruationszyklus. Weitere Körperzeichen während des Eisprungs können eine angestiegene Libido und dadurch ein verstärkter Sexwunsch sein sowie Schmierblutungen.
Diese entstehen durch einen Abfall der Östrogene, wodurch Zellen der obersten Schleimhautschicht in der Gebärmutter abgelöst werden, erklärt Anne Schmuck in ihrem neuen Buch: „Dadurch kommt es in manchen Fällen zu einer leichten Blutung. Möglicherweise bemerkst du in dieser Phase (eventuell auch nach Geschlechtsverkehr) blutigen, rötlichen oder bräunlichen Zervixschleim. Wenn diese leichte Zwischenblutung um deinen Temperaturanstieg herum auftritt, kannst du sie als zusätzliches Zeichen deiner fruchtbaren Tage verstehen.“ (vgl. Anne Schmuck, Meinen Zyklus lesen und verstehen, S. 75 f.)
Was hilft gegen die Schmerzen rund um den Eisprung?
Ähnlich wie bei Menstruationsbeschwerden helfe bei Schmerzen rund um den Eisprung vor allem Ruhe, so Prof. Dr. med. Mandy Mangler. Aber auch Hausmittel wie eine Wärmflasche, ein Heizkissen oder ein warmes Bad können, laut DAK-Gesundheit, die verkrampfte Muskulatur lösen und entspannen. Außerdem wirken Produkte, die Kräuter wie Mönchspfeffer, Frauenmantel oder Schafgarbe enthalten krampflösend und positiv auf deinen Hormonspiegel.
Apropos Hormone: Während des Eisprungs befinden sich die Hormone Östrogen und Testosteron auf ihrem Zyklushoch. Damit diese nicht übers Ziel hinausschießen, kannst du dem "durch deine Ernährung entgegenwirken, indem du sogenannte Kreuzblütler auf den Speiseplan setzt", empfiehlt Jessica Roch in ihrem Buch "Zyklus im Glück: Wie du PMS, Regelschmerzen und andere Hormonprobleme endlich loswirst" (S.61 f.): "Dazu gehören alle Kohlarten wie Brokkoli, Rosenkohl oder Wirsing, aber auch Kresse, Kohlrabi und Radieschen. Sie enthalten den sekundären Pflanzenstoff DIM (Diindolylmethan), ein Senfölglykosid, das zum einen die Entgiftung überschüssiger Östrogene durch die Leber verbessert und gleichzeitig die Umwandlung von Testosteron in Östrogen hemmt."
Mittelschmerz und Verhütung: Kann ich trotz Pille einen Mittelschmerz haben?
Durch hormonelle Verhütungsmittel wie die Anti-Baby-Pille wird der Eisprung unterdrückt. Du nimmst die Pille und hast dennoch das Gefühl einen Mittelschmerz zu spüren? "Dann kommt es ein bisschen darauf an, welche Pille man nimmt, aber meisten ist es dann eher ein Trugschluss", sagt Prof. Dr. med. Mandy Mangler.
Können mir Mittelschmerzen dabei helfen, schwanger zu werden?
Wenn du ein gutes Gespür für deinen Körper hast, kannst du durch das Spüren der Schmerzen in der Zyklusmitte circa abschätzen, wann du deinen Eisprung hast. Daher sei es als individuelles Körperzeichen spannend, den Mittelschmerz zu beobachten, so Anne Schmuck. Bei einem Kinderwunsch solltest du dich aber nicht nur danach richten, um deine fruchtbaren Tage zu identifizieren. Denn der Mittelschmerz sei nicht als verlässliches Anzeichen für den Eisprung zu werten, betont die NFP-Beraterin (vgl. Anne Schmuck, Meinen Zyklus lesen und verstehen, S. 75 f.).
Zur Person:
Prof. Dr. med. Mandy Mangler ist die Chefärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum und dem Vivantes Klinikum Neukölln in Berlin. 2022 erhielt sie den Berliner Frauenpreis für ihre innovative Aufklärung zur Gesundheit von Frauen und Mädchen und ihr Engagement für mehr Gleichberechtigung in der Medizin. Sie ist Autorin des Gynäkologie-Podcast "Gyncast" des Tagesspiegel.
Mandy Mangler ist Vorsitzende der Berliner Chefärzte und Chefärztinnen der BLFG e. V. (der Bundesarbeitsgemeinschaft Leitender Ärztinnen und Ärzte in der Frauenheilkunde und Geburtshilfe e. V.) und Vorsitzende der Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtsmedizin Berlin. Zudem ist die ehrenamtlich als 1. Mitglied des Vorstandes (Marburger Bund) der Ärztekammer Berlin tätig.
Quellen
Rena Föhr: know your flow. Unseren Zyklus verstehen für ein gutes Körpergefühl und besseren Sex. Piper Verlag GmbH: 1. Auflage (2023). 237 Seiten.
Jessica Roch: Zyklus im Glück: Wie du PMS, Regelschmerzen und andere Hormonprobleme endlich loswirst. GU Gesundheit: 1. Auflage (2022). 192 Seiten.
Anne Schmuck: Meinen Zyklus lesen und verstehen: Zyklusbewusst leben - Hormone in Balance bringen. Hilfe bei Menstruationsbeschwerden, PMS und PCOS. TRIAS Verlag: 1. Auflage (2024). 153 Seiten.
Wenn du dich noch weiter in die oben zitierten Bücher einlesen möchtest, findest du diese hier: