Anzeige ist raus

Niclas Matthei: Was du über den Anzeigenhauptmeister wissen musst!

Er ist der "Anzeigenhauptmeister". Niclas Matthei macht seine Heimatstadt sicherer - auf ungewöhnliche Weise.

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Gelbe oder orangefarbene Weste & Hose, Fahrrad, Smartphone und Falschparker-App - das ist das Werkzeug von Niclas Matthei. Der selbsternannte "Anzeigenhauptmeister" geht seiner Leidenschaft - dem Anzeigen von Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung - in der Regel in seiner Heimatstadt Gräfenhainichen (Sachsen-Anhalt) nach, doch davon abgesehen könnte er überall auftauchen. Denn Matthei hat ein ganz bestimmtes Ziel.

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Niclas Matthei: "Anzeigenhauptmeister"! Verkehrsdelikte anzeigen ist sein Hobby

Sein weinrotes Rad fährt Niclas Matthei nahezu jedes Wochenende durch Gräfenhainichen. Der 18-Jährige macht eigentlich eine Ausbildung im medizinischen Bereich, aber wann immer es die Zeit erlaubt, geht er seinem Hobby nach: Verkehrsverstöße melden.

Vorne prangt ein laminiertes Schild am Rad mit dem Kunstwort "POLZIFI", um ihm einen pseudo-offiziellen Anstrich zu verleihen. Denn schlecht zu sehen ist Matthei nicht, trägt er doch knallgelbe oder orangefarbene Warnkleidung mit Reflektorstreifen. Die Sorge, sich dabei Feinde zu machen, treibt ihn keineswegs um, wie er der "Bild" bestätigt: "Angst ist mir ein Fremdwort." Die Feinde wird es wohl trotzdem geben - immerhin hat er rein rechnerisch schon gute 8 Prozent der Bewohner*innen seiner Heimatstadt angezeigt. Und macht im Zweifel auch vor der Polizei nicht Halt:

Niclas Matthei kennt keine Gnade

Bei den Verstößen kennt Matthei keine Klage, wartet auf niemanden und fragt auch nicht freundlich nach. Entdeckt der Anzeigenhauptmeister eine*n Verkehrsünder*in, geht die Anzeige direkt per App raus ans Ordnungsamt. "Ohne Gesetz funktioniert die Gesellschaft nicht, da sind wir wieder in der Steinzeit. Und es werden andere gefährdet. Mit kleinen Dingen fängt das an", führt er als Begründung an.

Seine gnadenlose Art beschert ihm viele Freunde, aber der Stadt viel Geld. Allein im letzten Jahr hat Mattheis umtriebiges Anzeigeverhalten 140.995 Euro in die Stadtkassen von 84 Gemeinden gespült - auf 4247 Anzeigen verteilt. Allein durch 903 Falschparker*innen gab es 32.475 Euro für Gräfenhainichen.

Wird es ihm doch mal zu brenzlig, zögert er nicht, die Polizei hinzuzurufen - schließlich sind nicht alle ertappten Sünder*innen sofort einsichtig, wenn sie mal kurz das Auto abgestellt haben, wie in einem Videobeitrag vom Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" eindrücklich zu sehen ist. Ebenfalls nicht gefallen lässt er sich die Ausfälligkeiten, die sich manch eine Person in der Wut erlaubt - was neben seinem Hobby, an dem er selbst nichts verdient, nach einer zivilrechtlichen Klage auch bei ihm die Kasse klingeln lässt.

Niclas Matthei will den Weltrekord

Doch der "Anzeigenhauptmeister" ist mitnichten nur in Gräfenhainichen unterwegs, sondern geht seiner Leidenschaft auch immer wieder gezielt andernorts nach - auch über Bundesländergrenzen hinweg. "Mein Ziel ist es, in jeder Stadt, in jeder Gemeinde in ganz Deutschland einen Falschparker angezeigt zu haben", bekundet Matthei. "Das ist sicherlich eine Leistung, die ich als erster vollbracht habe."

Warum er das mit den Anzeigen überhaupt macht? "Das schadet zwar dem Einzelnen - dem Falschparker -, aber die Allgemeinheit hat einen Nutzen davon", erklärt Niclas Matthei selbstbewusst. Was aber nicht allen gefällt. Inzwischen gibt es sogar Drohungen gegen den 18-Jährigen, wie der Verein "Kinderseelenschützer e.V." auf Facebook mitgeteilt hat. Aber auch hier ist inzwischen ein Anwalt eingeschaltet - und der Anzeigenhauptmeister wird weiterhin selbstbewusst auf Streife gehen.