Paracetamol in der Schwangerschaft: Welche Folgen könnte es haben?
Studien zufolge könnte die Einnahme des Schmerzmittels Paracetamol während der Schwangerschaft Konsequenzen für das ungeborene Kind.
Dass schwangere Frauen nicht einfach blind zu Medikamenten greifen sollten, ist bekannt. Lange galt die Einnahme des Schmerzmittels Paracetamol in der Schwangerschaft als harmlos, doch Studien legen nahe, dass das Schmerzmittel den Fötus gefährden könnte: Sprachstörungen und erschwerte Fruchtbarkeit können angeblich auftreten. Vor allem Mädchen sollen davon betroffen sein.
Dennoch ist es so, dass auch Schwangere oder Frauen in der Stillzeit Schmerzen haben können. Daher ist es wichtig, vor der Einnahme von Paracetamol, Ibuprofen und Co. immer eine ärztliche Nutzen-Risiko-Abwägung machen zu lassen.
Paracetamol in der Schwangerschaft: Sprachstörungen bei den Mädchen?
Paracetamol in der Schwangerschaft ist nicht unbedenklich. Das Mittel, das unter anderem als Behandlung gegen Schmerzen eingenommen wird, könnte zu verschiedenen Problemen beim Baby führen, wie wissenschaftliche Studien nahelegen.
Laut einer schwedischen Studie um Professor Dr. Carl-Gustaf Bornehag von der Universität Karlstad könne die Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft beim Nachwuchs zu einer verzögerten Sprachentwicklung führen. Bei einem Test wurden 754 Frauen in der 8.-13. Schwangerschaftswoche gefragt, ob und wie viel Paracetamol sie eingenommen hätten. Der Urin der Probandinnen wurde zusätzlich untersucht.
Rund 60 Prozent der Frauen gaben an, während der Schwangerschaft Paracetamol geschluckt zu haben. Die Wissenschaftler untersuchten anschließend die Kinder der Probandinnen. Es stellte sich heraus, dass die Mädchen, deren Mütter das Schmerzmittel während der Schwangerschaft eingenommen hatten, mehr Defizite in der Sprache aufwiesen, als Mädchen, deren Mütter das Medikament während der Schwangerschaft nicht einnahmen.
Die Forscher wiesen allerdings darauf hin, dass die Studie nicht als Beweis ausreiche, um von der Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft dringlich abzuraten. "Wir brauchen natürlich mehr Studien, um vor allem auch die Mechanismen hinter dem beobachteten Zusammenhang zu verstehen. Aber bereits jetzt stellt sich die Frage, ob die Einnahme von Paracetamol in jedem Fall notwendig ist", sagte Professor Bornehag. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) merkte in einer Stellungnahme gegenüber der Pharmazeutischen Zeitung ebenfalls an, dass die Studie noch keine Gewissheit zu den Gefahren von Paracetamol liefere und bestätigt werden müsse.
Eine weitere Studie aus dem Jahr 2022 deutet darauf hin, dass bei der Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft zudem ein erhöhtes Risiko bestehe, dass das Kind Aufmerksamkeitsstörungen und Schlafstörungen entwickelt.
Bei der aktuellen Studie handelt es sich um die sogenannte First Baby Studie der Pennsylvania State University, für die 2.422 Mutter-Kind-Paare untersucht worden sind. Allerdings ist zu beachten, dass die Ergebnisse von Expert*innen zumindest kritisch gesehen werden, da die statistische Signifikanz nur sehr leicht feststellbar war und daher der Schluss, die Störungen hingen mit dem Paracetamol zusammen, infrage gestellt werden könnten.
Befragt wurden die Mütter lediglich in der 35. Schwangerschaftswoche und danach das Verhalten des Kindes im Alter von 3 Jahren. Problematisch ist auch, dass weder Dosis, Häufigkeit noch Zeitpunkt der Einnahme des Schmerzmittels durch die Schwangeren berücksichtigt wurde. Erst mit einer weiteren Studie, die diese Ergebnisse bestätigen könne, seien konkrete Aussagen machbar.
Kann Paracetamol in der Schwangerschaft unfruchtbar machen?
Eine 2016 veröffentlichte Studie aus Norwegen deutete zudem an, dass Paracetamol während der Schwangerschaft das Asthma-Risiko bei den Kindern erhöhen könnte. Dänische Forscher machten in der Folge eine Meta-Analyse dreier Studien mit Ratten und Mäusen. Das Ergebnis: Paracetamol könne in einer frühen Schwangerschaftsphase die Plazenta-Schranke überwinden und so die Anzahl der Oozyten (primären Eizellen) beim weiblichen Fötus vermindern.
Da wir alle nur eine begrenzte Zahl von Oozyten haben und diese mit dem Alter abnehmen, würde die Einnahme des Medikamentes also Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit des weiblichen Nachwuchses haben. Oder anders gesagt: Kommt ein Mädchen mit wenig Oozyten zur Welt, kann es später Probleme bekommen, schwanger zu werden.
Da die Studie bisher nur an Tieren getestet wurde, ist auch dieses Ergebnis kein Garant für die negativen Folgen der Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft. Sicher ist allerdings - und dazu rät auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte: Das Medikament sollte nur selten, so kurz wie nötig und in einer geringen Dosierung eingenommen werden. Das Gleiche gilt für die Stillzeit, denn der Wirkstoff Paracetamol wird in geringen Dosen über die Muttermilch ans Kind weitergegeben. Dennoch empfehlen wir dir, vorher immer ärztlich abzuklären, ob du Paracetamol in er Schwangerschaft nehmen solltest.
Neben der Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft, die also kritisch zu betrachten ist, gibt es natürlich auch andere Schmerzmittel wie Ibuprofen, Acetylsalicylsäure und Diclofenac. Doch auch diese solltest du bei Schmerz und Co. nicht einfach einnehmen, wenn du schwanger bist oder in der Stillzeit. Das Risiko fürs Baby und die kindliche Entwicklung ist während der gesamten Schwangerschaft zu hoch.
Schmerzmittel in der Schwangerschaft: Nutzen-Risiko-Abwägung immer mit Ärzt*in abklären
Generell ist es bei der Einnahme von Schmerzmitteln in der Schwangerschaft für die Mutter und das Kind immer wichtig, diese mit deiner behandelnden Ärzt*in abzuklären. Du solltest niemals eigenmächtig Medikamente als Behandlung von Schmerzen in der Schwangerschaft - oder allem anderen - zu dir nehmen.
Dabei ist es egal, ob du Kopfschmerzen hast oder Fieber senken möchtest. In der Schwangerschaft solltest du Schmerzmittel - egal ob der Wirkstoff Paracetamol, Ibuprofen, ASS oder Diclofenac ist - niemals ohne Rücksprache einnehmen.
Gerade bei NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika) wie Ibuprofen kann die Einnahme schwerwiegend sein, da bereits eine Einnahme über wenige Tage ab der 20. Schwangerschaftswoche beim Baby für Nierenprobleme sorgen kann. Das Nutzen-Risiko-Verhältnis und die Dosierung von Schmerzmitteln in der Schwangerschaft kann nur medizinisches Fachpersonal beurteilen, genauso wie bei allen anderen Arzneimitteln auch. Nur dann kannst du dir sicher sein, dass dein Kind vor den möglichen Risiken der Schmerzmittel in der Schwangerschaft so gut es geht geschützt ist.
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