Studie

Social Media-Sucht bei Kindern - Zahlen haben sich verdoppelt

Laut einer aktuellen Studie hat sich die Social-Media-Sucht bei Kindern und Jugendlichen seit 2019 fast verdoppelt.

Rund 360.000 Kinder und Jugendliche sind süchtig nach Social Media
Rund 360.000 Kinder und Jugendliche sind süchtig nach Social Media. Foto: iStock/Orbon Alija
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Die Corona-Pandemie hat einige Spuren hinterlassen – auch bei Kindern und Jugendlichen. So sind fast doppelt so viele Kinder und Jugendliche im Vergleich zu 2019 laut einer aktuellen Studie der DAK-Gesundheit und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) süchtig nach Social Media. Das hat teils fatale Folgen.

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Social Media-Nutzung bei vielen Kindern und Jugendlichen problematisch

Die Mediensucht von jungen Heranwachsenden zwischen 10 und 17 Jahren hat sich in und nach der Pandemie deutlich zum Negativen verändert. Wie die DAK-Studie ermittelte*, stufen Expert*innen das Nutzungsverhalten von Social Media bei knapp 25 Prozent der Minderjährigen aktuell als riskant ein. Das entspricht hochgerechnet etwa 1,3 Millionen Mädchen und Jungen und damit dreimal so viele wie 2019.

Außerdem wurde ermittelt, dass sechs Prozent der 10- bis 17-Jährigen derzeit die Suchtkriterien einer pathologischen Nutzung erfüllen. Hochgerechnet sind das 360.000 Kinder und Jugendliche und damit fast doppelt so viele wie vor vier Jahren.

Gesundheitliche Folgen der Social Media-Sucht

Eine "riskante" Nutzung wird von Sucht-Expert*innen durch einen häufigen und langen Gebrauch mit einem erhöhten Risiko für schädliche Folgen für die physische oder psychische Gesundheit eingestuft.

"Pathologisch" meint eine Nutzung mit Kontrollverlust bezogen auf die Dauer und Häufigkeit, einer zunehmenden Priorisierung im Vergleich zu anderen Freizeitaktivitäten sowie einer Fortsetzung der Social Media-Nutzung trotz negativer Konsequenzen. Die Folgen sind deutliche Störungen in familiären und sozialen Bereichen, darunter Ausbildung und Beruf. "Ein Stillstand in der psychosozialen Reifung ist die Folge", sagt Prof. Rainer Thomasius, Studienleiter und Ärztlicher Leiter am Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) am UKE Hamburg.

"Psychisch belastete Jugendliche neigen oftmals vermehrt zu problematischem Nutzungsverhalten bei sozialen Medien", so Thomasius. Gleichzeitig führe die übermäßige Nutzung zu neuen Problemen und erhöhten psychischen Belastungen. "Es entsteht ein Teufelskreis", so Thomasius.

Handlungsbedarf gefordert

Wie die Studie zeigte, gab jedes vierte bis fünftes Elternteil an, sich Sorgen um die Mediennutzung des Kindes zu machen und fast jedes dritte Elternteil sieht sich beim Thema nicht als Vorbild.

Doch die Medienkompetenz der Eltern und ein gesunder Mediengebrauch haben starken Einfluss auf das Nutzungsverhalten ihrer Kinder. "Eltern mit einer hohen digitalen erzieherischen Selbstwirksamkeit stellen deutlich häufiger Regeln für medienfreie Zeiten auf", sagt Prof. Thomasius.

Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen e.V. (BVKJ), Dr. Michael Hubmann, sieht auch eine gesellschaftliche Verantwortung, "um diesem besorgniserregenden Trend entgegenzuwirken". Die Studie zeige die "dringende Notwendigkeit, gezielte Maßnahmen zu ergreifen", so Hubmann. Die Medienkompetenz und ein bewusster Umgang mit digitalen Medien müssen gefördert und präventive Programme implementiert werden.

*Dies weltweit einzigartige Studie fragt in bundesweit 1.200 Familien in sechs Wellen die digitale Mediennutzung von Kindern und deren Eltern ab.

Im Video: Die Vor- und Nachteile von Social Media

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Artikelbild und Social Media: iStock/Orbon Alija